Diese Aussage fiel heute von meinem Lehrer in Zusammenhang mit „Biologie“ und Erziehung. Mir sind dazu jedoch im Kopf noch Millionen andere Dinge eingefallen. Ich muss allerdings auch zugeben zu dem Zeitpunkt gerade in der hochphilosophischen Phase gewesen zu sein…
Ich bin nach einigem Hin- und Herüberlegen während des Unterrichts jedenfalls zu dem Schluss gekommen, dass diese Aussage dringend revidiert werden sollte.
Wenn man lange genug über das Thema Wirklichkeit und Illusion, Schein und Sein, nachdenkt, wird einem nämlich auffallen, dass es die „Wirklichkeit“ gar nicht gibt, sondern auch nur eine Illusion ist. Das ist mir bereits aufgefallen, als wir das Wort „Kultur“, bzw. den Menschen als Kulturwesen, durchgenommen haben.
Mit diesen wunderbaren Begriffen, zu denen „Gesellschaft“ auch noch dazu gehört, ist es doch im Grunde genommen wie mit richtig und falsch. Wie mit normal und verrückt.
Wenn ich die einfachen Leute, auf die man unterwegs so trifft, ärgern will, frage ich sie also entweder nach dem Sinn des Lebens oder nach dem Begriff „normal“ – Was ist normal?
Und es gibt wirklich einige, die behaupten das zu wissen. Bei denen die Suggestion von allen möglichen Dingen wirklich funktioniert. Diese Leute wollen eigentlich gar nicht wissen, was normal ist. Ich nehme auch an, dass sie denken, dass die „Wirklichkeit“ wirklich existiert. Zumindest in der Glotze…
Eigentlich gibt es sie ja schon, die Wirklichkeit. Nur ist sie eben, wie bei dem Versuch zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, relativ. Ansichtssache. Aber niemals kann man behaupten dass es den einen „richtigen“ Weg gibt. Ein Leben, das genau die Wirklichkeit, das Sein darstellt. Natürlich suggerieren hierbei ganz schön die Medien. Die uns zwar einerseits Tatsachen zeigen (schlechte Nachrichten zum Beispiel) und als Kontrast die Welt der Schönen und der Reichen und der ganz schön Reichen. Und natürlich die realitätsnahen Filme und Serien. Ja, das ist die Wirklichkeit, das richtige Leben! Das ist unsere Gesellschaft. Das scheint das Leben zu sein, dem jeder hinterherhechelt. Und es muss noch nicht einmal Geld oder Schönheit sein. Letztendlich ist es selbstverständlich „nur die Liebe[, die] zählt“.
Sein oder nicht sein…das ist hier die Frage!
Und ob das alles im TV und in der „Gesellschaft“ nur Schein ist, interessiert keinen. Denn es hat ja jeder so zu sein. Aber das wirkliche Sein ist das, was wir sehen. Nicht im Fernsehen, sondern es ist etwas, wo wir mittendrin stecken. Und jeder lebt somit in seiner eigenen Wirklichkeit. Das macht den Menschen (zumindest im natürlichen Sinne) zu einem Individuum.
Und erst durch Erfahrung lernt man dieses Zwischenspiel zwischen Kopf und den äußeren Einflüssen wie der Kultur sinnvoll zu erkennen. Fragt sich nur wieder, was denn nun so sinnvoll an allem um uns herum ist; was denn überhaupt der Sinn vom Ganzen ist…
Es wird jedenfalls meiner Meinung nach nie das Sein, die Wirklichkeit, in dem Sinne von etwas Absolutem geben. Genauso wie mir zwar jeder sagen kann, was er für normal hält, aber nicht, was normal ist.
Ich persönlich behaupte gerne, dass normal ein in der Gesellschaft liegender Richtwert ist. Natürlich widerspricht man mir. Es ist doch nicht normal, wenn man nicht TV sieht! Es ist doch nicht normal, wenn man nicht mit jungen Leuten zurecht kommt! Es ist doch nicht normal, wenn man mit dieser und jener Person redet! Benimm dich normal!
Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwo gerade einer zusammenbricht, weil er sich nicht für normal hält und die Gesellschaft ihm das Tag für Tag „verdeutlicht“.
