Lebens- und Beziehungsgedanken…

Ich sitze heute hier und fahre einfach nur Zug, um mir Gedanken über mein Leben zu machen. Ohne Alltag. Ohne meine gewohnte Umgebung. Ohne den Einfluss von Menschen, die mich kennen.
Mein Ziel war es, alles an Gedanken festzuhalten, die mich gerade beschäftigen. Von meiner Beziehung über meine Arbeit, das Kochen, die Selbstverwirklichung und meinem Haushalt…

 

In letzter Zeit war ich sehr komisch zu allen. Mein Chef weiß nicht, was los ist, mein Freund (nennen wir ihn jetzt einfach mal Master N.) auch nicht und zu meiner besten Freundin habe ich gerade auch nicht so viel Kontakt.
Alles in allem vermute ich, dass mein beschriebenes Überforderungsgefühl auch daher kommt, dass ich meine persönlichen Bedürfnisse einfach ziemlich zurückgenommen und nicht ernst genug genommen habe in letzter Zeit. Das habe ich nicht bewusst mit einem leidenden Hintergrund getan, sondern eher automatisch.
Das ist ein Punkt, an dem ich arbeiten sollte, weil das glaube ich zwangsläufig bei jedem Menschen zu Konflikten führt. In dem Moment mache ich das gerne und denke, dass das schon okay ist, wenn es eher um mein Gegenüber geht als um mich. Aber irgendwann überfordert mich das.

Ich bin da aber auch anders, als die meisten Menschen. Ich ziehe zwar auch eine gewisse Kraft aus Gesprächen mit andern, aber überwiegend eben aus Zeit mit mir selbst. Die hatte ich zwar immer wieder mal, aber nicht so, dass ich mich damit hätte erholen können, weil es unmittelbar davor oder danach wieder um was anderes ging.

Den größten Konflikt bei diesem Thema habe ich jedoch mit Master N., weil wir da ziemlich unterschiedlich sind…

Um das zu veranschaulichen, erkläre ich hier kurz mal das Modell meiner Beziehungsphilosophie:

Jeder von uns ist ein Kreis, der sich in einer Beziehung mit einem anderen Menschen überlagert.
Ideal ist es, wenn beide Kreise relativ rund und symmetrisch sind und die Schnittfläche der beiden Kreise ein Ausgleich zu der Fläche bildet, die sich eben nicht überschneidet. Alles innerhalb dieser Schnittfläche ist das „Wir“, das, was man gemeinsam teilt und das Exklusive an einer Liebesbeziehung. Alles außerhalb ist das „Ich“, wodurch man sich definiert, ohne das aber ein „Wir“ problematisch werden kann.

Und genau da sind wir nun unterschiedlich. Ich bin eindeutig ein Ich-Mensch aufgrund mehrerer Faktoren wie meiner Kindheit, Jugend und anderer prägender Ereignisse und eben auch aufgrund meiner Grundmentalität. Und für ihn gilt das gleiche, jedoch ist er eher ein Wir-Mensch.
Ich hatte schon immer das Problem, Angst zu bekommen und weglaufen zu wollen, wenn ich mein „Ich“ durch ein „Wir“ gefährdet sehe. Da habe ich zugegebenermaßen auch große Anpassungsschwierigkeiten, weil in meinem Kopf der Ausbau meines Ichs eine große Bedeutung hat.

Master N. fokussiert sich in meinen Augen jedoch mehr auf das „Wir“ und tut sich schwer damit, mit seinem „Ich“ etwas ohne mich zu machen. Er versucht dann, ein „Wir“ mit anderen zu erreichen und das Scheitern daran, weil die anderen ihre Verabredungen nicht so ernst zu nehmen scheinen, frustriert ihn dann umso mehr.
Ich bin da eher so, dass ich mich um ein „Wir“ außerhalb der Beziehung mit Freunden zwar bemühe, es auch als wichtig erachte, mich aber bewusst nicht darauf fixieren will. Ich strebe einfach eine Ausgeglichenheit insgesamt an, die bei mir eben so aussieht, dass ich die Zeit für mich als sehr wichtig ansehe. Ich weiß, das klingt hart, aber ich kann es nicht leugnen.

