Ich bin erst um vier Uhr ins Bett. Ich habe mir nämlich ewig lang Findet Nemo angesehen. Der Film scheint nämlich in der Musikszene ziemlich beliebt zu sein, wie ich gestern beim Abendessen mit drei mir unbekannten Personen 230 Kilometer von „zu Hause“ entfernt erfahren habe.
Der eine war der Schlagersänger, die anderen beiden seine Manager. Wir haben das ganze Restaurant auf trab gehalten, weil der Schlagersänger alles noch Essbare zum Mitnehmen eingepackt haben wollte. Plus Salat, plus restlichem Brot…er hat eins nach dem anderen auf den Teller gelegt und gemeint, er wolle alles eingepackt haben. Seine Manager haben nur die Köpfe geschüttelt. Dann rief der Sänger die Italienerin noch mal zurück und legte sein Stück noch Pizza dazu, was allen den Rest gab.
Es war ein wirklich amüsanter Abend. Etwas zu amüsant, sodass wir uns am Ende fragten, was denn eigentlich ind dem Mineralwasser drin war, das wir getrunken hatten…
Insgesamt war es ein wundervoller Tag mit den drei Chaoten. Jedenfalls wundervoller als mein „zu Hause“. Ich sprang auf der Bühne als einziger Fan rum, das Fernsehen hat alles gefilmt und man kann mich auf einem Schlagersender sehen. Mir ist das aber sowas von egal. : D
Die Manager wollten mich jedenfalls in den Norden von Rheinland-Pfalz mitnehmen. Dazu haben sie versucht mich mit Wein zu locken. Doch ich sagte, ich müsse nach „Hause“, obwohl ich gar nicht mehr dorthin zurück wollte…
Denn am Mittag hatte ich meinen Schlüssel auf den Tisch geschmissen und gemeint, ich werde nie wieder kommen. Das war natürlich eine komplette Überreaktion, aber es ging einfach nicht mehr. Und sonst hört mir ja keiner zu, da ich ja sowieso immer im Unrecht bin. Meine Eltern würden das natürlich nie einsehen. Und natürlich hört mir nach 12 Stunden Abwesehheit immer noch niemand wirklich zu und man tut so, als wäre nichts.
Meine Mum hat mich heute morgen gefragt, wie es war, ich meinte nur, ich will ins Internat. Dann ließ ich sie stehen und fragte U. Der sagte so gut wie ja. Und morgen werde ich im Sekretariat meiner Schule nachfragen, ob ich sofort ins Internat einziehen kann. Es wird auf jedenfall nicht schlimmer sein als hier…hier habe ich nur sozialpsychologische Probleme, kann mich nicht konzentrieren und bekomme keine Luft…
Zudem verlange ich noch 100 Euro monatlich zum Taschengeld, denn dann habe ich mein Kindergeld und gut ist. Mehr will ich nicht. Ich will nur endlich hier weg…
Wie das mit Kai weitergehen wird, weiß ich nicht. Er hat mir gestern jedenfalls sehr am Telefon geholfen, als ich irgendwo im Nichts stand und um mich herum lauter alte Kerle mit Holzfällerhemden standen.
Kai ist wirklich einer der wenigen Menschen, bei denen ich mich zu Hause fühle.
Dorie: Denn wenn ich dich anseh‘, dann kann ich es spüren. Und ich seh dich an und…und bin zu Hause! Bitte, ich will dieses Gefühl nicht verlieren. Ich will nicht mehr vergessen…
