Gott hat[te] ein Weltbild. Er wollte nicht, dass Eva vom Baum der Erkenntnis einen Apfel isst, weil sie dadurch annähernd allwissend wurde wie Gott. Weil sie begonnen hatte das Leben, das nur aus Freude an der Natur bestehen sollte, zu hinterfragen und damit zu sündigen. Ich glaube zwar nicht an Gott und diese Geschichte, finde sie aber trotzdem interessant. Man muss so oder so argumentieren können. Egal ob man eine gläubige Person oder ein Atheist ist.
In die Geschichte von Adam und Eva lässt sich sehr viel hineininterpretieren. Man vergleicht zum Beispiel den Apfel vom Baum der Erkenntnis einerseits mit dem Wissen Gottes, andererseits auch mit der Sünde. Wer davon isst, wird allwissend – wie Gott. Ist Wissen somit eine Sünde? Gott wollte wohl nicht, dass Adam und Eva denken (und Sex haben). Sie sollten sich wohl einfach ohne Hintergedanken an der Welt erfreuen, nichts hinterfragen und schon gar nicht sündigen.
Das setzt allerdings voraus, dass „Gott“ die Sünde kennen muss. „Gott“ weiß ja alles. Dann muss er aber irgendwann einmal Erfahrungen damit gemacht haben. Irgendwoher muss sein Wissen ja kommen. Und wenn die göttliche Existenz keinen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, frage ich mich, …ja…was frage ich mich eigentlich? Jede Aussage entkräftigt sich hier gegenseitig, weil das Göttliche, das Allwissende nicht im Bereich meiner Vorstellungskraft liegt.
Aber vielleicht ist Gott genau so ein Sünder wie wir welche sind. Muss er ja, sonst wäre Jesus nicht da. Und ein Kind entsteht nicht aus dem nichts. Aber andererseits kann niemand sagen, dass er nicht aus dem Nichts entstanden ist, da er das ja anscheinend ist. Nur, stimmt das? Kann etwas aus dem Nichts entstehen. Wird man einfach so schwanger? Seither ist das vermutlich nie wieder vorgekommen, aber ich KANN mit aller Kraft und Wissenschaft nicht beweisen und nicht ausschließen, dass es das nicht gegeben hat. Aber genauso wenig kann ich behaupten, dass es Magie oder etwas Höheres gibt. Oder dass wir nach dem Tod wieder als jemand anderes auf die Welt kommen.
Das alles ist reiner Glaube. Aber hinterfragt das irgendeiner? Nein, natürlich nicht. Man kann den Glauben nicht hinterfragen. Ein wunderbares Phänomen.
Man glaubt also nur, mehr nicht. Es wird gehofft, es wird bereut, es werden Grenzen durch Gott gesetzt. Aber letztendlich ist Gott nur etwas, das einem „beisteht“, wenn man gar nichts mehr hat. Denn Gott weiß ja alles. Alles lässt sich durch Gott erklären. Und alle sind glücklich und fröhlich und jeder erfreut sich seiner selbst und seiner Mitmenschen. *Achtung, Ironie*
Natürlich nicht. Wenn es einen Gott gibt und er alles kann und weiß, dann muss er gleichzeitig ein Teufel sein. Gefallene Engel kommen ja auch in die Hölle. Warum? Das weiß niemand. Wahrscheinlich haben sie zu viel nachgedacht.
Ich blicke aus dem Fenster und sehe nichts. In den Augen der Menschen nur Leere, Herzen so schwer wie Stein. Geschlossene Lippen. Würde ich über jeden der Menschen hier das Wetter nach ihren Gefühlen und Gedanken malen, wär’s hier ganz schön bewölkt.
Meint Gott das damit? Dass wir nicht nachdenken sollen…einfach leben sollen? Sollen wir aus seinen Fehlern lernen? Sollen wir Jesus dafür danken, dass er alles auf sich genommen hat? Vielleicht ist Jesus ja ein kleiner Rebell. Und gegen die Vorstellung seines Vaters von Leben. Naja, Leben besteht eben nicht nur aus Wissen und nicht nur aus leben. Heutzutage ist es eine Oszillation.
An was ich mich jetzt allerdings regelrecht aufhänge, ist die Schrift „Das Elend des menschlichen Daseins“ von Papst Innozenz III. Es war im 10. und 11. Jahrhundert Papst gewesen und ich finde es wunderbar, wie er in seiner Schrift die damalige Zeit darstellt. Er soll auch einer der selbstbewusstesten Päpste gewesen sein. Zum ersten Mal jedenfalls finde ich Interesse am Geschichtsunterricht…
„Wer gibt meinen Augen den Tränenquell, dass ich beweine den bejammernswerten Eintritt in das menschliche Dasein, beweine das schuldhafte Fortschreiten menschlichen Lebens, beweine das verdammenswerte Ende menschlicher Vernichtung? […] Aus Erde geschaffen, in Schuld empfangen, zur Strafe geboren, tut der Mensch Böses, was er nicht soll, Verwerfliches, was sich nicht ziemt, Nutzloses, was sich nicht lohnt, wird er Nahrung für das Feuer, Köder für den Wurm, ein Haufen Dreck. […] Geschaffen ist der Mensch aus Staub, aus Lehm, aus Asche, und was nichtswürdiger ist: aus Ekel erregendem Samen. Empfangen ist er in er Geilheit des Fleisches, in der Glut der Wollust, im Gestank der Unzucht, und was noch niedriger ist: im Sumpf der Sünde. Geboren ist er für die Qual, für die Furcht, für den Schmerz, und was noch elender ist: für den Tod.“
Wir hätten wohl naiv bleiben sollen, leben sollen. Unwissend. Keiner hätte jemals dieses „Wissen“ erfahren dürfen. Keinem sollte es danach dürsten. Keiner sollte denken. Keiner sollte sich fragen, was Leben wirklich bedeutet, was es ausmacht, da die Suche nach der Antwort zu große Opfer fordert. Man lebt. Man lebt um zu sterben. Kein Sinn. Kein Leben.
