Zusammenleben / zusammen sein

In der Regel wohnt man ja als Paar zusammen. Das scheint manchmal wie ein ungeschriebenes Gesetz. Man teilt einfach alles miteinander. Alles andere ist für einige auch nur schwer vorstellbar.
Für mich ist es das nicht, denn ich selbst habe für mich herausgefunden, dass das nicht unbedingt das Modell ist, das für mich geeignet ist. Aus meiner Sicht ist es nämlich ganz gut, wenn man nicht ständig zusammen ist und sich in seine eigenen vier Wände zurückziehen kann, die eben nicht nur ein Zimmer umschließen, sondern in meinem Fall eine eigene Wohnung.

Dass ich so denke, hat übrigens nichts damit zu tun, dass ich in meiner Beziehung mit Observer nicht glücklich bin, im Gegenteil! Ich bin sogar sehr glücklich, ihn an meiner Seite zu haben. Aber ich schätze es eben auch, wenn wir zeitweise wieder etwas Distanz zwischen uns bringen. Nun gut, in unserem Fall beträgt diese Distanz knapp 800 km, da er bei Hamburg wohnt und ich im Schwarzwald, was schon etwas heftig ist.
Im Grunde ist es also eine Fernbeziehung, die wir bisher so gelebt haben, dass wir „testweise“ immer mal wieder für ein paar Monate zusammen an einem Ort – meistens bei mir – waren. Insgesamt haben wir so allerdings in mehr als 4 1/2 Jahren deutlich mehr Zeit zusammen verbracht als getrennt.

In all dieser Zeit habe ich sehr viel über mich herausgefunden und wie ich eigentlich eine Beziehung führen sollte, damit diese auch schön bleibt.

Zum einen habe ich die wundervolle Erfahrung gemacht, dass es überhaupt möglich ist, einen Menschen für eine längere Zeit in meinem Umfeld zu haben und ihn auch bei mir haben zu wollen. Das ist bei mir wirklich nicht selbstverständlich. Ich bin ein sehr autonomer Bindungstyp und mein Stresslevel steigt sehr schnell sehr stark an, wenn ich meine Freiheit bedroht sehe. Bei Observer war das von Anfang an irgendwie anders. Ich habe mich nie bei ihm eingeengt gefühlt. Wir harmonieren einfach sehr gut gemeinsam und so schätze ich die Zeit, in der er bei mir ist, auch sehr.
Obwohl wir in vielem doch sehr unterschiedlich sind, funktioniert bei uns der Alltag zusammen, den wir gelegentlich für ein paar Monate teilen, wirklich erstaunlich gut. Wir haben nach all der Zeit auch gemeinsame Routinen, die sehr wichtig sind, damit eine Beziehung, in der zwei Menschen zusammenleben, eben nicht im Alltag untergeht. Daneben reden wir aber auch unglaublich viel über die gemeinsamen Interessen und Themen, die wir teilen. Und wir nehmen Rücksicht auf unsere Eigenheiten, gehen respektvoll miteinander um, was meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung für eine gelingende Beziehung ist.
Das alles funktioniert auch super. Und dennoch… nach einer Weile wächst in mir eine Art Anspannung. Observer macht nichts anders, aber es verändert sich einfach etwas in mir. Daran merken wir beide dann, dass es an der Zeit ist, dass ich meine vier Wände mal wieder für mich alleine habe. Und das ist auch vollkommen in Ordnung für uns beide. Es bedeutet nicht, dass er der falsche Partner ist und ich ihn nicht auf meine Weise vermisse, wenn er nicht da ist. Ein Abschied am Bahnhof bedeutet auch kein Abschied für immer und ich habe das auch nie im Sinn wie bei meinen bisherigen Beziehungen. Bei denen erging es mir wirklich erheblich besser, als ich wieder alleine war. Ein Abschied von Observer ist keineswegs so eine Erleichterung. Es tut auch mir weh, ihn wieder wegzuschicken.

Allerdings weiß ich zum anderen mittlerweile auch, dass ich, so sehr ich Observers Anwesenheit auch liebe, immer wieder mal für eine Weile etwas Zeit für mich brauche und dass es nicht gut wäre, wirklich dauerhaft jeden Tag zusammenzuleben. Vermutlich würde das mit Observer sehr lange gut gehen, aber auf Dauer würde es für mich Stress bedeuten und die Beziehung vor Herausforderungen stellen, die nicht sein müssen, nur weil es praktischer, günstiger und die Regel ist.

Unser jetziges „Modell“ werden wir jedoch auch nicht für immer führen können. Allerdings will das auch keiner von uns beiden. Momentan ist es ganz sinnvoll so, aber auf lange Sicht möchten wir beide schon etwas näher zusammenrücken.
Aktuell sehe ich eher mich in ein paar Jahren in den Norden ziehen, aber auch dort eine eigene Wohnung nehmen. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Vielleicht entscheidet sich Observer ja doch für den Schwarzwald? Vielleicht wird es auch Bielefeld? Die letzten fünf Jahre haben mir gezeigt, dass nichts so wirklich sicher ist und sich von einem Tag auf den anderen vieles ändern kann. Ich bin jedenfalls froh, in all dieser Zeit diesen sehr besonderen Menschen an meiner Seite gehabt zu haben. Das möchte ich keinesfalls missen und ich hoffe, wir bewältigen auch in Zukunft gemeinsam all das, was uns noch bevorstehen wird! Und wenn wir nicht zusammenleben sollten, dann werden wir es umso mehr sein. Definitiv! : )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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