Eigentlich wollte ich mal einen längeren Text über Selbstmord schreiben. Eigentlich schiebe ich das auch immer vor mir her. Und eigentlich wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt für ein Brainstorming. Später kann ich dann auf mein Gedankengut wieder zurückgreifen. Und da mein Lehrer den Selbstmord von Robert Enke erwähnt hat, über den ich mir schon seit heute morgen um halb sechs Gedanken mache, schreibe ich auch ein paar Zeilen und meine Gedanken zum Thema Selbstmord. Etwas unzusammenhängend, aber die Formulierungen werden reichen.
Ich versuche mich nicht zu echauffieren…
Früher war es auch nur Trauer von der Gesellschaft mehr oder weniger „unterdrückt“ zu werden. Heute ist es einfach nur Wut, Hass und ein starker Wille, dass sich etwas ändert…
Ich habe vor ein paar Jahren zu dem Buch „A long way down“ von Nick Hornby ein Referat gehalten. Dazu sollten wir noch ein spezielles Thema herausarbeiten und Suizid erschien mir am passendsten. Außerdem ist das ein sehr interessantes Thema.
Ich habe mich damals noch leicht aufgeregt, weil Suizid in den Medien zensiert wird und auch sonst keiner wirklich recherchieren mag, wie es eigentlich dazu kommt. Aber heute kann ich mir die Gründe dafür denken und kann selbstverständlich nachvollziehen, dass die Ergründung dieses Themas die Komplexität des Fernsehens weit überschreiten würde.
Alle erforschen irgendeinen langlebigen Mist, aber warum sich ein Individuum, EIN Mensch (nicht die Masse natürlich) umbringt, interessiert keinen, will keiner hören. Der Tod geht an einem vorbei, tragisch, tralala, man trauert und gut is. Keiner will darüber nachdenken. Keiner hat Schuld.
Ich will nicht behaupten, dass jeder einzelne Schuld hat, wenn einer vor den Zug springt. Aber alle zusammen, als Masse, als Gesellschaft, haben wir sogar sehr wohl Schuld.
Denn Gesellschaft ist Masse.
Masse zwingt zu Anpassung.
Anpassung ist Unterdrückung.
Unterdrückung ist Leid.
Leid wird zu Depression.
Depression führt (nicht immer, aber immer öfter) zum Tod. Freitod. Selbstmord. Suizid.
Ich sehe die Gesellschaft mit ihren Medien und Trends und diesem und jenem als einen der ausschlaggebenden Faktoren für einen Suizid. Nicht unbedingt als einzigen, aber als einen sehr großen.
Liebe führt auch zu Tod, das weiß ich aus eigener Erfahrung und von jemandem, der mit Leid und Liebe im Herzen vor den Zug gesprungen ist. Jemand, der 23 lang nur verarscht worden ist, wie man so schön sagt. Jemand ohne wirklichen Halt zu Eltern. Jemand, der sich verliebt hat und dessen Partner sie wie Dreck behandelt hat. Männer sollten sich lieber zweimal überlegen, ob sie fremdgehen und mit der halben Kleinstadt vögeln. Das nur am Rande und unzensiert. Und ja, stellt euch vor! Man[n] kann auch alleine in dieser Welt überleben.
[Aber wenn ich mich jetzt auch noch über den Sinn von Beziehungen echauffiere, komme ich ganz durcheinander…]
Warum können labile Menschen, Menschen mit Herz und Gefühl, Menschen, die nachdenken, nicht überleben? Warum ist es so schwer hier zu leben?
Weil alles monoton wird. Alles gleich. Nichts mehr Freude macht und man keinem mehr vertrauen kann. Weil man im Grunde genommen alleine ist. Im Nichts. Und weil man, egal wohin man sieht, einsehen muss, dass es nicht so sein sollte. Gezwungen glücklich zu sein. Gezwungen glücklich sein. Und genau da fängt das komplizierte an Depressionen und Suizid an. Wenn einer nichts sagt, weil ihn sowieso keiner verstehen wird. Wenn einer wirklich Hilfe braucht und nichts sagt…nichts tut…dann kann es nur ein kleiner Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt. Kurzschlussreaktion und weg. Sieht keiner. Merkt keiner. Redet keiner drüber.
Selbstverständlich bilden Berühmtheiten keine Ausnahme. Es steht groß in Zeitungen, wird tausendmal im Radio gesagt, Pressekonferenzen finden statt, aber keinen vermag es das Gefühl zu haben, dahinter zu blicken. Ich bin nur mal gespannt, ob man als normal sterblicher Auszüge aus dem Abschiedsbrief von Robert Enke zu sehen bekommt…wahrscheinlich eher nicht.
Ich befürworte natürlich nicht den Suizid. Ich kann nur einiges nachvollziehen. In den letzten Monaten, Jahren habe ich einiges darüber gelernt ohne auch wirklich je darüber nachgedacht zu haben. Leid ist nun einmal Muse für uns „Künstler“.
Und genau dieses Leid macht das Leben aus. Im Nichts überleben. Sich durchkämpfen. Sich einfach in den Kopf brennen, dass es nur sich selbst gibt. Sich von jeglichen Vorgaben fürs Leben zu distanzieren. Das ist schwer. Verdammt schwer sogar, wenn einem andere auf der anderen Seite des Ozeans erschienen. Wenn man sich jeden Tag ermahnen muss, sein Ziel zu verfolgen. Und eine Depression ist etwas, das einen so dermaßen unbeschreiblich runterzieht und ich weiß von mir selbst, dass es nicht leicht ist das zu bewältigen…und es ist wie beim Murphy…ein negatives Stichwort und alles bricht wieder zusammen.
Ich selbst stelle mir das Leben gerne mal wie eine kaputte Vase vor, die man zusammenkleben muss. Und nach jedem Schicksalsschlag darf man sie noch mal kleben. Und wieder, wieder, wieder,… Ich frage mich nur, wann sie endlich mal ganz sein wird…