ADS und ich

Ich gebe zu, dass ich echt selten über das schreibe, was ich eigentlich habe: ADS. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich mich nicht mit dem „typischen Bild“ eines AD(H)S-Patienten identifizieren kann…

Seit meiner Diagnose 2012 ist einige Zeit vergangen. Ich habe damals auch darüber gebloggt und aufgezählt, mit welchen der dutzenden AD(H)S-typischen Eigenschaften ich mich auf welche Art und Weise identifizieren kann. Das kann man in meinem Beitrag „Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und ich“ nachlesen. Ich habe mir den Blogeintrag heute morgen wieder einmal durchgelesen und festgestellt, dass nach wie vor die im Text unterstrichenen Punkte auf mich zutreffen, wenn auch nicht mehr in dem krassen Ausmaß wie damals. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich seit 2013 Ritalin bzw. Medikinet einnehme.

Nach all den Erfahrungen und der Zeit fühle ich mich allerdings trotz Diagnose und den Medikamenten nicht unbedingt als zugehörig zur Gruppe der AD(H)Sler. Mir fällt es vielleicht daher oft auch schwer, mir dieses Handicap vor „normalen“ Menschen und auch vor mir selbst einzugestehen. Ich habe eben auch gut gelernt im Rahmen meiner Möglichkeiten zu funktionieren.
Aus Büchern zu diesem Thema und durch meine letzte Selbsthilfegruppe weiß ich, dass für viele die Diagnose eine Art Erleichterung ist, weil sie so vieles erklärbar macht. Für mich traf das nie zu 100% zu. Ich höre da auch schon die Worte der anderen und den Begriff „Ausrede“, weil ich mich mittlerweile eben auch gut anpassen kann. Vielleicht sagt das aber auch nur meine innere Mobberin Madame S., für die ich noch keine Diagnose habe. Ebenso trifft das auf meine autistischen Züge zu. Und auf meine höhere Sensibilität gegenüber negativen Stimmungen und Disharmonie. Nichts davon ist attestiert, was nicht bedeutet, dass da nichts ist und dass ich deshalb „normal“ bin und so funktioniere wie jeder andere auch. Es bedeutet einfach nur, dass sich Züge davon in meinem Verhalten finden. Das kann auch gut möglich sein, da AD(H)S, Autismus und HSP (Hochsensibilität) sehr nahe beieinander liegen. Viele Eigenschaften sind zwar gegensätzlich, vieles ergänzt sich aber auch. Allen gleich ist jedenfalls die extremere Wahrnehmung von Reizen im Vergleich zu anderen Menschen, die das nicht haben. Was das bedeuten kann möchte ich ich im nächsten Beitrag anhand eines einfachen „Alltagsbeispiels“ erläutern, bei dem ich testweise mal ohne Medikamente einkaufen gehe.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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