Erziehung?

Unser erstes Thema dreht sich um die Anthropologie, die Wissenschaft des Menschen. Schwerpunktmäßig Erziehung.

Erziehung ist meiner Meinung nach eine Kunst für sich.

Ich kannte von der Hauptschule her sehr wenige Kids, die mich überrascht hatten. Manchen Kindern fehlt wohl einfach die Förderung… Mir ist zum Beispiel ist damals ein Junge im „Freizeitraum“ begegnet, der gegen mich Billard spielen wollte. Und er konnte blitzschnell im Kopf berechnen, wo die Kugel aufschlägt und hat somit eine nach der anderen eingelocht…so was finde ich schön. Oder ein anderes Mädchen, mit der ich in der Schülerzeitung war, nahm sich mich als Vorbild und übte fleißig Geschichten schreiben. Ich steckte sogar alle ein wenig damit an. Bei solchen Kindern würde ich es schade finden, wenn es dafür zu Hause mies laufen würde. Mein Direktor hat sich immer sehr darum bemüht die kleinen Kids in der Entwicklungsphase zu unterstützten, dafür zu sorgen, dass sie eine schöne Kindheit haben. …und das ist gerade das Problem der Erziehung. Manchmal treffen Welten zwischen Schule und „Zuhause“ aufeinander. Und gerade das ist für die Entwicklung des Kindes nicht gut. Denn wenn das Kind einerseits im Kindergarten/in der Schule aufwächst, dort seine Freunde hat und es in der Familie jeden Tag kracht, wird das einfach zu viel. Vielleicht sagt das Kind ja nichts. Aber es kann ja nicht wissen, dass das irgendwann zum Problem werden könnte. Das man da was tun muss. Deswegen sollten sich Erzieher und Lehrer auch mehr darum kümmern und bei jedem Kind nachforschen.

Leider ist man aber oft machtlos gegen so was, weil man es nicht nachweisen kann. Und das Jugendamt schaltet sich auch nicht gerne ein.

Ich zum Beispiel bin letztendlich zu dem Schluss mit den unterschiedlichen Welten gekommen. Ich wurde zu Hause nicht geschlagen oder Ähnliches. Mir hat einfach die Liebe und das Verständnis gefehlt, als es mir mies ging. Und deswegen distanziere ich mich lieber von meiner Familie. Das merkt allerdings keiner. Das ist mir auch egal…

Ich war ja immer ein Einzelgänger-Kind gewesen. Allerdings habe ich erst ab der Hauptschule das „Zuhause“, die Welt da draußen und meine Familie zu trennen versucht. Letztendlich lebte ich also in mehreren Welten. Zum einen in der Schule, die mein zu Hause wurde. Dann in der Kneipe, bzw. allgemein „frei“, und eben „zu Hause“. Ich muss zugeben, manchmal bin ich ein undankbares Kind, aber dafür kann ich nichts. Wenn man in ein Kind alles bis auf Verständnis stopft, kann auch nichts Gutes dabei herauskommen. Und so kam es, dass ich an meinem Abschlussabend an der Schule zehn mal lieber meine Kneipenfreunde mitgenommen hätte (die ja auch meine Eltern sein könnten) als meine leiblichen Eltern. Denn die Welten Schule und Familie trenne ich grundsätzlich. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Und wenn beide aufeinandergetroffen wären, gäbe es einen Knall und ich wollte mir nicht den letzten Abend versauen lassen. Letztendlich ging ich dann alleine zur Abschlussfeier hin und sah den Kids zu, wie sie mit ihren Eltern tranken und lachten. Genau wie ich als Einzelgänger-Kind die Grüppchen auf dem Pausenhof beobachtet habe und hoffte, dass ich endlich wieder in die Klasse und weg von all den Augen konnte, die auf einem ruhen, wenn man alleine da steht. Das war mir aber auf meiner Abschlussfeier egal. Hauptsache meine Eltern waren nicht da und würden mit mir angeben, obwohl sie sich immer einen Dreck um meine Einsen im Diktat geschert haben. Diese Heuchlerei hatte ich schon von meinen Klassenkameraden. Und doppelt heucheln wäre mir zu viel gewesen.

Wie eine gute Erziehung ablaufen sollte, kann ich nicht so gut beurteilen. Man gibt eben das weiter, was man von seinen eigenen Eltern bekommen hat. Und wenn meine Eltern damals keine Liebe bekommen haben, können sie mir nun auch keine oder nur bedingt geben. So sehe ich das.

„Der Mensch ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht.“ (Kant)

Posted by Journey

Kategorie: Lerntagebuch

Autor: Journey

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