Gestern war sozusagen „der große Tag“, an dem ich mich in der Klinik vorstellen durfte. Dr.Mit. war natürlich – mal wieder – ein Mann, aber irgendwie komme ich mit den Männern als Doktoren (in welcher Form auch immer) besser zurecht, als mit den Frauen. Er war sehr nett und hat mir Fragen gestellt, auf die ich in meinem Zustand aber keine Antworten fand.
„Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?“
Er war verwundert, als ich meinte, dass ich keine mehr habe, weil ich für sie zu kompliziert sei. Und noch verwunderter war er, dass ich immer alleine unterwegs bin und mich selten bis nie mit Menschen in einem Café oder so verabrede…ich treffe mal jemanden oder eben auch nicht…er war auch verwundert, dass ich nur Hobbies habe, die man alleine für sich im Stillen ausübt…
Mein Leben hat bei ihm 1 ½ Seiten gefüllt, was wohl aber nicht genug war, da er mich dann wieder heim schickte – ohne Lebensmut und Hoffnung auf zeitnahe Hilfe. Es wird sich also nichts ändern. Die können mich erst in mindestens zwei Monaten aufnehmen und ich soll mir halt so lange die Zeit vertreiben. Im Zweifelsfall, wenn ich Glück habe, darf ich da auch früher hin…aber nur, wenn ein „Notfall“ auftritt und was frei wird…und die auf der Warteliste alle nicht spontan in die Klinik können. Ich habe gemeint, mir wäre das egal. Ich wäre von mir aus auch gleich da geblieben. Ich habe nichts zu verlieren…gar nichts mehr.
Es tut mir irgendwie gar nicht gut in dem Wissen zu warten, dass die Probleme, die mich bis an den Abgrund treiben (können), egal zu sein scheinen nach dem Motto: „Ach, Panikattacken sind ja nichts. Sterben zu wollen ist auch nichts. Was? Du erkennst keine Menschen mehr? Ach, das kommt mal vor. Kein Grund zur Sorge…“
Okay, ich sorge mich auch wirklich nicht mehr. Weil alles egal geworden ist. Weil ich weiß, dass ich mit diesen Depressionen, die sich immer mehr zu Psychosen entwickeln, keine Zukunft haben werde. Weil ich so nicht schreiben kann, mich bis aufs Blut verachte, Klassenschlechteste und gleichzeitig auch schlechteste Person auf der Welt bin…und weil ich seit drei Wochen nicht fähig bin, Ordnung zu halten, geschweige denn Tablettenkram richtig einzunehmen…weil ich eigentlich hätte wissen müssen, dass es wieder kommt und ich alle genial belogen habe. Sogar mich selbst…
„Wie geht es dir?“ – „Gut“
Alles klar bei dir?“ – „Nein, nicht so…“ – „Oh, schade, wenn du was brauchst ruf mich an, okay?“ – „Ja, mach ich.“
„Rede ich zu viel von mir? Magst du auch was sagen?“ – „Nee, es gibt nichts zu erzählen.“
Ich habe jedem einfach gesagt, dass es mir gut geht und wollte dadurch – sogar teilweise unbewusst – die Dinge verdrängen, die in mir waren und auf den Ausbruch gewartet haben.
Warum auch nicht? Alles bestens! Warum jemandem alles sagen? Warum für das, wofür ich nichts kann, auch noch auf den Deckel bekommen nach dem Motto: „Was? Du willst das Abi abbrechen? Was? Du schaffst das alles nicht mehr? Du siehst keinen Sinn mehr und willst tot sein? Ach…nicht schon wieder!“
Ich liege nun schon den ganzen Freitagmorgen im Bett und suche nicht mehr nach dem Sinn, denn es gibt gerade einfach keinen mehr. Wozu einen Sinn suchen? Es hat einfach nichts mehr einen wert. Und nicht mal diese Aussage hat einen wert…
Ich warte einfach nur noch auf den Moment, in dem ich komplett durchdrehen werde und alles endlich ein Ende nimmt. Und gleichzeitig fürchte ich mich vor diesem Moment. Gleichzeitig will ich leben, nicht alleine sein, will jemanden um mich haben, der mir Halt gibt, mich davon abhält, dass ich mich in Gefahr bringe.
Aber ich falle immer tiefer.