Ich entwickle auch keine Sehnsucht wie normale Menschen. Das ist aber nicht gleichzusetzen mit: „Ich schätze meinen Freund nicht wert“! Vielleicht mag man sich fragen, warum ich überhaupt eine Beziehung führe, wenn ich so ein krasser Einzelgänger bin. Es ist eine Mischung aus Liebe und Vernunft. Es gibt Dinge, die man nur in einer Beziehung mit dem richtigen Partner erfahren kann. Ob das nur für einen Moment ist oder für eine längere Zeit oder für immer lasse ich an dieser Stelle offen. Es ist für mich auf jeden Fall eine längere Geschichte, da er ein besonderer Mensch ist und für mich der richtige, was ich intuitiv von Anfang an gespürt habe…darum tut es mir auch umso mehr Leid, dass wir da auf keinen Nenner kommen.

Für mich ist menschlicher Kontakt aufgrund meiner Art nun mal leider oft mit einer Art Stress verbunden. Ich finde ihn interessant, inspirierend und schätze es auch die Menschen, die ich liebe, eine Weile um mich zu haben und ich weiß auch, dass es sehr wichtig ist, seine sozialen Kontakte zu pflegen. Aber wenn es stressig für mich wird, bin ich mir selbst näher und habe nicht unbedingt die Kraft, mich auf einen anderen Menschen einzulassen.
Das ist für Master N., welcher der emotionalere Part von uns beiden ist, nicht immer einfach. Es ist wie so oft in einer Beziehung zwischen zwei Menschen mit verschiedenen Vorstellungen von Nähe und Distanz nämlich der Fall, dass der Distanzmensch den Ton angibt und der Nähemensch sich eben fügt, denn was soll er auch machen? Er kann dem Distanzmenschen ja nicht seine Nähe aufzwingen und das will er ja auch nicht, wenn er ihn wirklich liebt und wertschätzen kann. Mal ganz abgesehen davon, dass der Distanzmensch dann in der Regel abhaut…

Bisher war es immer so, dass Master N. und ich uns 1-2 mal im Monat sehen (jeweils ein Wochenende gemeinsam verbringen), jeden Tag schreiben und gelegentlich telefonieren. Mir persönlich reicht das absolut und erscheint mir als das maximal mögliche, er arrangiert sich eher damit und wir versuchen beide eben das beste aus der kurzen Zeit herauszuholen, die wir zusammen verbringen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir nicht streiten. Wir sind uns so nah und ehrlich zueinander, dass das einfach nicht sein muss.
Für einen Außenstehenden, der ein relativ normales Beziehungsmuster im Kopf hat, ist das vermutlich unvorstellbar, selbst wenn er jetzt den Hintergrund dazu kennt. Normal ist es jedenfalls nicht und uns da zu vergleichen würde nur zu Frust führen. Aber wo steht denn geschrieben, wie man sich als Paar zu verhalten hat? Ich glaube, wenn es danach gehen würde, wäre ich wirklich hochgradig beziehungsunfähig ohne Chancen auf Rettung…

 

Ich habe mir in den ersten Monaten weniger Gedanken über diesen doch sehr großen Unterschied zwischen Master N. und mir gemacht als jetzt und es besser hinbekommen, mich quasi abzugrenzen und mich um mich zu kümmern. Dass meine Abwesenheit zum Problem wurde, kam erst kurz vor Weihnachten, weil ich zum einen ja an Weihnachten wie jedes Jahr weggefahren bin (was aber seit Anbeginn unserer Beziehung klar war) und ich zum anderen die Zeit davor einfach Stress und zu viel zu tun hatte, um mich mit ihm zu treffen. Da ist irgendwie ein bisschen was in unserer Beziehung zerbrochen, was mich selbst sehr stört und was ich gerne wieder anders hätte, aber bisher einfach keine richtige Lösung dafür habe…

Fakt ist jedenfalls: Ich fühle mich schlecht, wenn ich mich überwinden muss, etwas mit jemandem zu unternehmen, obwohl ich mir selbst gerade nicht so nah bin. Das ist mit jedem Menschen so. Ich brauche eine gewisse Grundstabilität, die ich in der Regel aber habe, nur jetzt gerade eben überhaupt nicht. Manchmal habe ich aber die Befürchtung, es könnte wie eine flüchtende Ausrede wirken…was es aber nicht sein sollte und gewiss auch nicht mein Ziel ist. Ich will mich ja auch schwierigen Situationen stellen und schätze dann auf einer Skala ab in wie weit ein Treffen jetzt förderlich für die Beziehung wäre und in wie weit nicht. Ich weiß, dass das nicht unbedingt objektiv ist, stelle mich aber gefühlt nicht weniger oft der Herausforderung.
Und jaaaa, wenn ich das so lese, stelle ich fest, dass mit mir zusammen zu sein schon echt nicht leicht und eine Kunst ist…