Ich habe schon die kuriosesten Definitionen für „normal“ gehört… Aber immerhin geben mir die Künstler noch recht…
Wirklichkeit, so wie sie ‚ist‘ – meine Meinung: jeder konstruiert sich seine Wirklichkeit. Diese Konstruktionen sind solange relativ (!) beliebig, bis man in der Umwelt auf ein deutliches ‚Nein‘ stößt (bspw. ein sogenanntes Naturgesetz). Dieses ‚Nein‘ ist dann nicht in seinem wahren ‚Sein‘ zu erkennen, denn das würde eine absolute oder reine Erkenntnis der Wirklichkeit voraussetzen, aber sie signalisiert, dass es so etwas wie eine Wirklichkeit gibt (auch wenn wir sie eben nicht vollkommen erfassen können; das würde ein Sein oder einen Standpunkt außerhalb unserer Wirklichkeit erfordern), an der man mit seinen Konstruktionen scheitern kann. Ansonsten würde man beim Solipsismus enden.
Ich kenne es eben nicht anders. Als Kind habe ich noch auf dieses „Nein“ gehört bzw. ich habe nicht weiter groß darüber nachgedacht. Aber heute höre ich nicht auf jedes „Nein“, das man mir an den Kopf wirft. Ich hinterfrage es. Und wenn mir der Gegenüber keine guten Gründe nennt, weshalb ich meine eigene, vermutlich leicht angehauchte solipsistische Denkweise überdenken soll, dann höre ich da ehrlich gesagt auch nicht so wirklich darauf. Ich kann selbst auch nicht alles begründen, was mich mache oder woher dieses und jenes Gefühl kommt. Aber ich versuche zumindest irgendwie Zusammenhänge zu finden.
Natürlich schwimme ich nicht permanent gegen den Strom und lebe in meiner eigenen Welt. Manche „Neins“ kann ich auch nachvollziehen ohne sie zu hinterfragen.
Trotzdem mache ich lieber vieles ganz anders als Gleichaltrige. Und meine Lebensweise mag auch nicht normal für die „Nein“-Sager oder für die Gesellschaft sein. Aber würde ich auf jedes „Nein“ hören und nicht darüber nachdenken, so würde ich wie viele andere in dieser Gesellschaft enden, die zu mir zwar „Nein“ sagen, es aber letztendlich nicht begründen können. „Ja, weil man das eben nicht macht. Das ist halt so.“ Damit gebe ich mich nicht zufrieden.
Und ich kann auch nicht sagen, ob das stimmt, was ich schreibe, aber es steht mir frei meine Meinung zu äußern.
Um nochmal auf dieses deutliche „Nein“ zurückzukommen: Wenn man es in meinem Fall als wirklich gutes Argument sieht, trifft Ihr Kommentar auch auf mich zu.
Ich meinte nicht nur gesprochene ‚Neins‘, bzw. menschliche Handlungen, die mir als ‚Nein‘ entgegentreten, also ‚Neins‘ im wörtlichen Sinn. Wobei: Beleidige ich mein Gegenüber und erhalte als Antwort eine Ohrfeige, so erfahre ich, dass es außer meinem Ich noch andere bewussstseinsfähige Systeme gibt (!).
Ein noch einfacheres Beispiel: nehme ich eine Pistole und schieße mir in den Fuß, so bekomme ich doch einen ganz guten Hinweis auf das, was wir Wirklichkeit nennen. Sicher: Schmerz ist vermutlich auch nur eine besondere Konstruktion unseres Gehirns. Nehme ich aber die Pistole und ziele auf lebenswichtige Organe, erhalte ich, ohne Rettung, einen deutlichen und letzten Hinweis darauf, dass es so etwas wie eine ‚Wirklichkeit‘ unabhängig von unseren Konstruktionen gibt.
Dem allem kann man einen reinen Solipsismus entgegenhalten. Dieser entkräftigt letztlich jedes Argument für eine wie auch immer geartete Realität. Jede Erfahrung, die ich als ‚echte‘ Erfahrung wahrnehme, sollte dann zu einer Oszillation führen, die sich nicht mehr beruhigen kann (eine Oszillation zwischen Erfahrung und abgeschottetem und singulärem Bewusstsein) – interessant 🙂 (Notiz an mich: ist weiterzudenken)
Dinge, Denkweisen, Handlungen, Meinungen etc. zu hinterfragen ist sicher nicht selbstverständlich. Dabei scheint es doch sehr lohnenswert zu sein (wenn ich mir durchlese, was auf Deinen Seiten so alles steht).
Ich glaube der Begriff Wirklichkeit wird immer verwechselt. Die Wirklichkeit wird für etwas tatsächliches gehalten. Wirklichkeit sagt nichts anderes aus als „wie etwas auf mich wirkt“. D.h. nicht, dass es „wirklich“so ist.