Und auf dieser Ebene kann mich wohl keiner mehr aufhalten…
Hallo Journey,
du mußt undedingt raus. Wenn man ständig alleine ist, fällt einem die Decke zwangsläufig auf den Kopf: Du verrennst dich immer mehr in deine Depression oder fällst immer tiefer hinein und verlierst dabei immer mehr die Hoffnung. Du brauchst unbedingt Ablenkung. Die ist natürlich kein Heilmittel für deine Situation, aber sie würde dir bestimmt ein gewisses Maß an Linderung bringen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie dir helfen könnte, die Zeit, bis ein Platz für deine Therapie frei wird, auf diese Art etwas zu überbrücken.
Solche Kliniken sind halt immer ausgebucht und wenn man nicht gerade mit dem Kopf unterm Arm ankommt, muss man halt warten. Die Plätze sind eben nur begrenzt verfügbar.
Der Arzt mag dir, in deinen Augen, vielleicht zuwenig Verständnis entgegen zu bringen und dich gar nicht ernst genug zu nehmen oder dir womöglich herzlos zu erscheinen, aber er traut dir offenbar, trotz oder wegen der 1 1/2 Seiten über dich, mehr zu, als du dir selbst.
Ich finde, du solltest unter Menschen gehen. Selbst wenn du alleine ausgehst, lernst du trotzdem oft jemanden kennen. Zumindest beschreibst du das so in der Art in manchen deiner Texte. Und wenn nicht, passiert trotzdem genug um einen herum, was zur Ablenkung ausreichen könnte.
Auch hat dich doch zum Beispiel eine Mitschülerin mal zu diesem Gottesdienst mit Frühstück mitgenommen. Du hast das, in meinen Augen, als positives und interessantes Erlebnis beschrieben und hast dabei sogar noch jemand mit ähnlichen Interessen wie den deinigen kennengelernt. Das tat dir doch gut, oder?
Bitte versteh mich nicht falsch. Ich will dich nicht in die Kirche schicken, ich will dir damit nur sagen, dass es Möglichkeiten gibt. Sei offen.
Du hast schon viel Stärke bewiesen. Hab bitte noch ein bisschen Geduld und Ausdauer, auch wenn es für dich in deiner derzeitigen Situation sehr schwer ist.
Sehe dich nicht als Klassenschlechteste oder gar als schlechten Menschen. Betrachte dich lieber als Persönlichkeit, als Individuum und etwas Besonderes. Als Mensch mit Schwächen und Stärken. Das sind wir nämlich alle.
Verlier bitte nicht die Hoffnung und den letzten Glauben an dich selbst.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und alles Gute.
Hallo unbekannt,
ja, das sollte ich vielleicht wirklich…aber es fällt mir momentan alles andere als leicht unter die Leute zu gehen…selbst zum Edeka um die Ecke einkaufen gehen fällt mir schwer.
Normalerweise unterhalte ich mich ja gerne mit Leuten und lerne auch gerne neue Menschen kennen…aber nun würde ich wohl nur still da sitzen oder mich schwer damit tun eine Rolle zu spielen, die ich so nicht (mehr) vertreten kann. Mir ist also gerade gar nicht nach reden, weder von Angesicht zu Angesicht, noch am Telefon.
Ich habe am Montag wieder einen Termin bei Dr.D., da werden wir noch einmal reden und ich werde ihm noch mal sagen, dass das wirklich sehr dringend ist…
Vielen Dank für deine Unterstützung! Ich versuche irgendwie, die Hoffnung nicht zu verlieren…
du bist nicht alleine damit. ich fühle mich genau SO.
Oh je…das tut mir Leid… : /
Magst du mir schreiben, woran das liegen könnte?
HY Du 🙂
Erstmal Respekt das du zum Profi Dock gehst. So leicht stell ich mir das nicht vor, zu jemanden zu gehen. Vielleicht sollte ich auch mal zu einem gehen, doch darüber reden kann ich nicht, dann fange ich immer an zu weinen, (Über die Vergangenheit und meine Mutter)
Ich wünsche DIR alles gute 🙂
Hey HaSe!
Vor so einem Termin musst du keine Angst haben, das ist nicht so schlimm! Überleg‘ dir einfach vorher, was du sagen willst und unbedingt ansprechen möchtest.
Und vor dem Weinen musst du auch keine Angst haben, da wird keiner was Böses sagen. ; )
Aber ich verstehe schon, dass das unangenehm sein kann..wobei mir momentan wiederum das Maß fehlt. Ich weine überall. Am Laptop. Im Bus. Im Aufzug. Auf der Straße. Im Unterricht kommen mir auch die Tränen…falls ich es denn fertig bringe, in die Schule zu gehen… : /
Vielen Dank, ich wünsche DIR auch alles Gute!!