 

Ich glaube, was ich mir mehr wünsche, ist einfach eine definierte Zeit nur für mich. Ohne die ganzen gefühlten Verpflichtungen anderen gegenüber davor und danach. Denn genießen kann ich so eine Zeit nur, wenn ich keine Termine habe. Nur dann bin ich auch wirklich offen und nicht so blockiert. So wie jetzt im Zug, wo ich nicht erreichbar bin, über mich nachdenken kann, schreiben kann…das erste mal seit Wochen wieder das Gefühl habe bei mir zu sein.
Vielleicht liegt die Lösung einfach darin mehr Zug zu fahren? Aber wohin soll ich abends denn fahren, wenn ich noch kochen, den Haushalt machen, mit Master N. chatten sollte? Vielleicht muss das einfach ein fixer Termin sein so wie damals jeden Dienstagabend die Therapie? Da hab ich auch nicht unbedingt danach gekocht oder groß was gemacht. Da war ich einfach nicht da…

Es ist nun mal so, dass ich die letzten Monate auf Biegen und Brechen versucht habe, mein Offline- und mein Onlineleben irgendwie ausgeglichener hinzubekommen und dabei wollte ich auch irgendwann beides auf einmal hinbekommen, hab gechattet und gekocht, gechattet und gegessen, gechattet und gelesen,…und war frustriert, dass ich das nicht so gut geschafft habe wie andere, die eben durch die tägliche Nutzung ihres Smartphones (das ich nicht besitze) wohl besser darin geübt sind (wobei ich das nicht unbedingt als gesund und für mich erstrebenswert bezeichnen würde, denn das gibt mir nur unbefriedigende Gefühle…).
Ich habe also versucht etwas zu machen, das mir eigentlich widerstrebt aus Liebe und weil ich für Master N. da sein wollte. Teilweise ist es mir gelungen, aber in letzter Zeit hat es eher für Frust gesorgt und ich befürchte auch dazu beigetragen, dass mir alles zu viel wurde…das also jeden Tag zu versuchen ist also keine gute Lösung…aber ich kann  aufgrund meines Gewissens nur sehr schlecht loslassen..

Einer meiner Versuche bestand darin, zuerst mein Zeug zu erledigen und mich erst bei Master N. zu melden, wenn ich fertig bin. Und das hat auch nicht funktioniert, da ich mich extrem leicht ablenken lasse von allem und mir denke: „Wenn ich zuhause bin, sollte ich mich auch melden, der Rechner ist ja eh an…“ Oder: „Mach hinne, beeil dich, sonst wird es zu spät!“ Das alles zusammen hat mich natürlich blockiert und das ist irgendwie die beste Beschreibung für dieses beklemmende Gefühl. Ich fühle mich unendlich blockiert und unfrei und habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich was für mich mache und Master N. eben nicht wirklich bewusst was für sich macht. Er sagt natürlich nichts in die Richtung, strahlt es aber aus.

Als nächstes war mein Wunsch an ihn, dass er auch mal nicht erreichbar sein könnte….damit ich quasi besseren Gewissens mit meinem Offlineleben hinterherkomme. Hat auch nicht so recht geklappt, da er das einfach nicht ist und er mir ja auch nichts vormachen will. Das verstehe ich voll und ganz und das letzte, was ich will ist, ihn in eine Rolle zu zwängen, der er nicht entspricht.

Ihr seht, ich suche echt nach einer Lösung…denn ich will nicht so weitermachen wie bisher…ich will wieder zufriedener leben.

 

Was ich jetzt als letztes tatsächlich getan habe, um wieder mehr Zufriedenheit zu erlangen:
Ich habe nun ganz woanders angefangen was zu ändern: Auf der Arbeit. Und da habe ich vielleicht mein Zeitproblem gelöst bekommen, mich mit meinem Chef ausgesprochen und wir haben beide beschlossen, dass ich was an meiner Arbeitszeit verschiebe. In Zukunft werde ich  morgens eine Stunde mehr für mich haben. Das ist auch gut, denn Master N. hat meist um 0730 Schule und ab da hab ich dann nochmal eine Stunde, in der mein Geist weiß „er ist jetzt einfach nicht erreichbar und offline“, in sofern habe ich dann auch kein Beklemmungsgefühl, wenn ich was für mich mache. Das habe ich (wie glaube ich durch den vorausgehenden Text sehr deutlich wird) nämlich zu oft in letzter Zeit, weshalb ich mich auch teilweise etwas radikaler distanziert habe, als beabsichtigt.

