Let’s talk about money, baby!

Wie viel jemand in seinem Job verdient, scheint sehr oft ein Thema bei den Menschen zu sein. Bei manchen ist es sogar sehr offensichtlich das Hauptthema ihres Daseins.

Das ist schon sehr faszinierend, denn über konkrete Zahlen spricht man trotzdem so gut wie nie. Sie schweben einfach im Raum und man leitet sie sich her aus dem, was man von außen sieht (Haus, Auto(s), Pferd, teure Urlaube, Villa am See, Yacht, Swimmingpool,…) und ungefähren Vorstellungen, was man eben so in einer bestimmten Berufsgruppe verdient. Die Ausgaben, die man nicht sieht und was an diesem ganzen schönen Besitz alles dranhängt oder wer unter Umständen sogar dafür irgendwo blutet oder zu kurz kommt (Beziehungen/Familie/Kinder, eigene unterdrückte Lebensziele, Burnoutgefahr,…) sieht man eher nicht.
Über Geld spricht man ja auch nicht. Nur hinter vorgehaltener Hand und entschuldigend fragt man vielleicht mal ganz leise flüsternd verschüchtert nach dem Gehalt eines Kollegen und fühlt sich total übergriffig.
Ich empfinde das zum einen als fatal, weil das Vermeiden unglaublich viel Raum für Spekulationen lässt. Außerdem haben wir dadurch keine Chance uns in dem wirklich wichtigen Punkt bei der Geld-/Gehaltsfrage zu vergleichen und voneinander zu lernen: im Umgang mit Geld allgemein. Wir kommen so auch nie zu den Gesprächen, die wirklich wichtig wären: Der Sinn unseres Lebens und ob wir wirklich glücklich sind und die Welt, wie sie ist, eine ist, in der wir wirklich leben wollen.
Zum anderen kann ich aber auch nicht einschätzen, inwiefern das verstärkte Offenlegen von Gehältern UND Ausgaben nicht für noch mehr Unmut sorgen könnte, weil dann Vergleiche mit konkreten Zahlen möglich wären.

Das Vergleichen zu verfluchen ist allerdings zu kurz gedacht, denn es ist wie es aussieht in uns verankert und somit menschlich. Auch ich spreche mich davon nicht frei und in meiner Beziehung ist die Gehaltsfrage und wovon und wie Observer und ich irgendwann leben wollen ebenso ein Thema. Ich wünsche mir hier einfach nur eine gerechte Verteilung (vor allem von Zeit), im Idealfall einen 50 – 75 % Job, der mir Spaß macht und einfach nur, dass wir gut überleben können und auch später keine Probleme haben werden.

Aus meiner Sicht vergleicht sich die überwiegende Mehrheit der Menschen leider auf eine destruktive Weise, denn das Resultat ihres Vergleichens ist oft das Gefühl der Ungerechtigkeit. Sie vergleichen sich auch meist mit jenen, die mehr zu verdienen scheinen bzw. mehr haben, sich problemlos mehr leisten können. Je weiter zudem jemand über ihnen zu stehen und je weniger er zu leisten scheint (v.a. Politiker, Finanzspekulationsmenschen,…), desto emotionaler fallen die Reaktionen aus.
Nach unten vergleicht man sich eher selten und wenn, dann vielleicht, um sich oberflächlich besser zu fühlen. Aber tief im Kern machen uns vermutlich jene Menschen Angst, die sich bei diesem Vergleich unter uns befinden. Wir können uns kaum vorstellen, ganz ganz unten zu sein…

Doch zurück zur zentralen Frage, warum wir es so sehr vermeiden über unser Gehalt zu sprechen.
Haben wir vielleicht Angst, doch nicht so gut dazustehen wie angenommen? Oder haben wir womöglich die Befürchtung, dass sich die Dynamik in unseren Beziehungen verändern wird, weil wir vermutlich mehr verdienen?
Hier frage ich mich jedoch: Sollte das wirklich darüber bestimmen, wie wir zu jenen stehen, die wir schätzen und lieben? Sollte das Gehalt oder potenzielle Erbe ausschlaggebend sein, um eine Liebesbeziehung einzugehen? Was macht diese Zahl auf dem Papier denn so mächtig? Wer gibt ihr die Macht darüber zu bestimmen, wie wertvoll wir sind und ob es möglich ist, sich auf Augenhöhe zu begegnen?
Letzten Endes ist die Antwort so einfach: wir selbst.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Dass niemand über Gehälter oder Honorare spricht, ist ein großes soziales Hindernis, finde ich. Denn es schafft Misstrauen und veranlasst zu falschen Schätzungen. Über alles wird offen gesprochen, nur nicht über den Lohn. Verstehe ich nicht.