Gott wollte wohl nie, dass wir hinterfragen und zu viel denken. Gott wollte nicht, dass wir Sex aus Lust haben. Und wenn das Leben nach dem ersten Atemzug ein sündiges, ein verdammtes Leben ist, warum schenkt man es uns dann? Warum lässt man uns frei denken? Warum geht die Welt nicht unter, so wie es sein soll? Wir tragen doch alle die Erbsünde in uns, da wir nicht einfach aus dem Nichts aufgetaucht sind wie Adam und Eva oder Jesus.
Ich frage mich nur – da alles damals gegen Fortschritt und allgemein gegen den Sinn eines Lebens war – warum sich die Leute nicht einfach das Leben genommen haben. Das mag, so wie es da steht, wirklich extrem klingen, aber wenn man sich mal die 10 Gebote so ansieht, dann steht da nichts von Suizid…nur von morden. Aber nicht konkret von Selbstmord. Typisch. Das kehrt man ja unter den Tisch…
Sündigen lässt sich übrigens nicht vermeiden. Je nach dem, was man als Sünde bezeichnet. Es beginnt schon damit, dass wir uns ein Bildnis von unseren Mitmenschen machen. Und da kann der Mensch noch so gut sein, ein Bildnis ist immer im Kopf.
Doch ist Gott ein Sünder? Wenn Gott und Jesus uns vergeben und Gott sich durch sein Wissen zu einem Sünder macht und uns dabei zusieht, wie wir die Welt zerstören, dann frage ich mich, wer ihm dann vergibt. Denn er kann rein theoretisch niemanden um Vergebung bitten…und was ist er dann? Der Teufel? Weil er nicht Buße ablegt?
Und ich behaupte, dass Gott definitiv ein Sünder wäre, wenn man nach der Geschichte von Adam & Eva geht. Er hat die Welt erschaffen. Er hat den Baum der Erkenntnis geschaffen. Und wüsste er nicht, dass es eine Sünde gibt so wäre der Baum gar nicht erst entstanden. Und hier vermag der eine oder andere Gläubige abzublocken. Aber ich habe bessere Argumente. Und in dem Fall bin ich schlecht und böse? Vielleicht bin ich auch nur Realist und habe mich schon längst durch das hinterfragen der menschlichen Existenz versündigt..
Und wenn ich noch einen Schritt weitergehe, würde ich sogar behaupten, dass Gott in Wahrheit schizophren ist und dass aus dieser Schizophrenie, diesem Paradoxon, das Leben entstanden ist. Mit richtig und falsch. Mit normal und verrückt. Mit Licht und Schatten. Und es kann einfach niemanden geben, der keine Sünden begeht. Dann gäbe es nämlich auch kein Leben, welches an sich schon recht schizophren zu sein scheint.
Und somit sind wir alle – auch Gott – wieder gleich. Noone is perfect.
Hi! 🙂
Es lohnt sich eigentlich nicht, über Gott zu diskutieren. Wer sich etwas für Psychologie interessiert, Gruppendynamik, oder die Natur des Menschen – der weiss, dass es keinen Gott gibt.
Es lohnt sich aber sehr zu betonen, dass es keine Sünden gibt! Sünden bedeutet, dass man sich für etwas schämen soll. Doch das ist falsch. Jeder Fehler, den man begangen hat, hat einen gelehrt.
Jeder Fehler, jede Sünde, ist eine wichtige Lebenserfahrung, die ich nicht missen will.
Im weiteren lohnt es sich zu betonen, dass es heute, anstelle der Gebote, Gesetze gibt, die alles recht gut regeln!
