10 Jahre – 1 Job III

In meinem dritten Beitrag zu meinem zehnjährigen Jubiläum bei meiner Arbeitsstelle möchte ich ein paar Gedanken näher erläutern, warum mir meine Arbeit eigentlich so viel bedeutet.

Wer mich schon etwas länger liest und kennt, weiß, dass ich früher sehr dazu geneigt habe, zu viel zu arbeiten bzw. die Arbeit über alles zu stellen. Die Gefahr besteht, wenn man sich zu sehr damit identifiziert und das ganze zudem auch noch unglaublich viel Spaß macht.
Das erstere hat sich zum Glück in den letzten Jahren verändert. Ich bin lockerer geworden und meine Grenzen haben sich einfach verschoben. Ich stehe heute viel eher dazu, auch mal eine lange Frühstückspause einzulegen als früher und ebenso habe ich auch erkannt, dass ich mich auch noch um andere Dinge kümmern muss. Das Leben besteht eben nicht nur aus Arbeit und das muss ich mir auch heute immer wieder sagen, denn in stressigen Momenten tu mich nach wie vor etwas schwer, das Gleichgewicht zu halten.
Das letztere ist nach wie vor der Fall: Mir macht mein Job Spaß. Es gibt vieles, auf das ich mich freue und obwohl ich schon echt gut in Photoshop bin, gibt es doch immer wieder etwas Neues zu entdecken und neue Herausforderungen, für die ich Lösungen finden darf.

Andere, die irgendwie nur mitbekommen, wie viel ich arbeite und nicht wie ich arbeite, verstehen oft nicht, dass mein Job mehr als nur ein Job für mich ist. Das Verständnis endet für sie vor allem, wenn sie von meinem Gehalt hören. Ich rechne aber nicht so und ich will das auch nicht. Klar muss ich auch überleben, aber das mache ich relativ problemlos und mein Chef wäre der letzte, der mich hängen lassen würde, wenn es da knirsch werden sollte. Dafür habe ich in meinem Job viel mehr, was sich durch kein Geld der Welt ersetzen lässt… Es ist im Grunde das schönste, das man sich vorstellen kann, weil ich zum einen mit meinem besten Freund arbeite und zum anderen total in dem aufgehen kann, was ich dort mache, weil ich durch das Vertrauen meines Chefs einfach die Freiheit habe, es zu tun. Ich habe somit selten das Gefühl habe wirklich zu arbeiten. Eigentlich ist es wie ein bezahltes Hobby.

Aber was mache ich eigentlich? Meine Arbeit besteht hauptsächlich aus Photoshop, aber auch aus vielen Gesprächen mit meinem Chef über Bilder und Vorgehensweise in der Fotografie und Bildbearbeitung. Ich erhalte von ihm auch sehr viel Wertschätzung und das tut unglaublich gut. Die Beziehung zwischen uns ist einfach mehr, als ein reines Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis. Er ist für mich wie Familie. Wir pushen und respektieren uns gegenseitig, bringen unsere Stärken ein und haben Verständnis für unsere Schwächen und ergänzen uns da einfach perfekt. Wir können auch offen unsere Meinung sagen, ohne dass sich der andere irgendwie angegriffen fühlt. Wir haben auch das gleiche Gefühl für die Dinge, die wir fotografieren und das Licht. So können wir uns auch vorstellen, was der andere sehen will. Das alles haben wir uns über die letzten Jahre erarbeitet.

Sein Hauptjob ist das Fotografieren, meiner ist die Bildbearbeitung. Ich kann natürlich auch fotografieren, brauche aber erheblich länger und tue mich schwerer damit, Entscheidungen zu treffen oder auf Knopfdruck kreativ zu sein. Das kann er wiederum ganz gut, egal in welchem Zustand er ist. Bei der Bildbearbeitung ist er in der Grobbearbeitung/Lookfindung genial, wohingegen ich in der genauen Umsetzung die Queen bin.
Aber wir ergänzen uns auch in so vielen anderen Bereichen. Er kann zum Beispiel super gut mit Menschen reden, auf sie zugehen und telefonieren, ich habe eine Telefonphobie und mag nicht zu viel Kontakt. Ich bin super gut im Ordnen und Strukturieren, er ist ein kreativer und oft auch chaotischer Freigeist, wobei er bereits einiges von mir gelernt hat und das auch zu schätzen weiß.

Ich bin somit echt verdammt glücklich in meinem Job und mit meinem Chef und dankbar für die vielen Chancen, mich über die letzten Jahre so entwickeln zu dürfen. Meine Arbeit ist für mich ein zu Hause und gäbe es meinen Chef nicht, der immer an mich geglaubt hat, selbst als alle anderen anfangs zu ihm meinten, dass ich vermutlich nur Probleme machen würde, so wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wo ich jetzt wäre. Andersherum sieht es aber auch nicht anders aus. Auch ich habe ihn und uns als Fotostudio nach vorne gebracht. Ohne uns gäbe es den Betrieb vielleicht auch gar nicht mehr.
Es ist eine Art von Teamwork, die es wohl nur ganz ganz selten gibt und die nie zustande gekommen wäre, wenn er mich wie die meisten anderen damals als Psycho abgestempelt und klein gehalten hätte.

Auf linkedin, der Seite für super wichtigen Business-Krams, habe ich auch in mein Profil geschrieben:

„Egal welchen Abschluss wir haben und wie sehr wir nach etwas streben… am Anfang braucht es einen Menschen, der einem die Chance gibt, zuerst das eigene Potential zu entdecken, um es anschließend entfalten zu können. Darum sollten wir bei all dem kühlen „Businesstalk“ nie die Menschlichkeit vergessen. Davon „profitieren“ wir alle letztendlich am meisten!“

Und ich stehe dazu. Ich stehe auch dazu, Menschlichkeit über Profit zu stellen und ziehe meinen Hut vor allen, die das machen und schwierigeren Menschen Chancen ermöglichen, mit deren Hilfe sie ein Selbstbewusstsein aufbauen, sich entfalten und richtig einbringen können.


Siehe auch:

10 Jahre – 1 Job I (meine erste Begegnung mit MR)

10 Jahre – 1 Job II: Outtakes

10 Jahre – 1 Job III

10 Jahre – 1 Job IV: Die Ausbildungszeit

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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