Ich färbe mir die Haare grün!

Nee, nicht wirklich. Aber es wäre doch mal eine nette Idee, um wieder etwas mehr Farbe in mein Leben zu bringen! Und damit man mich auch ja gleich erkennt…aber ich glaube, das Thema hat sich auch wieder erledigt…leuchtendes rot reicht offensichtlich aus.

Gestern war mal wieder so ein Actiontag…
Zuerst wurden meine ehemalige Klassenkameradin und gute Freundin Tati und ich aus dem Zug geschmissen, weil „wir“ zwar Ferien hatten, der Rest von unserem Bundesland aber die Schulbank drücken durfte. Wir nahmen natürlich naiv an, dass unsere Busfahrkarten uns trotzdem weiterbrachten als nur um die Ecke…und zum Glück kamen wir durch Reue zeigen und professionelles Rumdrucksen zwar um die 80 Euro, mussten aber wie gesagt auf halber Strecke aussteigen und fanden uns in einem seltsamen Städtchen wieder, das nur aus einem See, Souvenirshops und 1000 Restaurants, Hotels und Cafes bestand…super. Und wir hatten über zwei Stunden zu warten. Also liefen wir umher, redeten, aßen etwas, machten hier und da Fotos, legten uns ins Gras, warteten bis die Zeit verstrich.
Später haben wir uns dann mit der Bahn mehr oder weniger in einem Beschwerdebrief angelegt, weil wir seeeehr angepisst von ihrem Service waren. Der Grund: Die Damentoilette hatte unser Geld geschluckt und uns die Tür nicht aufgemacht. Es waren zwar nur 50 Cent, aber wenn Frau unbedingt aufs Klo muss, wird Frau zur Furie. Daraufhin wollte ich also die Bahnmitarbeiter persönlich zusammenfalten, aber die hatten ja Montagnachmittag schön frei. Eine Frau, die eine Karte umtauschen wollte, war hierbei ebenso verzweifelt wie wir…in so einem Touristenstädtchen kann man das einfach nicht bringen!

Wir haben durch unseren Rauswurf aus der Bahn ziemlich viel Zeit verloren, aber noch alles in der eigentlichen Zielstadt bekommen, was wir wollten. Ich konnte in den Punk-/Gothicladen und mal richtig schön Geld liegen lassen. Aber die Auswahl war da einfach zu groß. Ich muss da irgendwann mal wieder hin…ich liebe so was einfach.
Tati war eher sehr aktiv in einem Shop mit Pflegeprodukten. Ich habe letztes Mal etwas für sie gekauft, da ich in der Stadt öfters unterwegs bin und sie selbst eher nicht so oft dorthin muss. Es war nun auch das erste Mal, dass sie den Shop von innen gesehen hat. Und ich weiß schon, was ich so liebe. Einfach diesen Moment, in dem man von draußen in den Laden kommt und wirklich spürt, wie man von einer Wand aus 1000 unterschiedlichen angenehmen Düften erschlagen wird. Ich muss mir nächstes Mal auch was kaufen…

Und das beste kommt noch: Mr. Edeka hat endlich angerufen!

Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade im Zug. Ich habe schon den ganzen Tag Halluzinationen gehabt, dass mein Handy vibriert und alles so langsam abgeschrieben. Und ich habe mir alle möglichen Szenarien ausgemalt, warum er nicht anruft. Typisch Frau. Gleichzeitig habe ich mich aber ermahnen können, mich nicht zu extrem hineinzusteigern.
Als dann mein Handy wirklich geklingelt hat, habe ich nicht mal wirklich realisiert, dass das mein Klingelton ist. Ich war so extrem verplant, wie schon lange nicht mehr. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen und die Leute sahen mich schon mit einer Mischung aus Hass und Verwunderung an, als ich es aus der Tasche zog. Untermalt von Quietscheentchen, „Roooooooooooock“ und den Anfangszeilen „Du bist so süß in deinem Rock, ich kriege einen Zuckerschock“ drehte ich völlig ab, als ich sah, dass mein Handy die Nummer nicht kannte.
„WAAAAH, WAS SOLL ICH MACHEN!?“, schrie ich Tati an. Und sie schrie zurück: „GEH RAN!!!“
Das muss sehr irritierend auf die anderen Bahngäste gewirkt haben und beim Hinausgehen haben mich alle mit großen Augen angesehen und gemustert. Aber ich habe das nicht mehr richtig gesehen, Morddrohungen prallten an der rosa Wolke um mich herum ebenso ab wie Glückwünsche.
Nun, wie lief das Gespräch? Ziemlich strange muss ich sagen/schreiben…und gleichzeitig auch ganz normal. Er hat sich als den „Typen aus dem Edeka“ vorgestellt. Ich wusste natürlich seinen Namen: „Ah, ***, nä?“ Und er vollkommen überrascht: „Ach, das wissen Sie?!“
Wir haben uns auf diese Woche geeinigt. Kaffee trinken…m o r g e n…

In V. habe ich später natürlich mal wieder meinen Bus verpasst und bin ins Nest und länger geblieben als geplant. Ich hatte ja geschrieben, dass Jo 50 wird. Und er war alleine im Nest. Na gut, der Oberstudienrat war da, Larry und der Sozialpädagoge, der mich cool ignoriert hat. Aber wo war der Rest? Wo waren seine Freunde und Verwandte?!
Wir konnten es uns denken: Noch einer aus dem Nest hatte Geburtstag. Es war zwar kein runder Geburtstag, aber dennoch waren alle in seiner Villa und haben es sich gut ergehen lassen. Halloooo? Man wird nur einmal 50!! Und klar hat Jo seine Millionen verzockt und das alles, aber dass das wichtiger zu sein scheint als Freundschaft…und das im realen Leben(!), haute mich fast vom Barhocker. Jo hatte sich noch einmal für die SMS bedankt und wir haben uns umarmt. Nach langer Zeit. Und auch am Ende war er echt froh, dass ich solange geblieben bin. Er bezeichnete mich für diesen Abend zugehörig zum „Kreis seiner Freunde“. Es war ironisch gemeint, aber dennoch lustig. Das war eben Jo.
Ich blieb fast den ganzen Abend dort und nahm dann den letzten Bus. Zum Abschied umarmte ich ihn noch mal und als ich mich auf dem Weg zum Bus machte, wurde mir bewusst, wie wichtig es war, dass ich heute Abend im Nest war. Jo war so dankbar…so menschlich. Und mir wurde mal wieder bewusst, dass ich ihn liebe, aber eher wie man ein Familienmitglied liebt oder einen sehr guten Freund. Ich glaube, das mit Jo ist etwas, was keiner verstehen kann. Keiner sieht ihn so, wie ich ihn sehe. Klar, er ist Alkoholiker, klar, er redet viel Mist und ja, er hat mir das Herz x mal gebrochen. Aber ich weiß, es wird nie einen zweiten Jo geben. Und dieses Wissen ist irgendwie Liebe…

Erstaunlich, wie es mir wieder gut geht…so voller Liebe (was ich sonst nie bin).

Dr.Mit hat auch angerufen, ich habe wieder einen Termin Anfang Mai.