Freitag: Chemnitz

Freitag wollte ich eigentlich viel früher aufstehen, schaffte es jedoch nicht, da ich nachts nicht so gut geschlafen hatte. Dennoch bekam ich das ein oder andere zu Gesicht, bevor ich mich mit einer Freundin zum Essen traf, die sich sehr gefreut hat, mich wieder zu sehen. Mir ging es da genauso. Bisher hatten wir uns nur mit dem Steppenwolf gesehen oder eben auf einer Party, was aber schon lange her war. Es tat auch gut, über so vieles zu reden, zu erzählen und sich auszutauschen und verstanden zu fühlen.

Anschließend besuchte ich noch mein Ziel, das ich mir spontan im Schlosspark ausgesucht hatte „Der Baum des Friedens“.

Und natürlich besuchte ich auch Karl.

Mit dem Steppenwolf hatte ich mich ebenfalls verabredet am äußerst beliebten Treffpukt: dem roten Turm.

Da er zu spät kam und ich immer zu früh bin, setzte ich mich so lange an den Brunnen vor der Stadthalle, wo ich im Dezember immer auf dem Darkstormfestival war, und ließ meine Füße kühlen, bis ich mich dann an den Turm stellte. Dort stand ich eine ganze Weile herum und beobachte die Menschen. In dieser Zeit wurde ich von so einigen Männern angesprochen. Einer kam sogar zweimal vorbei und fragte mich noch mal nach einem Date und ob ich wirklich keine Lust hätte, mit ihm was trinken zu gehen. Es war wirklich spannend, sie alle zu beobachten, wie sie um mich herumschlichen und abzuschätzen, was als nächstes passieren würde. Meist hatte ich recht und es kam genauso, wie ich es mir gedacht hatte. Ich fand es sehr faszinierend, wie attraktiv mich der rote Tum machte…
Bei einem Mann habe ich mal wieder gemerkt, dass Smalltalk mit mir der Horror sein muss. Er war so verunsichert von meinen untypischen Antworten und Kommentaren und ich sah ihm an, dass er selbst merkte, wie sein Versuch scheiterte, mir einfach nur irgendwie zu gefallen. Ich fand seine Offensive mich anzusprechen zwar mutig und keineswegs aufdringlich, war aber so gar nicht interessiert, was ich ihm auch versuchte sanft mitzueilen, indem ich betonte, dass ich auf einen Freund warten würde. Ja, männlich.
Ich weiß nicht, was die sich alle dachten, als dann endlich der besagte Mann auftauchte, mit dem ich mich treffen wollte: der Steppenwolf. Damit fanden die Datinganfragen dann jedenfalls endlich ein Ende.

Mit dem Steppenwolf ging ich in dasselbe Cafe wie mit der Freundin und lud ihn auch ein. Sein Leben verlief gerade nicht so ideal. Er erzählte mir ein wenig und vieles kannte ich von früheren Unterhaltungen mit ihm. Viele Gedanken wiederholen sich seit Jahren und das meiste hat sich leider noch mehr zugespitzt. Es ist bei weitem nicht einfacher geworden und er trägt einen verdammt schweren Rucksack an Gedanken, Problemen, psychischen Schwierigkeiten und nicht nur einer Sucht mit sich herum…
Mir tut es schon etwas weh, nichts tun zu können, wie vermutlich all seinen anderen Freunden… Ich kann leider nicht mehr tun, als ihm zu wünschen, dass er von sich aus auf eine Spur gerät, die ihm nicht schadet. Dass er lernt, sich wertzuschätzen und wirklich weiterzuentwickeln und nicht mehr nur im Kreis zu drehen. Er ist nicht dumm genug, um nicht zu erkennen, was er da tut, im Gegenteil. Er ist sogar unglaublich intelligent und ein besonderer Mensch, den ich seit unserer ersten Begegnung vor zehn Jahren sehr schätze. Wir haben so viele tolle Gespräche geführt und ich hoffe für ihn, dass er die Möglichkeit bekommt, seinen Weg zu finden. Dass er sie sieht und nutzen kann. Denn ich weiß, wie schrecklich es ist, in seinen gedanklichen Mustern gefangen zu sein…

Journey 2023

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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