Und dann, mit einem mal, klingt das Gefühl ab. Ertrinkt endgültig. Abrupt verschwinden nun die Reste des anfänglichen Nervenkitzels, des ungewissen Neuen. Was waren wir doch voneinander angezogen! Vom Reiz der verrucht verrauchten Erscheinung des anderen. Von der Aufregung, die er in uns ausgelöst hat. War der Anfang etwa nicht ein Abenteuer? Eine romanwürdige Liebeskomödie, wie es keine zweite gibt?
Und war da nicht auch ein leiser Wunsch entstanden – entgegen des anfänglichen Widerstrebens – endlich am Ende angekommen zu sein und dort zu verweilen, bis das eben der Tod das eine entreißt und das andere zurücklässt? In scheinbar unstillbarer Sehnsucht an welche man anfangs nicht zu denken wagt. Denn anfangs zählt nur die Faszination füreinander.
Doch entschwindet der Rauch meist rasch in die Weiten des unendlichen Raums aus zu vielen Möglichkeiten der eigenen Lebensgestaltung. Und scheinbar urplötzlich passt diese nicht mehr zu der des anderen. Als wäre etwas auf dem Weg zum Ende verloren gegangen. Als wäre man aus einem Rausch erwacht, der einen mit nur einer einzigen Geste wieder zurückholt in ein kaltes, aber irgendwie nicht ganz unehrliches Hier und Jetzt. Vollkommen ernüchtert. Irgendwann weicht eben doch der Zauber des Prinzen/der Prinzessin dem schalen Geschmack von Bier und Kippen. Von Einsamkeit. Einfach alles weicht der Realität der Sucht, die immer da war und für immer allgegenwärtig sein wird.
Und so tritt auch zum Vorschein, was eigentlich schon immer da war: Die eigene Nüchternheit. Die Erkenntnis, dass eines immer wieder versuchen wird, einen bestimmten Zustand herzustellen, zu halten und derweil verschwindet in eine vollkommen andere Welt. Ohne sich der Auswirkung dessen wirklich bewusst zu sein.
Im Grunde versucht eines wie jedes andere nur einen scheinbar leeren Raum in sich auszufüllen. Jedoch nicht mit wahrhaftigem Inhalt (was auch immer das für einen selbst sein mag), sondern mit mehr von der anfänglichen Unvernunft, mehr vom Zauber des verführerischen Chaos und mehr von dem, was eigentlich nicht da ist, nie da war, aber die Illusion vermittelt von Existenz. Von Sinn und einem Sein.
Doch ist da im Grunde keine Verbundenheit mehr außerhalb dieses Zustands. Legt sich alles, ist da einfach nichts mehr. Nur ein Mensch, der einem aufgrund seiner ständig selbstverständlichen Flucht in eine andere Welt irgendwie fremd geworden ist. Der von der Liebe zu keinem Zeitpunkt der Bindung verurteilt wurde und nun zum Verurteilten wird. Doch wer ihn richtet, ist nicht die einstige Liebe. Tief in sich ist die leise aber nicht weniger mächtige Vermutung, dass da nur er alleine ist. Der einzige Richter, welcher gleichzeitig auch sein eigener Henker ist, mit dem er Tag für Tag leben muss.
Ja, am Ende bleibt einfach nichts zurück. Nur eine enttäuschte einst hoffende Liebe und ein im Grunde sehr armer Mensch, dessen Bier nun nicht mehr meines ist. Zumindest dieses hat er auch auf eine Art vergossen, die sich einfach nicht gehört. Für immer.