Leben ?

Und eines Tages wachst du auf und fragst dich, wo die ganze Zeit hin ist.
Das Leben neigt sich dem Ende zu. Stück für Stück. Immer schneller. Raubt mir den Atem. Was ist aus mir geworden? Warum kann ich nicht mehr schreiben? Warum interessiert mich nichts mehr außer arbeiten? Warum ist mein Leben so gleichgültig geworden? Wo sind all die Tage hin, die Abende mit Menschen, die mir wichtig waren und nun alle weg sind? Vergeben, verheiratet, weggezogen, auseinander gelebt, von mir verlassen, tot.
Ich habe das Gefühl nicht mehr ich zu sein, aber gleichzeitig keine Ahnung, wer ich war. Ich vermisse mich. Die Journey, die gerne verreist ist, verrückte Sachen gemacht hat. Auch alleine. Die geliebt hat. Richtig leiden konnte bis das Blut den Arm runter getropft ist. Die unerschrocken war, obwohl sie so viel Leid begleitet hat. Das gesamte verdammte Leben. Das eigentlich gut war. Ich würde es nie anders machen. Nichts von allem. Na gut… Außer einige wenige Dinge, die an meinem Leben jedoch nicht viel geändert hätten. Aber vielleicht an dem meiner Mitmenschen.

Das einzige, das mir im Grunde genommen bleibt, sind die Erinnerungen in diesem Blog. Doch es kommt nichts Neues mehr dazu. Diese Erkenntnis trifft mich so extrem, dass ich es kaum in Worte fassen kann.

Ich fühle mich so leer…so unendlich leer…und all die Arbeit, die ich Tag für Tag leiste, kann das nicht füllen. Obwohl ich sie liebe und ich einen Sinn darin gefunden habe. Aber eigentlich ist mir das alles zu viel. Eigentlich will ich…ach. Ich weiß auch nicht, was ich will.

Leben?

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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11 Kommentare        

> Das einzige, das mir im Grunde genommen
> bleibt, sind die Erinnerungen in diesem Blog.

Nein, Du selbst bleibst dir!
Warum zählt das eigentlich nicht in unserer Gesellschaft, oder für Dich?
Warum darf man nicht einfach ein Mensch sein? Einer, der heute dies macht, morgen jenes – oder auch gar nichts. Der einfach ist.

> Doch es kommt nichts Neues mehr dazu.

Du atmest, kannst fühlen und riechen und schmecken, vermutlich sogar sehen und hören. Womöglich sagst Du sogar sinnvolle Dinge zu anderen Menschen oder gar nette. Das alles ist schon mehr, als man erwarten kann. Was Du erlebst ist vielleicht nur nicht mehr so dramatisch, dass man es unbedingt aufschreiben muss.
Aber ich kenne Dein Leben ja nicht …

> Ich fühle mich so leer…

was bedeutet das? Heißt das mehr als nur „gelangweilt“? Wenn ich mich leer fühle, bin ich immer gelangweilt. Oder abgestoßen von allem.

Langeweile kenne ich eigentlich gar nicht mehr… Ich habe eigentlich immer etwas zu tun. Damit meine ich nicht nur Arbeit, sondern auch andere Dinge.
Mittlerweile versuche ich wieder mehr zu unternehmen, zu reisen, mehr zu erleben und fühle mich nicht mehr ganz so leer und wieder mehr bei mir. Es ist unglaublich, wie sehr mir das in meinem Leben gefehlt hat.
Leer fühle ich mich nur noch, wenn ich meinen Kalender nicht vollstopfe und alles verplane. Zur Ruhe komme ich dennoch irgendwie…es gibt auch Tage, da sage ich mir bewusst. Okay, den kannst du vergessen. Heute machst du nichts Sinnvolles. Aber das muss ich mir immer bewusst sagen, sonst habe ich den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen…

Von was bist du denn z.B. abgestoßen?

