Guter Ausklang

Anstatt vor Power umzukommen habe ich zur Abwechslung mal das Schicksal herausgefordert und mich in die Hölle des Löwen* begeben, sprich an den gleichen Tisch wie Jo.
Ich ergänze an dieser Stelle noch die Sucht „Abenteuer“…wenn man unbedingt etwas erleben muss. S O F O R T !
Ich glaube, ich muss mal eine neue zusammenfassende Liste an Süchten machen…jetzt wo ich die 100 schon auf dem Buckel habe.

*extra so geschrieben und patentiert für Kai/K. und seine Rechtscheibrung

Ich dachte mir um vier Uhr: Okay. Nachher gehst du noch eine Runde joggen, da kannst du auch noch die ein bis zwei Stunden bis dahin in der Sonne im schönen Gärtchen vom Nest sitzen. Und ich zog natürlich was ganz kurzes an. Haute alle schön von ihren Plastikstühlen. Von weitem sahen mich schon A. und U. und meinten, da sei ja noch die andere von der Family. Jo drehte sich um und meinte (um vier Uhr mittags) „Guten Morgen!“ Ich murmelte etwas von „Morgen“ und setzte mich ihm gegenüber. Ich bestellte ein Bacardi Orange, was natürlich wieder als Gesprächsstoff gewertet wurde.
Jo wunderte sich darüber, dass ich das überhaupt trank.
A. meinte, ob man das noch trinkt, sprich, ob das noch „in“ sei.
R., der auch am Tisch saß, sah mich nur skeptisch an und schwieg. Ich weiß, eigentlich ist er nett…aber A. war mal sein Chef und da hielt er sich wohl lieber zurück. Außerdem gibt es da noch so einige Dinge…ich glaube, ich würde auch so gucken, wenn ich er wäre. Das hat alles irgendwie mit Geldnot und Schulden zu tun.
U. meinte, er bräuchte für jemanden eine riesige, leere drei Liter Flasche davon. Jo hielt sich für eine drei Liter volle Flasche Bacardi, wobei ihm niemand widersprach. Dann fragte er für wen die denn sein soll. U. antwortete nicht. Jo wiederholte die Frage nochmal, und diesmal fragte er zusätzlich: „Männlich oder Weiblich??“ U. antwortete „Jugendlich.“ worauf Jo mich demonstrativ ansah und meinte, nein, das könne er ja gar nicht gebrauchen. Ich nippte an meinem Getränk und schwieg. Vor ein bis zwei Monaten hätte ich ihm dafür eine reingehauen und/oder ihm den Mittelfinger gezeigt. Dann hätte ich „verpiss dich“ gesagt und er „verpiss du dich doch“ und ich „nein du“ und er „du sitzt an meinen Tisch in meiner Kneipe, also verpisst du dich!!“ Zum Glück bleibt mir das erspart…
Das nächste Thema war das mit den Jugendlichen und dem Methanol in der Türkei. Jo hatte das natürlich angeschlagen und redete irgendetwas Zusammenhangloses von wegen Methanol sei ein Gas. Ich rächte mich mit Stil und meinte „Nein, Methan ist das Gas…Methanol ist flüssig.“ worauf er mich mit einem Gesichtsausdruck ansah, der sich unter seiner dunklen Sonnenbrille, die die letzte Nacht verschleiern sollte, nicht deuten ließ. Er verstand mich nicht, weil ich selten etwas sage. Er meint immer, man muss „Scheißdreck schwätzen“ können. Ich nicht.
U. wiederholte meine chemische Feststellung und Jo würde mich normalerweise in so einem Moment anlächeln und mit mit mir eine Diskussion anfangen. Aber ich hatte auch eine Sonnenbrille an und grinste einfach nur frech über sein fehlendes bzw falsches Wissen. Dann vibrierte mein Plastikstuhl und es ertönte die Anfangsmelodie von der Addams-Familie. Mein Handy klingelte. Ich sah nur was mit M… und da mir niemand anderes einfiel, der mich sonst anrufen würde, rief ich meine beste Freundin Maze zurück, die gerade bei ihrem Flensburger 1000 km weiter weg ist. Sie meinte, sie hätte mich nicht angerufen. Dann sah ich nochmal ganz genau aufs Display und da stand eine andere Freundin, die auch mit M anfängt: Mary. Und die meinte, sie steht bei mir vor dem Haus. Ich sah auf mein fast volles Glas und meinte, ich sei gleich da. Dann trank ich auf Ex. Und je mehr ich trank, desto schockierter wurde der Gesichtsausdruck von Jo, der seine Sonnenbrille dazu nutze mich ab und zu legal zu beobachten. Als ich das leere Glas abstellte, meinte er: „Hey, die kleine ist ne Säuferin!“ Und A. meinte nur „Ey!“ und U. „Na sowas…“ R. schwieg kritisch. Dann zahlte ich selbst vor Jo’s Augen; stand auf und flötete in süßester Klein-Mädchen-Stimme: „Ich muss wieder lo-hos!“ Jo sah mich zum Abschluss noch an und am liebsten hätte er mich zurückgehalten. Es sah zumindest danach aus. „Mistkerl“ dachte ich und ging ohne auf sein „Lass es dir gut gehen!“ einzugehen.
Er schwätzt wirklich viel Scheißdreck. Besonders aus seinem Leben. Vor über 25 Jahren war er mal verheiratet gewesen zum Beispiel und er war nicht beim Bund gewesen, etc. „Ein Schwank aus der Jugend“ wie er es nennen würde. Das fragte er mich ziemlich oft: „Also, erzähl mal einen Schwank aus deiner Jugend!“ Was sollte ich ihm denn da erzählen? Ich fragte nur „Welche Jugend denn?!“ Was ich so erlebe geht ihn nichts mehr an. Eigentlich hatte er mich damals auch nur aufgefordert, weil ihm in seinem Zustand nichts mehr einfiel.
Mal sehen, ob ich die Stelle im Tagebuch habe:

[…]Jo redete mal wieder ununterbrochen. Wie immer, wenn er sich an etwas festgebissen hatte. Irgendwann merkte er, dass ich ja auch da bin und meinte: „Ja, Julia, jetzt erzähl doch mal einen Schwank aus deiner Jugendzeit!“ Ich blickte in mein Glas und fragte nur: „Welche Jugendzeit denn?“[…]

Ach ja, der Wirt hat sich gerächt und seiner Frau das Auto geklaut…also eine Katz- und Maus-Beziehung.

Ich breitete die Arme aus und empfing Mary mit den Worten: „Du hast mich vor Jo gerettet!!“ Sie erzählte etwas von Ex-Freund und dass der sich wieder gemeldet hätte und ich hörte ihr zu. Wir liefen so einige Zeit, dann zu mir an dem Computer um ihren Ex-Ex-Freund im SchülerVZ auszuspionieren.
Wir unterhielten uns auserdem über…

Die Liste:
Eigentlich eine kindische Idee, aber witzig. Mary ist im Gegensatz zu mir noch so naiv. Sie wird’s hoffentlich noch lernen… Schon vor einer Ewigkeit hatten wir die Liste erstellt – für sie. Und zwar stand da alles über ihren Traumtyp drauf. Wie er aussehen sollte, wie er so sein sollte,…aber bei ihr vor allem das Äußere. Die Liste wurde von ihrem Ex-Freund zerstört, der merkte, dass er nicht ihr Traumtyp war. Nun…sie hat aber auch Ansprüche. Diesmal habe ich auch eine Liste gemacht. Da steht aber nicht viel drauf:

  • eigene Wohnung (Wäre zur Abwechslung mal nicht schlecht…)
  • sollte sich für mich interessieren, Anerkennung (ist heutzutage nicht selbstverständlich)
  • Job (oder Lotto-Gewinn oder Erbschaft, auf jeden Fall sollte er seine Existenz gesichert haben)
  • richtige Musik (Also Rock, 80er, etc., jedenfalls nicht zu viel von dem was ich nicht mag wie zum Beispiel Hip-Hop)
  • Intelligenz (auch nicht selbstverständlich, ein gut ausgeprägtes Allgemeinwissen reicht auch im Zweifelsfall)
  • guter Gesprächspartner (gibt’s auch selten, die meisten langweilen mich ja nach einer gewissen Zeit; u.a. auch zum Diskutieren, das ich seit Jo’s Zeit gerne mache)
  • Altersspanne bis 50 (Ich bin nur tolerant)
  • keine Kinder (Zumindest keine kleinen Plagen, zur Info: Jo hat einen Sohn, der etwas älter als ich ist)
  • eigener Charakter, Individualität (Sehr selten…)
  • Alkohol, Zigaretten (mit beidem kann ich in Maßen sehr gut leben, besonders, weil ich selbst trinke und gelegentlich rauche, ohne wird’s dann schon schwerer. Da muss dann alles andere stimmen)

Ziemlich blöde Idee, das mit der Liste. Ihre wird natürlich aus 100 Mal so vielen Punkten bestehen und alle vom Aussehen und der Beschreibung eines männlichen Sixpack handeln. Ich habe sie schon zweimal verkuppelt, beide Male eine Katastrophe. Das liegt nicht an meinen Verkupplungskünsten, sondern ihrer Wahl. Ich mache das ja auf ihren Wunsch. Der erste war gut trainiert, nachdem es aus war, meinte sie, sie bräuchte einen mit einem besseren Sixpack. Der kam dann, war aber charakterlich ein Arschloch, also sucht sie jetzt einen, der es noch besser drauf hat. Ich lach mich da nur jedesmal halbtot, sie findet es normal. : D

Und dann ging’s um 17 Uhr joggen: Einmal um die Stadtmauer mit meiner Schwägerin. War ganz witzig. Sie meinte, sie sei grottenschlecht. Aber es ging. Ich habe ja auch schon seit über einem Jahr nicht mehr gejoggt. Zuletzt musste ich in der Schule. Also eher unfreiwillig. Aber es hat mit heute richtig Spaß gemacht. Doch sie fand, ich hätte eine bessere Ausdauer als sie und sie würde lieber walken. Mist. Und wer joggt jetzt mit mir um die Stadtmauer?! Mary hatte ich schon gefragt. Doch sie meinte bloß: „Seh ich etwa so aus?!“

Und ich…nippe schon wieder an einer Bierflasche und werde mich meinen Gedanken hingeben, die sich alle um eine unbestimmte Person drehen. Zum Glück. Immerhin kann ich an irgendwelche Leute denken, die ich mir ausdenke, ohne dass Jo in der Story vorkommt. Na ja, fast zumindest. In der letzten, die ich dann aufgeschrieben habe, hat das so schön gepasst. ; )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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