Jemanden zu lieben, der nicht da ist, versetzt einen in eine paradoxe Stimmung. Man steigt in wundervollster Glückseligkeit empor in Gedanken an die gemeinsam verbrachte Zeit und an die besonderen Eigenheiten des Menschen, den man liebt. Und gleichzeitig knallt’s mit einem gewaltigen Aufschlag auf dem Boden der Erkenntnis. Denn der Platz neben einem ist wieder kalt und leer und die Luft knapper als je zuvor.
Ich frage mich, wie man gefühlsmäßig solche Extreme empfinden kann, wenn man gemeinsam alle Momente des Alltags miteinander teilt. Ich habe gemerkt, dass ich das jedenfalls nicht kann, nichts tue, gefühlskalt und faul werde. Insofern habe ich schon die richtige Entscheidung getroffen, alleine leben zu wollen…und ich mag ja extreme Gefühle und ein wenig leiden.
Doch will ich das wirklich für immer?
Es wird noch viel Zeit vergehen, bis ich gewisse Dinge verinnerlicht habe und so gefestigt bin, dass ich überhaupt noch mal irgendetwas in meinem Leben wagen kann. Die Zeit um langsam mein verwöhntes Selbst (wieder) mit Alltagsdingen wie kochen, einkaufen, putzen UND arbeiten zu malträtieren, habe ich ja jetzt und es ist auch der realistische Weg. Ich will ja selbstständig und gefestigt dastehen und nicht abhängig und dadurch auf ewig schuldig. Bzw. bin ich noch lange nicht so stark zu behaupten, dass ich das will. Es muss einfach sein.
Es ist alles nur so verdammt schwer umzusetzen und überhaupt irgendwie alleine weiterzumachen, wenn man im Hinterkopf hat, dass man jetzt genau in diesem Moment die Zeit in den Wind schießt, in der man neue gemeinsame Momente schaffen könnte. Aber im nächsten Moment wird mir wiederum klar, dass das Unsinn ist und eben so nicht funktioniert hat…die Frage ist nun, was die Zukunft bringt und wie es weitergehen wird…