again and again – circulus vitiosus

Wenn ich an mich selbst nicht glauben kann, nützt es nicht viel, wenn es andere tun. Mich loben. Aufbauende Worte für mich finden. Versuchen, mich positiv zu bestätigen. Denn wie sollte irgendetwas davon bei mir ankommen, wo ich doch so schön gegen mich selbst arbeite?

Dieser Zusammenhang klingt so einfach und logisch und doch… ist all das so viel komplexer…

Ich gerate schon seit einer Weile immer wieder mal an meine Grenzen und vor allem immer wieder an den gleichen Punkt, an dem ich regelrecht verzweifle und beginne mich selbst zu verachten.

Gefühlt jammere ich nämlich. Ständig. Das sage ich nur keinem. Vielleicht unterdrücke ich es auch einfach nur, um zu funktionieren. Nach außen ist ja auch alles okay. Aber in mir leide ich aus Angst vor Unverständnis und Kritik… Aus Angst vor positiven Worten, die ich nicht annehmen kann, weil sie mir nicht berechtigt vorkommen (obwohl ich die eigentlich auch nötig hätte…aber wozu? Circulus Vitiosus)

„Hey, du hast ein Buch geschrieben und alles selbst gemacht, ist das nicht toll?!“
„Klasse, juckt nur keinen, der mich nicht kennt. Kann also nicht so gut sein.“
„Ich bin mir sicher mit etwas mehr Werbung wird das schon!“
„Nein, dazu ist es nicht gut genug… ich bin nicht überzeugt von mir und da lohnt sich das nicht…“
„Na, das ist ja auch dein erstes… du wirst schon mit der Zeit besser werden!“
„Ach ja, wie denn, wenn ich nicht schreibe und auch keine Zeit dafür habe?!“
„Aber du hast doch alle Zeit der Welt.. und es liegt doch an dir, wie du deine Freizeit gestaltest.“
„Ja, genau. Ich muss es nur machen. Nur mal eben schreiben lernen neben 8h Arbeit, 2×3,5km Arbeitsweg, kochen/Haushalt/Planung, einkaufen und sozialen Kontakten…“
„Du könntest ja x, y und z versuchen…“
„Ach, fuck off!“

Ja, ich bin ganz tief in mir immer noch verdammt frustriert!
Wenn man sich selbst eigentlich massiv mobbt und mies findet, klingt aber auch alles im außen wie ein Angriff. Wie blanker Hohn. Und es macht mich so langsam aggressiv. Obwohl ich also ein so verdammt ruhiger und harmonischer Mensch bin, würde ich am liebsten auch mal um mich schlagen. Einfach auf irgendetwas einschlagen. Stattdessen schlage ich lieber mich; innerlich. Bestrafe mich dafür, ich zu sein. Für meine Gedanken und Gefühle. Und vor allem bestrafe ich mich dafür, dass ich kein Abitur habe. Dass ich niemals schreiben lernen werde wie jene am Literaturinstitut (wofür ich dieses ach so tolle Abitur und ein Haufen Geld brauche).
Und ja, ich weiß, dass die andern das auch nicht haben. Die tollen und großen Autoren haben das alles nicht studiert. Aber die meisten von ihnen haben irgendwas studiert oder mindestens Abitur. Oder kennt einer von euch einen super genialen Autor mit Hauptschulabschluss?! Ich suche immer noch verzweifelt nach solchen Vorbildern…
Ja, ich bestrafe und verurteile mich immer noch dafür, dass ich zu schwach dafür war, während andere sich da durchgeboxt oder gemogelt haben oder es easy zwischen den Partys ihrer Freizeit gemeistert haben…

Aber gut, ich habe mich damit „abgefunden“. Der Zug ist abgefahren. Also muss ich was anderes machen. Denn ich weiß ja, dass nichts von selbst kommt. Dass einem nichts geschenkt wird oder zufliegt und dass ich nicht in der Position bin irgendwie zu jammern oder mich zu beschweren, wo ich doch so gar nichts mache, um im Schreiben besser zu werden und gelesen zu werden…

„Dann mach halt mal was!“
„Ja, aber was?“

Manchmal würde ich mich am liebsten rausnehmen. Von allem. Eine Auszeit nehmen. Irgendwo einsperren, weit weg von all den gut gemeinten Ratschlägen und knallhart all das durchziehen, was man wissen muss, um schreiben zu können, besser zu werden, gelesen zu werden. Auch ohne (verzeiht mir den Ausdruck) verficktes Abitur oder Studium. Ich würde mich manchmal gerne ausschließlich darum kümmern und alles andere von mir stoßen. Ich will bluten für das in mir und es aus mir rauszerren, um mich am Ende wirklich „Autor“ nennen zu dürfen. Denn geschenkt wird einem nichts… von selbst passiert auch nichts…

Doch stattdessen melde ich mich in dem kleinsten Forum im Netz an, das sich ein Hobbyautor vorstellen kann, suche also nicht wirklich den Kontakt zu anderen. Warum sollten die guten mir auch Tips geben und mir helfen? Wer bin ich denn schon? Wie könnte ich denn in meinem Zustand mit ihrer Kritik umgehen? Denn vielleicht sagen sie mir auch das, was ich insgeheim selbst denke?
„Du hast kein Talent, nicht mal Potenzial, also gib auf und bleib bei denen Pfaden in Photoshop. Lass es lieber sein. Du wirst nie in einer Buchhandlung stehen! Du bist bedeutungslos!“

Ja, ich gebe zu, ich wäre verdammt gerne was Besonderes… ein Genie… Aber da das zu arrogant ist und ich es nicht leiden kann, wenn man zu überzeugt von sich ist, gebe ich vor mich damit abzufinden, ein Idiot zu sein… und schaffe es auch gut, am Ende wirklich einer zu sein, indem ich mir so krass selbst im Weg stehe.

Danke an meine fünf Leser fürs Lesen.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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