…sagen die meisten Männer jedenfalls. Meistens die, die betrunken auch nicht sehr schön aussehen, aber sich trotzdem für ganz tolle Stecher halten. Wenn man das auf alle Menschen, männlich wie weiblich, bezieht, ist es allerdings die Wahrheit.
Ich sehe ab 22 Uhr auch nicht mehr wirklich in den Spiegel. Ich will ja nicht tot umfliegen. Komischerweise, das sagt Dieter immer, sieht man mir meinen Pegel nie an. Ich kann an der Tresen lehnen und komplett dicht aussehen, aufstehen und auf 12 cm tanzen. Mein Problem ist auch weniger der Alkohol, sondern mehr die Kohlensäure.
Ich kann allerdings noch klar denken, egal wie lange ich schon unterwegs bin, und bin nicht versucht mich in irgendwelche Dinge rein zu steigern. Außerdem weiß ich mich noch hervorragend zu wehren, wie es letzten Samstag der Fall war.
Aber manchmal mache ich auch Dinge, bei denen mir im Nachhinein über meinen Geisteszustand sorgen machen muss. Ich bin eigentlich, mir fällt das gerade so spontan auf, wie Teesorte. Eine Frau, die auch alleine zurechtkommt bis sie was trinkt und furchtbar anhänglich wird.
Und das ist mein Makel.
Ich bin ja pro Einsamkeit und contra allem, was mit Beziehung zu tun hat. Und ich unterdrücke jedes Gefühl, das sich gegen meinen Verstand wehrt. Als ich noch in Jo verliebt war, haben beide noch gegeneinander gekämpft. Herz und Verstand. Aber nun ist einfach mein Verstand größer und mein Herz kaputt. Hat kapituliert. Nur, und das ist wirklich ein Nachteil, wenn ich was trinke, dann klammert es sich an jede Chance.
Ich sollte weniger bis gar nichts mehr trinken. Aber die Kneipen stellen leider meine Muse dar. Ich muss mir wohl was Neues suchen, denn ich will nicht mehr meinen Rekord brechen. Dieter ist 48, Karl 54. Und an dieser Stelle mache ich cut und werde offiziell asexuell und Abstinenzler in der Hoffnung, dass dieses Gefühl des Alleinseins nie wieder zum Vorschein kommen wird. Und ja, ich weiß. Eigentlich sollte ich zum Arzt. Mache ich aber nicht. Denn bis auf dieses Gefühl, des Alleinseins geht es mir gut. Und das kommt nur zum Vorschein, wenn ich was trinke. Also. Problem gelöst.
Mal sehen, ob ich das aushalte. So ganz ohne alles. Und die Kneipe war alles. Und wie oft habe ich damals gesagt oder geschrieben, dass ich nie wieder rausgehe? Wegen Jo. Wegen Liebe…verdammt!
Liebe ist doch ein Arschloch. Und zwar genau so eins wie ich. Und ich habe die Bestätigung sogar offiziell von einem Kerl im roten Holzfällerhemd, den ich noch nie gesehen habe…
Eigentlich war ich ganz unschuldig im HK am Verabschieden, da sagt mir ein Kerl von der Seite, dass ich doch in Wahrheit so ein Arschloch sei. Ich meinte erst, er macht Witze und sagte nichts Konkretes dazu, dann zog er mich am Arm und meinte: Trink mer noch einen?! Die Antwort nahm mir Maze ab, mit der ich mich mehr oder weniger vertragen hatte. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen.
Jedenfalls bekamen wir zwei Ramazotti von dem Kerl, bedankten und höflich und wollen gehen, da beschimpfte der Kerl mich wieder und wollte mich auf einen Drink einladen. Ich meinte entschlossen, dass ich kein Arschloch sei und jetzt gehen würde, wenn es sonst nichts wäre. Autsch. Das fand er gar nicht gut und kritisierte nun mein Aussehen, nachdem der meinen Charakter bereits mehrmals als „Arschloch“ bezeichnet hatte. Da platzte mir der Kragen und ich sagte in bemüht höflichen Ton: „Wissen Sie was? Verpissen Sie sich doch!“ Die Augen der Wirtin wurden immer großer und ich bin normalerweise bemüht die Contenance zu wahren. Aber so was muss ich mir nicht anhören. Und schon gar nicht von einem Irren, der wahrscheinlich so die Weiber abschleppen wollte. Jedenfalls bedarf es an seiner Taktik sehr viel Änderungsbedarf.
Ich verließ natürlich hoch erhobenen Hauptes die Kneipe. So wie es sich gehört. Maze meinte noch, der sah so aus, als hätte er mir eine reinhauen wollen…
Ich erlebe ja „gerne“ solche Sachen…aber jetzt reicht es mir erst mal. Jetzt wird’s ruhig um mich. Das Leben findet ja nicht nur am Tresen statt.