Das schönste am Leben ist doch die Freiheit, selbst zu bestimmen, was für einen richtig ist. Das bleibt (stark) Gläubigen verwehrt. Ist es doch das schönste am Leben, beim hemmungslosen und
sündhaften Sex einen Heidenspass zu haben! 😉 Und dabei sollte man sich nun wirklich nicht von einer „Allgegenwart“ eines Gottes blockieren lassen.
lieber gruss vom elch
1. In der Bibel steht nichts von einem Apfel, sondern nur von einer Frucht des Baumes der Erkenntnis.
2. Im biblischen Sinn ist Sex nicht Sünde, sondern Auftrag. Schon im Schöpfungslied auf der ersten Seite heißt es: „Wachset und mehret euch.“
3. In der Schöpfungserzählung von Adam und Eva erkennt Adam: „Das ist Fleisch von meinem Fleisch, Bein von meinem Bein.“ Und der biblische Verfasser dieser Erzählung merkt an: „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an eine Frau.“ (Erst wenn sich Bubi von Papa und Mama seelisch abgenabelt hat und mit einer Frau als Ergänzung seines eigenen Ichs sein wahre Identität erlangt hat, ist er ein richtiger Mann. Sex ist hier nicht Sünde, sondern Identität, Selbsterkenntnis und Reifung.)
1. „Die Frucht des Baumes der Erkenntnis“
Wir könnten auch von einer Banane reden. Es ist völlig egal um was es sich da genau handelt.
2. Im biblischen Sinn ist Sex, wie du sagst, zur Fortpflanzung da. Das stimmt soweit.
Allerdings sind wir Menschen und die Delfine die einzigen zwei Tierarten, bei denen Sex – nachweislich – Spass macht. Bei anderen Affanarten dient Sex auch als Aggressionsabbau, bei Menschen hat Sex diesen Effekt ja auch.
Sex zum Vergnügen gemäss Christentum Sünde. Zur Fortpflanzung ist es ein Auftrag.
3. Undeutlicher könnte der Verfasser nicht formulieren. Deine Interpretation ist nicht nachvollziehbar, sondern viel mehr aus der Luft gegriffen. Logischer wäre die Interpretation, dass wenn man Sex mit einer Frau hat, man auch mit ihr zusammenleben (binden) soll. Das ist allerdings Unsinn!
So, nun mische ich mich auch einmal ein. : )
Für mich lohnt es sich, über alles nachzudenken. Auch, wenn es ein Thema ist, bei dem Christen wie Antichristen sich nie einig werden können und jeder bei den“Argumenten“ des anderen abblockt.
@Elch: Ich glaube ehrlich gesagt an eine Art von Sünde. Zwar nicht so ganz in diesem Zusammenhang, aber die Todsünden sind ebenfalls ein sehr interessantes Thema zum
Spekulieren und hinterfragen. Aber das ist jedem sein Bier, solange man nicht gegen Gesetze verstößt. Denn ansonsten können wir selbst entscheiden, was für uns richtig oder falsch sein könnte.
Im Grunde hat jeder somit seine eigene Religion und ist sein eigener „Gott“.
@ Winfried Schley: Dieser Text ist einfach eine Antwort auf meinen Religions- und Geschichtsunterricht, in dem ich das verarbeite, was mir meine Lehrer erzählt haben. Und da ich die ungesunde Angewohnheit habe, bestimmte Dinge zu hinterfragen, ist das hier entstanden.
Ob es sich nun um eine Banane, einen Apfel oder eine Ananas handelt, ist für das, was ich geschrieben habe, weniger relevant. Es ging mir einfach nur darum, darzulegen, was mir persönlich durch den Kopf geht. Dass Sie andere Ansichten haben, kann ich selbstverständlich nachvollziehen.
Ich bezweifle jedoch, dass sich ein Mann an eine Frau binden muss, um seine Identität zu erlangen. Die Frau macht das immerhin auch nicht. Was das „Ich“ an sich ist, muss letztendlich jeder für sich suchen. Und ein Partner wird einem dies nicht erleichtern, denn dann wird aus dem Ich auf einmal ein Wir. Für einige scheint das schon der Sinn des Lebens zu
sein, aber an sich ist da jeder Mensch anders.
Es ist im Grunde genau so wie mit der Frage nach der Wirklichkeit. Da jeder ein Individuum ist und durch seine Lebensgeschichte andere Ansichten zum Leben hat, wird es niemals ein Ich an sich geben, ein Muster wie man zu leben und zu sein hat.
Würde man jedoch nach der Phänomenologie des Lebens suchen, so wäre das Leben von Adam und Eva wohl der Ausgangspunkt. Essen und schlafen erscheint als das mindeste. Was Sinn und Unsinn ist, hat sich erst mit der Zeit entwickelt und ist zwar Bestandteil des Lebens, aber nicht jeden Lebens an sich.
Alles in allem hat sich die Zeit doch sehr verändert. Keiner gibt mehr zu, dass er an Gott glaubt. Manche wissen sogar nicht einmal, wie man „Bibel“ scheibt. Im Mittelalter würden diese Leute dafür auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder aufs Übelste gefoltert werden, da die Bibel und der Glaube an Gott lange das beständigste galten. Heute erscheint es einem als ein Buch, dem man Glauben schenken kann, das man verspotten oder ignorieren kann oder es versuchen kann zu interpretieren. Ich persönlich finde die Bibel sehr interessant, da sie aus
Geschichten besteht, die man sehr schön hinterfragen und auf alles Mögliche beziehen kann. Ich versuche die somit mit dem Verstand zu sehen und nicht mit dem Glauben.
Danke für eure Kommentare und Meinungen. : )
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