> Leer fühle ich mich nur noch, wenn ich meinen
> Kalender nicht vollstopfe und alles verplane

Kann ich nachvollziehen. Die Leere fühlt man erst in Ruhe, wenn das Denken einsetzt, das Grübeln.
Das haben mir schon Viele so gesagt, und inzwischen kann ich das auch bestätigen.
Nur glaube ich (das hatte ich 2013 schon mal hier geschrieben), dass man ein zu hohes Pensum zur Selbstbetäubung (verzeih den Ausdruck) nicht auf ewig durchhalten kann.
Besser fände ich, eine Art der Gelassenheit in der Ruhe zu finden, sich ganz langsam mit Tatenlosigkeit anzufreunden und mit seinem eigenen nackten Dasein.
Aber im Grunde weiß ich nicht, wovon ich spreche, denn ich kann gut mit mir allein sein und einfach nur auf dem Sessel sitzen. Stundenlang 🙂
Meinst Du, es könnte für Leute wie Dich eine Art Lernkonzept geben, sich ganz sanft der Gelassenheit im Nichtstun anzunähern, ohne sich dabei im eigenen Grübeln zu verstricken?

> Von was bist du denn z.B. abgestoßen?

Vielleicht meine ich mehr zurückgestoßen als abgestoßen.
Naja, da sagt mir jemand ein falsches Wort, das mir klar macht, wie allein ich bin mit meinen Meinungen, meiner Lebensart, meinen Vorlieben und Abneigungen. Dann falle ich von jetzt auf gleich in ein tiefes Loch, denn auch ich sehne mich nach Verständnis, wenigstens durch die Menschen, die ich liebe. Dann fühle ich mich fremd auf dieser Welt und einsam (selbst unter Freunden), zurückgestoßen, weggestoßen, als würde ich im Raumanzug allein durchs Weltall treiben. Dann umgibt mich nur noch Leere. Und innendrin kommen all die Fragen: Wozu das alles? Warum noch weitermachen? Und ich habe dann keine Antworten mehr darauf und bin auch innerlich leer.
Dann erinnere ich mich immer an mein All-Time-Lieblingsfilmzitat:
„Auf unserer Suche nach allem, was die Leere erträglich macht, haben wir nur eins gefunden: einander“ (Ein Außerirdischer zu Ellie Arroway / Jodie Foster in „Contact“ von 1996)
Aber da ich vermutlich niemals jemanden finden werde, der mich voll und ganz versteht, muss und will ich mit den Menschen auskommen, die mich trotzdem lieben!

Es ist nicht mal so sehr das Grübeln…eher das schlechte Gewissen, nichts zu tun und Zeit zu verschwenden.
Mit mir alleine sein kann ich eigentlich auch recht gut…nur nicht stundenlang in einem Sessel sitzen. Was machst du denn dann? Lesen? Fernsehen? Oder einfach nur da sitzen?

Ein Lernkonzept kenne ich leider nicht und mir fällt auch keins ein…aber interessant wäre es mal in einem Raum zu sein, wo nichts ist. Einfach gar nichts, das ablenkt oder erinnert. Dann müsste ich mich wirklich mit meinem nackten Dasein abfinden. Was dabei wohl raus kommt?

Das klingt wirklich sehr traurig…
Ich weiß nicht, ob meine Freunde immer Verständnis für mich haben, aber ich erwarte das auch nicht (mehr) immer. Wenn sie mich lieben und gerne mit mir zusammen sind, ist das ja schon eine Art Verständnis und Zuneigung, die sie mir entgegen bringen, auch wenn ich nicht alle Vorlieben und Abneigungen mit ihnen teile. Mit manchen kann ich besser dies machen, mit anderen jenes und alle wissen auch wie ich bin und was mit mir gar nicht geht. In die Sonne gehen zum Beispiel. Oder über Politik reden. Oder Fernsehen.

