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Es ist 13:40 Uhr und eigentlich sollte ich jetzt durch die Sporthalle rennen, aber mit Sport bin ich erst mal fertig. Eigentlich bin ich gerade so mit ziemlich allem fertig. Das erinnert mich an meine Zeit vor fünf Jahren. Ich fühle mich jetzt in diesem Moment genau so. Nur, dass mich keine Mitschüler fertig machen, sondern mein eigenes Leben hat sich von selbst entschieden, mich kaputt zu machen.
Damals habe ich aufgehört in die Schule zu gehen und ich habe wieder genau dasselbe Gefühl: Keine Lust zum Lernen, keine Lust raus zu gehen, keine Lust jemanden zu sehen, keine Lust überhaupt noch irgendetwas zu machen.
Und das schlimmste ist, dass ich keine Ahnung habe, woher das kommen könnte. Kai gehe ich wohl auf den Keks, also rufe ich erst einmal nicht mehr an. Mein Handy ist aus. So fehlt mir zwar der Wecker morgens, doch ich habe ja noch mein Radio mit nervenzersägendem Ton.
Das erste, was ich mir kaufe, wenn ich ausziehe, wird also ein Wecker sein. Und eine Waage, obwohl ich die ja eigentlich nicht brauche, weil ich sowieso nicht mehr über die 45 kommen werde…und das ist eigentlich schlecht, denn ich esse so viel Zeug, was andere dick macht, wenn sie es nur ansehen.

Aber ich schweife ab…

Es geht um mein Problem, dass ich gerade versuche zu analysieren. Es geht um den Knoten in mir, der sich immer mehr zusammenzieht und einen luftleeren Raum, ein Nichts in mir schafft.
Und am liebsten würde ich jetzt in diesem Moment Heim gehen, mich ins Bett legen und nicht mehr aufstehen. Aber vorerst muss ich noch ein Referat über die chinesischen Menschenrechte halten. (Das sollten wir schon vor sechs Wochen halten, aber da kam immer was dazwischen.) Ansonsten wäre ich heute auch gar nicht in die Schule gegangen. Meine Klassenkameradinnen zählen auf mich und ich muss einfach meinen Part vortragen. Vor allem, da bereits eine von uns fehlt. Und warum sollten sie darunter leiden, dass ich komplett angeschlagen und am Durchdrehen bin?

Heute Morgen habe ich übrigens den Bus verpasst…mal wieder. Es hat einfach nichts mehr eine Priorität. Mir ist alles gerade so egal, obwohl ich das nicht will.
Ich will doch eigentlich lernen, zur Schule gehen, frei sein, leben…aber irgendwie geht das nicht. Irgendwie soll es nicht so sein. Irgendwie vermag nichts mehr diese Leere in mir zu füllen.
Vor einer halben Stunde habe ich zwei Zigaretten geraucht, aber das hilft auch nicht. War ja auch eigentlich abzusehen.

Ich denke, ich sollte ein bisschen aufräumen. Und zwar nicht mein Zimmer, sondern mein Leben. Mein Pädagogiklehrer hat übrigens meinen Blog gelesen. Diesen hier. Zur perfekten Zeit natürlich, aber was soll‘s. Ich denke, ich werde mal mit ihm reden. Und entweder ich gehe danach komplett kaputt und verfalle dem Zynismus, oder er weiß mir einen Rat.

Dieses Wochenende werde ich wohl nichts mehr groß machen. Ich werde zum Friseur gehen und wie ich meine Friseurin kenne, die es nur gut meint, will sie mich raus locken. Aber ich werde nein sagen. Denn so angeschlagen wie ich bin bringt meine Visage niemandem etwas. Und ich habe es satt, nur eine Rolle zu spielen und in den Kneipen zu lächeln, als wär nichts, zu trinken, als gäbe es keinen Morgen und meine ganze Zigarettenschachtel aus Frust leer zu rauchen. Ich habe es einfach so satt…mich zu verlieben hat mir den Rest gegeben. Danke auch…

Und es wird jetzt Zeit…ich muss mein Referat halten. Bis dann, mein liebster Blog und meine treuen Leser…ich melde mich wieder, wenn ich das mit meinem Lehrer geklärt habe und…naja…wenn ich mit den Hausaufgaben fertig bin. Denn zumindest das sollte ich machen. Denn wenn ich jetzt den Faden verliere, dann kann ich auch gleich den ganzen Garn an die Wand schmeißen und einen neuen nehmen.

EDIT:
1. Die chinesischen Menschenrechte hinter sich zu haben ist eine Befreiung…
2. Ich bin wieder halbwegs auf einem normalen Level…
3. Kai meldet sich nicht. Sein Pech! Dann gehe ich einfach mal morgen in den Eisbär und mache reinen Tisch.