Willful ignorance 2.0

Mir fällt kein besserer Titel ein. Jedenfalls hat Jo endlich verstanden, dass ich ihn weder ansehe, noch direkt anspreche. Er macht es mir nun gleich. Oder…er macht es schlimmer. Er will nicht mal zum Whisky auf den Nachhauseweg zu U., meinem Dad, kommen. Der hat nämlich gestern einen Kumpel von seiner Kneipentour mitgebracht, den Pseudo-Engländer, der wiederum Jo angerufen hat und wollte, dass er sich irgendwelche Zigaretten abholt. Ich saß natürlich vor meinem Zimmer im zweiten Stock und hab mir angehört, was unten so geredet wird. Aber ursprünglich hatte ich das nicht vor. Ich war schon im Bett,  da hörte ich eine Stimme. Und ich bin recht neugierig, was das angeht. Es war die Stimme vom Pseudo-Engländer, der durch sein mobilephone Jo angeschrien und -gefleht hat.
Heute erfahre ich dann, dass sich Jo nicht nur betrunken, sondern auch am morgen danach nicht mehr blicken lässt. Gestern ist er ganz früh Heim. Heute putzt er seine küchenlose Wohnung und lässt niemanden rein.
U. ist verwirrt. Meine Mum lacht sich tot. Und mich…lässt das kalt. Ich weiß nicht, warum er sich so aufspielt. Ist’s wegen mir, oder seinen Problemen über die er nicht redet…egal. In mir ist mittlerweile so etwas, das verhindert jegliches Mitleid. Eine Barrikade.

Ich saß gestern mit U. alleine an einem Tisch vor dem Nest, dann kam der Zuhälter um nachher Fußball gucken zu gehen. Dazu kam dann der Wal-y mit seinem Hund. Irgendwann kamen Jo und A. Ich vermute, A. hat Jo überredet, denn der sträubte sich etwas. Als er dann neben mir sitzen musste, tat er so als wäre ich nicht da. Normalerweise gäbe es da einen Skandal. Und er ignorierte mich so perfekt, wie ich ihn ignorierte. Genau in dem Moment dieser Erkenntnis, sagte Wal-y seine berühmte Floskel „So ischs gworde…“ Ich musste lächeln, was mir skeptische Blicke vom Zuhälter einbrachte. Wal-y darf ich demnächst musiktechnisch zur Seite stehen. Er hat die geniale Idee, seine Musik über die Kneipen zu verteilen, damit überall gescheite Musik läuft. Ich habe nichts gesagt, da ich seinen Musikgeschmack nicht kenne… Ich kenne aber auch Leute… Da hat jeder wahrhaftig seinen eigenen Charakter. Seine Persönlichkeit mit allen Macken und Pluspunkten.
Irgendwann nach dem zweiten Bacardi Orange ging mir dann Jo’s Geschwafel auf den Keks und ich trank aus, verabschiedete mich von denen, die noch da waren, winkte über Jo hinweg zu Wal-y zu und verschwand. Jo schwieg.
Eigentlich wollte ich ja noch nicht gehen…eigentlich wollte ich einen Salat bestellen und noch was trinken. Aber dann müsste ich warten, bis Jo sich auf den Weg ins dunkle Irish Pub machen würde um Fußball zu gucken. Und wahrscheinlich, wenn ich Pech gehabt hätte, wäre er am Tisch sitzen geblieben. Mit mir. Und da ich so etwas mit Verlaub nicht mehr verantworten kann, bin ich Heim. Früher bin ich gegangen, weil er nicht an meinem Tisch saß, weil er gar nicht da war…heute gehe ich, weil er gerade das tut.
Mir fällt gerade auf, ich schreibe immer noch sehr viel über ihn. Aber es macht mir nicht aus. Schreiben soll mir ja auch helfen mit all dem um mich herum fertig zu werden. Außerdem ist das mein Leben und es sind meine Gedanken, ansonsten kann die ja niemand festhalten. Ich mache das gerne. Ich schreibe auch ehrlich gesagt gerne über Jo, weil er eine interessante Person ist. Kai meint immer, dass der nichts Besonderes sei. Ich finde, er hat unrecht. Und Liebe habe ich nicht mehr im Sinn. Ich denke jetzt nur noch über die Person nach und nicht was dahintersteckt. Bis jetzt klappt das ganz gut und ich werde nicht rückfällig.

Jedenfalls waren mir die Samstage lieber, an denen man noch IN der Kneipe saß. Mich andauernd mit LF 50 eincremen zu müssen nervt etwas. Besonders weil ich schon in Hotpans rumrenne. Ich frage mich, wie ich den Sommer überstehen soll…
Eigenartig. Jo verträgt die Sonne genauso wenig wie ich und sogar Dieter, der Krankenhaus-Koch, hat sich in die Sonne gesetzt! Und der verbarikadiert sich ja immer in der Kneipe und hüllt sich in den Rauch seiner Selbstgedrehten…irgendwann gebe ich ihm mal ein Bier aus und als Gegenleistung soll er mir ein paar Zigaretten drehen. Dieter ist witzig. Als ich noch am Kneipentagebuch geschrieben habe, war er immer so schockiert, weil er nicht drin vorkommen wollte. Kam er aber.
Am Anfang des Kneipentagebuches hatte ich auch nichts Böses im Sinn. Es ist alls genau so passiert, wie ich es aufgeschrieben habe. Und damals war mir die Kneipe noch wichtiger als heute, so dass ich aus dem Kopf eine enorme Anzahl an Seiten füllte. Seiten, die von Besuchen handelten, die schon sein Wochen her waren. Und am Ende…na ja, da wollte ich das dann veröffentlichen. Mit abgeänderten Namen. Hat sich nur kein Verlag dafür interessiert. Wär aber lustig gewesen, da mein Nest keine normale Kneipe ist und meine Besuche dort auch einen Hintergrund haben. Ich bin die jüngste. Von allen…Durch mich reicht die Spanne also von 19 bis 70. So gut wie alles meine Freunde. Ich sollte wirklich mal eine Liste von allen machen…die heißen übrigens zum allergrößten Teil nicht so wie es hier steht. Die Abkürzungen stimmen zum Teil. Von den Namen nur wenige.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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