Als ich vor 5 Jahren mitten in meiner Depression und kurz vor der Klinik war, habe ich mich auch mit vielen zerstritten, da ich mir Verständnis erhofft habe, was aber nicht kam oder nicht ankam. Jetzt frage ich mich, was ich mir eigentlich erhofft habe?
Vielleicht liegt es erst mal an uns, uns Verständnis entgegen zu bringen…das ist allerdings verdammt schwer…

Von dem Film hattest du mir auch schon mal was geschrieben. Ich hab ihn immer noch nicht gesehen…

Und ich denke auch, dass es niemanden gibt, der einen voll und ganz versteht. Oder kennst du jemanden, der so jemanden an seiner Seite hat? Ich kann mir das nicht mal vorstellen…denn was genau bedeutet es, jemanden voll und ganz zu verstehen?

> Das klingt wirklich sehr traurig…

Naja, so denke ich auch nur, wenn ich sowieso schon ein Tief habe 🙂

> denn was genau bedeutet es, jemanden
> voll und ganz zu verstehen?

… dieselbe Person zu sein 😉
Ja, 100%iges Verständnis ist wohl wirklich nur eine theoretische Möglichkeit. Und wenn man näher drüber nachdenkt: Es wäre ein tolles Gefühl der Geborgenheit, so jemanden zu kennen, aber vielleicht die große Langeweile.

> Jetzt frage ich mich, was ich mir eigentlich erhofft habe?

… vielleicht genau diese theoretische Möglichkeit des 100%igen Verständnisses, um nicht allein dazustehen mit den persönlichen, inneren Katastrophen. Aber wir müssen wohl alle auskommen mit Freunden, die nur einen Teil von uns verstehen und uns auch nur einen Teil an Geborgenheit bescheren können. Und die jeweils unverständlichen Dinge an uns machen uns spannend und interessant füreinander 🙂
An guten Tagen sind wir damit zufrieden, an schlechten Tagen könnte es schon mal eine Spur Verständnis mehr sein …

> Was machst du denn dann? Lesen?
> Fernsehen? Oder einfach nur da sitzen?

Ja, genau das. Aber denk bloß nicht, ich mache das jeden Tag! 🙂
Du wirst es sicher schon kennen, aber dennoch, manchmal bin ich wie Hermann:
https://www.youtube.com/watch?v=Ek1TR6Z5y9A

Hmm…Hast/hattest du denn gerade ein Tief und brauchst etwas mehr Verständnis?
Vielleicht erfreut es dich ja, dass du mich neugierig gemacht hast und ich mir dein Buch bestellt habe. ; )

Und ja, Hermann kenne ich. Aber ich kann so etwas nur schwer…wenn ich total k.o. bin geht das aber auch. Allerdings ist das dann wohl schon etwas zu spät…

> Hast/hattest du denn gerade ein Tief?

Danke für die Nachfrage 🙂
Nein, im Moment habe ich keine Zeit für ein Tief. Aber das wir sich auch wieder ändern, und wenn dann mal wieder Ruhe einkehrt, habe ich wieder Zeit, an die doofen Seiten dieser Welt zu denken und an die, die mich glücklich machen. Es gibt halt immer ein Auf und Ab, und beides gehört zu mir 🙂

> Vielleicht erfreut es dich ja, dass du mich neugierig
> gemacht hast und ich mir dein Buch bestellt habe. ; )

cool 🙂
Klar freut mich das. Ich würde Dir ja gerne „viel Spaß“ wünschen, aber „eine intensive Zeit mit den Aufs und Abs der Protagonisten“ ist vielleicht angebrachter bei diesen Stories.

Ja, die Ruhe ist manchmal teuflisch…

Und ich habe noch nicht angefangen, sende dir aber ein Feedback, wenn ich soweit bin. : )

> Ja, die Ruhe ist manchmal teuflisch…

… und – nicht vergessen! – manchmal auch himmlisch 🙂

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