Alone and early at home & Amerika, Amerika!!

Der Freitagabend war sehr kurz, denn Jo kam nicht. Mein Dad hatte mit ihm telefoniert und er meinte, der sei total fertig, würde sich aber morgen um zwei mit mir treffen. Der Abend war also für mich gelaufen und vielleicht war es auch besser, wenn ich nicht so spät ins Bett gehen würde.

Am nächsten Tag machte ich mich um halb zwei auf den Weg. Im Nest sah ich nach langer Zeit mal wieder den philosophischen Harry, der manchmal einen winzig kleinen Tick zu viel redet. Ich lernte ihn vor längerer Zeit im Nest kennen und unterhielt mich mit ihm. Am späteren Abend sah ich ihn dann noch einmal im H.K. Zum Glück war er da, denn Jo ließ mich später dort sitzen.
Ich saß also damals zwischen dem philosophischen Harry und noch einem Mann. Jo gesellte sich zu mir und dem unbekannten Mann, als Harry kurz weg war. Er stellte uns mit irgendwelchen Namen vor, obwohl er den Typen gar nicht kannte und meinte dann noch zu dem Mann, ich sei sehr intelligent und seine Ex. Der Mann fühlte sich richtig angegriffen von Jo und verschwand ganz schnell nach vielen hasserfüllten Blicken in meine Richtung. Harry regte sich an diesem Abend fürchterlich auf, denn man würde in meinen wunderschönen Augen sehen, dass ich Jo mag und der würde mich einfach so sitzen lassen.
Bei Harry ist es so, dass ich nie weiß, ob das, was er sagt, stimmt. Aber er bringt es fertig immer ein bisschen Wahrheit in seine Aussagen zu bringen oder es zumindest so aussehen zu lassen, als sei das, was er sage die Erfüllung. Er ist übrigens so um die sechzig/siebzig und schwört darauf, dass sein Getränk im Glas immer Wasser ist. Egal welche Art von Glas und egal welche Farbe sein „Wasser“ hat. Natürlich ist es immer etwas Alkoholisches. Von Beruf ist/war er Maler und sein Hobby ist Kochen. Er liebt Kochen. Meistens schleppt er seine Lebensmittel durch die Kneipe und einmal meinte er um halb zwölf Uhr nachts: „Ich will heute noch kochen.“

Heute fragte Harry mich, ob ich denn einen Freund habe und ich antwortete: „Nein.“ Er fragte weiter: „Warum denn nicht?“ Und ich sagte ihm einfach, ich bräuchte keinen. Nach langem Hin und Her meinte er, dass er auch froh sei, alleine zu sein. Aber irgendwann würden die Männer auf meine schönen Augen und Haare reinfallen. Um die Aussage zu bekräftigen zwinkerte er mir zu.
Als ich nach der Zeit sah, zeigte mir die Uhr zwei. Zuerst kam natürlich U. und dann erst Jo. Wie immer zu spät. Aber er kam und das freute mich. Ich wusste nicht, was der Anlass dieses Treffens sein sollte. Und dann gab mir Jo auf einmal eine E-Mail-Adresse und einen Zettel in krakeliger Schrift, die wohl ehrfurchterregend aussehen sollte, bei mir aber eher als Alkoholiker-Schrift ankam. Dann erklärte er mir, was ich für Amerika tun müsse. Ich war so schockiert, dass ich keinen Ton heraus brachte. Niemals hätte ich erwartet, dass er sich wirklich um DAS kümmert. Mein Dad meinte, er würde mich dann mal besuchen kommen und Jo regte sich für mich auf und meinte: „Hey, jetzt fliegt sie extra nach Amerika und dann ist sie DICH immer noch nicht los!“
Lange bleib ich an diesem Samstag nicht mehr. Jo setzte sich natürlich an den Automaten und nahm von allem anderen keinen Notiz mehr. Ich gab U. einen Fünfer, damit er für mich zahlt und ging zu Jo, klopfte ihm auf die Schulter und bedankte mich. Am liebsten wollte ich ihn umarmen. Aber irgendwie brachte ich das nicht fertig.

Posted by Journey

Kategorie: Kneipentagebuch

Autor: Journey

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