 

Als Selbstständiger werde ich bei Vorstellungsgesprächen (ja, die gibt es auch bei Selbstständigen) meist nach meinen Honorarvorstellungen gefragt. Neulich stand wieder eines an (das dann doch nicht stattgefunden hat, weil ich nicht mehr wollte) und ich wusste, die Frage wird kommen. Dieses mal, das hatte ich mit vorgenommen, wollte ich antworten:

„Ich habe keine Honorarvorstellung. Ich weiß heute weder genau, was ich bei Ihnen zu tun haben werde, noch wie viel Zeit es in Anspruch nimmt, noch wie es sich anfühlen wird. Ich weiß auch nicht, wie es Ihrem Unternehmen gerade finanziell so geht. Zahlen Sie mir zunächst, was Ihnen meine Arbeit wert ist und was Sie können. Dann werde ich sehen, wie zufrieden ich sein werde und dann reden wir weiter.“

 

Ich würde für einen Auftraggeber auch umsonst arbeiten (in zeitliche Grenzen). Denn ich weiß, wenn er meine Arbeit schätzt, wenn er mich nicht verlieren will, wird er mich ordentlich bezahlen. Und wenn er sie nicht schätzt, will ich sowieso nicht bei ihm bleiben 🙂

Das alles geht natürlich nur in Zeiten von Fachkräftemangel.

Dass niemand über Gehälter oder Honorare spricht, ist ein großes soziales Hindernis, finde ich. Denn es schafft Misstrauen und veranlasst zu falschen Schätzungen. Über alles wird offen gesprochen, nur nicht über den Lohn. Verstehe ich nicht.

Das sehe ich ganz genau so.
Ich selbst habe kein Problem damit, dass ich seit fast 10 Jahren entweder bei Mindestlohn oder knapp darüber rauskomme. Diejenigen, die das wissen, haben ein weitaus größeres Problem damit als ich. Mir ist das egal, weil ich dafür etwas etwas bekommen habe, das nicht mit Geld zu bemessen ist und weil ich total gut mit meinem Gehalt klar komme; oft besser als diejenigen, die weitaus mehr verdienen als ich. Sie scheinen aber auch irgendwie mehr zu „brauchen“. Ich möchte jedoch mit keinem tauschen, der einen Kredit abzahlen muss und an andere Verpflichtungen gebunden ist, selbst wenn die Person weitaus mehr verdient als ich und am Ende ein Haus oder anderen Besitz hat.
Ich kenne auch die Finanzen meines Chefs bis ins Detail und meine eigenen. Und in meiner Rechnung habe ich bisher immer besser abgeschnitten, weil ich Sorgen, Ängste und Stress mitrechne.

Mich macht es immer etwas traurig, wenn mir andere sagen, dass ich zu wenig verdiene und mich „unter Wert verkaufe“. Weil sie eben nicht sehen, welche anderen Privilegien ich all die Jahre hatte und dass man den Wert eines Menschen auch anders „bemessen“ kann. Dass hinter dieser auch freundschaftlichen Beziehung einfach noch etwas mehr sreckt als Geld. Es versteht auch keiner so wirklich, dass ich total gerne so bescheiden lebe, weil das für mich ein erstrebenswerterer Lebensweg ist, der mich weitaus glücklicher macht.

„Ich habe keine Honorarvorstellung[…]“

Ich würde für einen Auftraggeber auch umsonst arbeiten (in zeitliche Grenzen). Denn ich weiß, wenn er meine Arbeit schätzt, wenn er mich nicht verlieren will, wird er mich ordentlich bezahlen. Und wenn er sie nicht schätzt, will ich sowieso nicht bei ihm bleiben 🙂

So wie du deine Arbeit als Selbstständiger beschreibst, kann ich das absolut nachvollziehen! Ich würde mich auch unglaublich schwer damit tun, meine Honorarvorstellungen zu formulieren und eher mal zu viel und „umsonst“ arbeiten. Wenn einem der Job wirklich Spaß macht, ist es auch sehr schwer, dieses „bezahlte Hobby“ einzuschätzen.
Und ich ziehe übrigens meinen Hut vor dir, denn ich würde mich das mit der Selstständigkeit nicht trauen. Ich brauche die Sicherheit eines gesicherten immer gleichen Einkommens und jemanden über mir als „letzte verantwortliche Instanz“. Damit fühle ich mich einfach wohler.

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