„[…]Jedenfalls kam Dieter ins HK. Und hat mich behandelt, als wären wir zusammen. Nennt mich Süße, küsst mich regelrecht links und rechts und philosophiert mit mir über mich und meinen Schmuck. Und dann meinte er, ich sei teuer und er würde an mich denken. Na ja… ich finde es irgendwie nett. Dieter ist älter als Jo, aber im selben Jahrgang geboren. Und er ist zu mir so drauf, seit er mal im Krankenhaus lag und ich zu ihm meinte, dass ich ihn vermissen würde, wenn er stirbt. Da war er so gerührt, dass er fast angefangen hat zu weinen…und Dieter bringt so schnell nichts aus der Bahn, also bedeutet ihm das etwas.“[…]
Und ja, ich vermisse dich! Jetzt wo ich weiß, dass du weg bist, mehr denn je. I’ll never forget you!
I’ll never forget you…
Und ich hülle mich in den Rauch meiner Selbstgedrehten, wie du es einst tatest. Kann es nicht fassen, dass du es nie wieder tun wirst. Will es nicht glauben. Will dich Mensch zurück! Will deine Nummer wählen und wissen, was passiert ist. Kann es nicht glauben, will es nicht fassen.
„Manchmal vermisse ich ihn, den stillen Dieter, der mir sagt, dass ich doof bin, weil ich recht habe und den ich absichtlich mit Fremdwörtern quäle. Mit dem ich lachen kann und jedes Mal das Horoskop der BILD durchgelesen habe, obwohl ich die BILD hasse. Bei dem ich reden kann wie ein Wasserfall. Bei dem ich alles sein kann, aber auch nichts.“
Ich habe so vieles mit dir erlebt, so viele lustige, traurige, tiefgründige, alberne Abende an der Theke meines alten Zuhauses, meines Nestes… meiner, nein… unserer Stammkneipe.
Schon damals wusste ich, dass das Trinken ein Fehler ist. Und ich hatte dich gewarnt, doch nicht gekämpft. Hätte ich es weiterhin versuchen sollen? Hätte es etwas verändert, wenn wir damals ein Paar gewesen und geblieben wären? Ich vermute nicht.
Nichts entschuldigt jedoch die Zeit danach, die du vermutlich einsam in deiner Nüchternheit verbracht hast. Du sagtest einmal, dass das schlimmste nicht das Alleinsein sei, sondern niemanden zum Reden zu haben.
Wir waren so lange füreinander da. Und nun war ich verschwunden, habe dich im Stich gelassen, meinem Leben eine andere Wendung gegeben. Du dachtest vielleicht, ich würde immer noch am Nest hängen, nach all den Jahren. Doch ich war nicht da.
Jo habe ich im Krankenhaus besucht. Dich nie. Und heute plagt mich das Gewissen. Doch nun werde ich dich zumindest in Erinnerung behalten, so wie wir beide damals vor 5 Jahren waren. Immer zusammen, doch nie ein richtiges Paar.
Wünschte, ich hätte deine Stimme aufgenommen. Wünschte, ich könnte die mir nun anhören, passend zur Nest-Musik, deinem Lieblingslied von Jethro Tull: Locomotive Breath und alten Texten, die du vermutlich nie alle gelesen hast. Du fandest meinen Blog immer zu offen; sagtest, ich würde mich prostituieren. Was würdest du heute denken? Ich schreibe doch gar nicht mehr so viel, habe es sogar zu etwas gebracht. Wären wir dennoch dieselben, du nüchtern und ich ebenfalls?
Wer weiß das schon. Vielleicht erfahre ich es, wenn ich einst selbst nicht mehr bin…
Liebster Dieter, falls das alles wirklich wahr sein sollte – denn ich kann es einfach nicht fassen, dass du, der mal einer der größten Teile meines Lebens warst, nicht mehr bist! – so möchte ich dir hier und heute für unsere gemeinsame Zeit meinen Dank ausschreiben. Für all die Gespräche, das Beisammensein. Jetzt bleiben nur noch meine Erinnerungen. In meinem Kopf. Und in meinem Blog…und all die Emotionen in mir lassen sich kaum in Worte fassen…aber ich habe es versucht. Das hast du verdient.
„Du wirst keine Redakteurin. Und auch keine Psycho-Tante. Du wirst Schriftstellerin! Das ist deine Bestimmung!“ (Dieter)