Lust wird zur Sucht

Wer nicht weiß, wie etwas ist, der wird auch nicht süchtig, weil er es nicht kennt. Hierfür gibt es zwei Beispiele, eigentlich drei, oder doch vier? Das vierte hat wohl eher nur mit Lust zu tun…

Erstens: Beginnen wir mit etwas „Alltäglichem“ was beinahe jeder ab und zu zu sich nimmt: Alkohol. Ab wann beginnt hier die Sucht? Gerade habe ich mir eine Flasche Bier aufgemacht mit dem Hintergedanken, dass ich „Lust“ darauf hatte. Doch wo hört hier der Spaß auf? Wenn man plötzlich trinkt um zu vergessen? Aus Depression? Oder einfach in der Hoffnung, dass sich etwas verändert? Dieser Drang nach Veränderung ist es doch eigentlich, was uns zum Alkohol führt. Die Party soll lockerer sein, der Abschluss soll gefeiert werden, die Probleme sollen ertrinken. Doch im Prinzip – und nüchtern gesehen – verändert sich rein gar nichts. Hält uns aber nicht vom Feierabendbier ab. Klar – für den, der oft in die Kneipe geht – wirken nicht-alkoholisierte Getränke eher befremdend. Da JEDER trinkt. Also Gruppenzwang. Wie soll ein Süchtiger dann noch merken, dass er süchtig ist? Das passiert ja nicht von heute auf morgen…

Zweitens: Das Rauchen. Es gibt Leute, die rauchen ganze Schachteln am Tag. Das macht also, wenn sie eine Packung Marlboro mit 17 Zigaretten kaufen 4 € am Tag. Mal 30 sind 120 € im Monat. Und das sind wiederum 510 Zigaretten. Jene, die man angetrunken in der Kneipe liegen lässt, oder die man in der Kneipe von anderen Angetrunkenen angeboten bekommt oder auch einsteckt nicht mitgerechnet.

Und beim Rauchen, so denke ich, beginnt alles auch mit der Lust auf etwas. Man will sich etwas gönnen. Natürlich ist man nicht abhängig, aber man will JETZT eine Zigarette – weil man nun mal gerade Lust auf eine verspürt. Und die Momente, in denen man diese „Lust“ verspürt häufen sich. Ohne bösen Hintergedanken wird man zum Raucher. Doch was denkt eigentlich ein Raucher? Ich stehe irgendwo zwischen Nicht-Raucher und Raucher. Immer wenn man mich fragt: „Rauchst du?“ lautet meine Antwort: „Nicht wirklich.“ Aber eigentlich rauche ich ja… Ab wann ist man also Raucher?

Was ich beim Rauchen denke ist einfach zu erklären. In einem Gedicht:

Ich rauche,
Damit ich ihn nicht vergesse.
Ich schließe dabei die Augen,
Damit ich mir vorstellen kann,
Dass er bei mir ist.
Und ich öffne sie wieder,
Um dann zu merken,
Dass ich schon über der Schrift bin.
So wie er.

Ich denke beim Rauchen also an jemanden…und ich kategorisiere das noch in die Sparte „Lust“. Fragt sich nur, ob ich dann nicht eher nach ihm süchtig bin…

Und noch etwas: Man könnte mit Rauchen und Trinken sofort aufhören. Aber aus welchem Grund? Wenn es einem doch irgendwie gut tut…und man sich in genau DIESEM Moment glücklich fühlt, dann hat es wohl seinen Zweck erreicht.

Drittens: Drogen. Darüber kann ich eigentlich nicht viel berichten, weil ich noch nie Drogen genommen habe. Das einzige, was ich weiß, weiß ich aus irgendwelchen Büchern.

Ich saß zwar mal neben zwei Freaks, die Drogen genommen haben. Und sie wirkten…eher beschränkt. Aber die waren anscheinend immer so. Also waren sie wirklich nicht ganz helle oder immer stoned…und dann kannte ich noch einen – merkwürdigerweise auch ein komischer Typ – der sagte, er nehme gerne Drogen…aber sie täten ihm gar nicht gut. Ich denke, irgendetwas hatte er auf dem Kasten, aber er gehörte zu denen, die das nicht nutzen konnten. Ich habe irgendwie gerne mit ihm geredet…doch irgendwie war es ihm egal, weil er ein Außenseiter war und niemand mit ihm redete und er auch keine Lust hatte. Er war einer von der Sorte, die zu potenziellen Selbstmördern werden. Einer, der nicht weiß, was er mit sich anfangen soll. Einer, dem etwas fehlt. Einer, der sich selbst zerstören will, obwohl er weiß, dass es nichts bringt, weil das die Welt nicht ändert.

Das vierte ist…Sex. Und handelt eigentlich davon, dass, wenn man zum ersten Mal Sex hat, nicht sagen kann ob dieser Sex schlecht war, weil man keinen Vergleich hat. Sex besteht nur aus Vergleichen. Natürlich liest man irgendwo, dass es besser sein kann. Aber vielleicht denkt man ja, schlechter Sex ist gut, weil man nur schlechten Sex hat. Diese sinnfreie Diskussion hatte ich neulich mit einer Freundin. Und sie meint: Wenn man nur schlechten Sex hat, dann weiß man gar nicht wie gut er ist. Eigentlich kann man es gar nicht wissen, weil man nur vergleicht. Und wenn man immer beschissenen Sex hat, dann ist ihrer Meinung nach wohl der eine mehr, der andere weniger beschissen. Aber man weiß es eben nicht.

So, das war’s erst mal. Ich trinke jetzt mein Bier leer und lese ein Buch. 🙂

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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