Diese eine Stunde löst natürlich nicht mein Grundproblem, aber vielleicht mildert es das ganze etwas ab. Früher hat es ja auch funktioniert, dass ich mir ohne schlechtes Gewissen Zeit für mich nehmen konnte…


Zum Schluss noch zu meinen Zielen, die mir wichtig sind:

1. Kochen
a) Bis jetzt habe ich es nicht wirklich geschafft, bewusster einzukaufen, zu kochen und zu leben, habe mir jetzt aber vorgenommen, dass das „auf den Wochenmarkt gehen“ zu einem festen Bestandteil meines Samstagvormittags werden soll. Gerade, weil ich auch eigentlich totale Panik davor habe und lieber distanziert einkaufe und mich bisher nicht imstande gefühlt habe, direkt vor einem Händler eine Paprika auszusuchen. Das beißt sich aber mit meinem Wunsch, nachhaltiger und bewusster zu leben. Aber ich habe es heute morgen gut bewältigt bekommen mit diesem Aspekt im Hinterkopf und mit dem Gedanken, dass denen vermutlich total egal ist, welche Paprika ich aussuche, weil das noch 30 andere Menschen an dem Morgen tun werden…
b) Ich schaffe es zudem nicht wirklich, mein Essen so zu planen wie ich es von 1-2 Jahren geschafft habe. Das soll sich nun aber durch den Gewinn der Stunde am Morgen ändern, weil die meisten Läden auch erst um 8 Uhr aufmachen und das somit immer eine gute „Ausrede“ für mich war, das einkaufen zu verschieben.

2. Schreiben
Mein erster Gedanke dazu war, dass es leider nicht so wirklich gut möglich ist, hierbei irgendwie zu planen, da Kreativität sich nicht einschränken lässt. Andererseits ist es auch sehr idiotisch auf die Muse zu warten. Man wartet nicht darauf. Man schreibt einfach. Und wenn die Inspiration mal außerhalb der Schreibzeit kommt, dann wird sie eben genutzt, was ja auch der Fall ist in der Regel. Dann lasse ich alles stehen und liegen und gebe mich dem Flow hin. Das war auch schon mal der Fall, als Master N. da war, ich im Bad war und mich eigentlich schminken wollte. Ich saß dann auf den Kacheln und hab geschrieben… Als er dann nach mir gesehen hat, hat er sich zwar gewundert, weil das echt skurril aussehen musste, aber das ist glaube ich ein gutes Beispiel, wie sehr ich das manchmal brauche, denn es macht mich nun mal glücklich und gibt mir etwas, was mir nichts anderes geben kann.

3. Haushalt
Was meinen Haushalt angeht, da war ich definitiv 2016 am fleißigsten. Jetzt herrscht zwar nicht das Chaos, aber es ist auch nicht so rein, wie es mal war…wobei ich hier wirklich betonen muss, dass ich ein krankes Verhältnis zu Ordnung habe. Dessen bin ich mir auch bewusst.
Was bei anderen „ein wenig unaufgeräumt“ ist, ist für mich ein verschlingendes Chaos aus alten Mandarinen- und Bananenschalen, leeren Kaffeetassen, Bonbonpapieren auf dem Boden und Zeug…ganz viel Zeug, das man sieht. Bei mir sieht man im besten Fall nichts. Ich mag auch keine Deko, weil ich mich selten so daran erfreue wie andere. Es stresst mich eher und ich denke da lieber praktisch. Jedes Element auf einer Ablage muss nämlich beim Staubwischen angehoben werden und staubt selbst natürlich auch ein.
Wer in meine Wohnung kommt hat 2016 teilweise sogar ein schlechtes Gewissen gehabt, seinen Schlüssel oder sein Handy auf den Tisch zu legen… Ich bin da aber etwas lockerer geworden. Das musste ich einfach, weil ich 2016 ja nicht mal wirklich weggegangen bin und keine Beziehung hatte.

 

 

So..ich hab jetzt tatsächlich vier Seiten über alles und nichts geschrieben und mal wieder richtig ausgepackt…und ja, das ist schon die gekürzte Version. Wer bis hierher durchgehalten hat: Hut ab!
Mir geht es nach dieser Erörterung und 6 Stunden Zugfahrt im Kreis jedenfalls erheblich besser. Das waren die 24 Euro für das BaWü-Ticket definitiv wert!

