Ich weiß nicht, wie die Begriffsinterpretation genau ist, aber für mich hat das Wörtchen naiv immer etwas mit Optimismus zu tun. Und dennoch ist es für mich eine negative Eigenschaft ganz nach dem Motto „blind ins Verderben rennen“ und sich dann wundern, warum das so ist. Aber man ist ja Optimist. Beim nächsten Mal klappt’s dann wieder.
Seit vier Jahren nun schon hasse ich das Wörtchen Naivität. Und dennoch bin ich es immer wieder und das schlimmste daran ist wohl, dass ich wissend und mit offenen Augen ins Verderben renne. Naiver Pessimismus? Oder einfach das letzte Fünkchen Hoffnung?
Vielleicht ist es wie bei LOA, the secrect, Murphys Gesetz und den sich selbst erfüllenden Prophezeiungen und es kommt allein auf die Vorstellung an. Und Zweifel machen einem alles madig (mein neues Lieblingswort…). Aber stimmt das wirklich? Vielleicht denke ich ja positiv und handle ganz anders. Vielleicht habe ich trotz allem ja auch diese Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Vielleicht bin ich ja doch im Herzen Optimist und meine Seele ist nicht schwarz und von Würmern zerfrssen, sondern hell erleuchtet.
…
Doch wenn ich mir meine Texte durchlese, muss ich diese Theorie sofort wieder verwerfen. Stellt sich nur die Frage, ob man aus diesem Teufelskreis wieder heraus kommt. Ich glaube nicht.
Positiv denken ist mir zu komliziert…aber ich kann dennoch nicht ausschließen, dass ein Fünkchen davon in mir ist. Sonst gäbe es ja auch den Schatten nicht…so ganz ohne Licht.
Vielleicht sollte ich das Licht mehr aufdrehen, damit der Schatten kleiner wird? Ich muss ja nicht vollständig optimistisch werden.
Außerdem hat ein Optimist hat auch nicht mehr Glück als ich. Das kann genau so krankhaft sein wie mein Pessimismus. Der Unterschied ist nur, dass sie sich ihres Leides erfreuen und sich gleich mit hoffenden Äuglein ins nächste stürzen, während ich vorsichtig bleibe, die Welt verfluche und am Ende hinterherspringe, obwohl ich weiß, wie das wieder enden wird. Und meistens habe ich recht.
Also Tati, Optimisten sind für mich lachende Masochisten. Und das ist doch auch irgendwie krank…
Und das Thema Liebe (um es an einem ganz tollen Beispiel zu veranschaulichen) liegt erst einmal auf dem Abstellgleis. In spätestens ein bis zwei Wochen löst sich das von selbst. Und da mein boyfriend besseres zu tun hat, als sich um sein verstörtes girlfriend zu kümmern hat das girlfriend nun auch besseres zu tun, als hinterherzurennen. Mir ist das zu doof. Da kommt wieder einmal meine rationale Ader heraus, aber das ist mir egal. Emotionen hatte ich die letzten Tage genug. Und wer war letztendlich da? Tati und Mary. Und Kai hat zwar meine Hand gehalten, aber irgendwie bringt das auch nichts. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie habe ich das so kommen sehen. Er hatte früher einige gute Gedankenanregungen parat, aber die bringen ihm nichts, wenn er selbst mit drinsteckt. Er tut so, als wäre ich als einzige verliebt und er gar nicht davon betroffen. Und das muss ich mir nicht antun. Am liebsten würde ich heute Abend nach S. mit dem Bus fahren, ihm sein Armband auf den Tisch knallen und gehen mit den Worten, er könne sich ja mal melden. Aber das wäre irgendwie egoistisch, da der auch genug um die Ohren hat, also mache ich das, was richtig ist. Ich melde mich nicht und warte ab, was passiert, bevor ich einen Fehler mache.
Und ich weiß nicht, ob ich es bereue, dass ich auf dieses Spiel der Liebe eingegangen bin. Eigentlich nicht. Eigentlch hatten wir nette Tage. Und ich sage deshalb Spiel, weil es mir so vorkommt. Ein Ein-Mann/Frau-Schauspiel wobei die Frau die liebende ist und nicht nur spielt und der Mann 1000 Gesichter hat.
Wenn ihr mich fragt, glaube ich, dass das enden wird. Ob böse oder gut oder dramatisch, das sei so dahin gestellt. Aber es wird mit Sicherheit enden, weil wir einfach zu unterschiedlich sind und mein Herz so langsam resigniert. Meine Erfahrung lehrt mich jedoch, dass das nicht für immer sein wird. Irgendwann werde ich wieder doof und naiv jemanden lieben in der Hoffnung, dass alles gut enden wird. Erstaunlich, was Hormone alles so bewirken…und wie schnell die Realität wieder kommt.
Ja…wir sind alle alleine. Und lieber alleine alleine, als in einer Beziehung alleine.