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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4 Kommentare        

Liebe Lui, mache Dir Dein Leben nicht schwerer, wie es ist. Du weißt sicher, dass man eine Feder so schwer machen kann wie Blei. Wer Dich wirklich liebt, wird mit Dir auch zurechtkommen und Dich so nehmen wie Du bist. Alles andere kommt ganz von selbst…

”Manche Menschen sind wundervoll. Nicht, weil sie aussehen, wie sie aussehen. Nicht, weil sie sagen, was sie sagen. Sondern weil sie sind, wie sie sind.“

Ganz liebe Grüße
Siegfried

PS: Ganz klar, das ist Dein Konzept Probleme zu bewältigen. Ich kenne das von mir selber, nur das ich in der Regel nichts aufschreibe, sondern durchdenke um mir Klarheit zu verschaffen und Probleme/Konflikte verarbeiten zu können. Das mache ich in einem inneren Dialog, zum Beispiel vor dem Schlafen, beim Laufen oder bei der Meditation. Nur eine gewisse Ruhe muss ich dazu haben.

Aber es kommt schon mal vor, das ich den Bogen überspanne und in das was die Probleme/Konflikte auslöst zu viel Gewicht hineinlege. Dann wird aus einer „Feder“ eben „Blei“. Dann wird die Problembewältigung selbst zum Problem und man macht sich nur selber Druck, der nicht sein muss. Wichtig ist, dass man es merkt und rechtzeitigt die „Spannung des Bogens“ zurück nimmt…

Nochmal liebe Grüße an Dich
Siegfried

Hallo Siegfried,

ja, die Ruhe muss ich bei sowas auch haben. Leider unterschätze ich das wohl allzu oft etwas und habe es daher nicht immer so gut im Griff mir diese zu gönnen…und dabei liegt es ja alleine in meiner Verantwortung, mich darum zu kümmern und das herauszufinden… Das kann mir keiner abnehmen.

Momentan ist mein Bogen auch sehr angespannt, aber zumindest nicht mehr überspannt. Ich weiß aber leider noch nicht so wirklich, wie ich diese Spannung noch weiter zurücknehmen kann. Momentan versuche ich es mir Abstand und mehr Ruhe vor dem was mich stresst…ich hoffe das hilft.

Liebe Grüße
Lui

Bei meiner Frau und mir ist es ähnlich:
Ich bin mehr für das innere „Wir“, sie aber hat einen großen Bekanntenkreis. Sie braucht neben dem inneren „Wir“ auch das äußere. So jammer ich dann rum, wenn sie sich Samstag Abend mal wieder mit Freunden im Cafe trifft. Weil sie weiß, dass ich weiß, dass sie diese Freiheit braucht, muss sie mein Jammern nicht so ernst nehmen. Das ist echt okay so. Und dennoch fehlt sie mir!

> Es ist wie so oft in einer Beziehung zwischen zwei
> Menschen mit verschiedenen Vorstellungen von Nähe
> und Distanz nämlich der Fall, dass der Distanzmensch
> den Ton angibt und der Nähemensch sich eben fügt,
> denn was soll er auch machen?

Ich habe woanders schon geschrieben, dass das ja nicht so sein muss. Ich glaube an den Kompromiss. Ich lasse meine Frau gehen, obwohl ich sie vermisse, und sie bleibt auch mal zu Hause, obwohl das nicht immer ihr Ding ist.
Hinweis: Natürlich gehen wir auch gerne mal gemeinsam aus und/oder treffen Freunde, und Gott sei Dank ist sie auch gerne mal ganz von sich aus einfach nur bei mir zu Hause 🙂

> Ich fühle mich schlecht, wenn ich mich überwinden
> muss, etwas mit jemandem zu unternehmen, …

Das verstehe ich so gut! Oft stehe ich auf dem Standpunkt: „Mach es so wie Du willst, Almosen will ich nämlich nicht!“ Dann habe ich das Nachsehen, fühle mich aber nicht so fordernd. Gleichzeitig kann ich es aber auch mal dankbar annehmen, wenn sie mir entgegenkommt, obwohl ich weiß, dass es sie was kostet.

Ich glaube wirklich, dass in so einer Konstellation die Leidensfähigkeit beider Partner über die Dauer der Beziehung bestimmt. Das soll gar nicht pessimistisch klingen, ich finde es einfach hilfreich, das zu akzeptieren. Sich gegenseitig Opfer bringen („einer trage des anderen Last“) ist ein zentraler Punkt in einer Beziehung. Und auch das soll gar nicht negativ klingen – immerhin gibt es auch unzählige Dinge, die einfach so und ohne jede Mühe und Arbeit in einer Beziehung gut tun 🙂

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