Die Zeit vergeht zu schnell…

…und der gestrige Tag war zu easy. Bis auf das Ende. Das war…hart.
Aber ich glaube, ich fange mit meinem „Tag“ebucheintrag von gestern mal ganz von vorne an…
Der Tag begann für mich um 7 Uhr. Um 10:30 war nämlich Redaktionstreffen der Schülerzeitung. Ich mische da ja immer noch mit, obwohl ich gar nicht mehr auf diese Schule gehe. Und es war alles wie immer. Ich habe einen Stapel mit 20 Blättern bekommen und durfte für die ganzen Artikel dann das Layout machen. Die anderen haben nur ein oder zwei Artikel ins Layout gemacht. Also beruht fast das ganze Layout plus drei Artikeln auf mir. Einmal die Kaugummistory, dann noch was über Piraten und noch der über ADHS. Also: Wie immer : D
Es hat mir richtig Spaß gemacht, mal wieder im Pagemaker rumzuspielen. Besonders, weil ich alles noch weiß. Sogar mehr als die Lehrerin. Das liegt aber daran, dass mir das der Herr B., der Gründer der Schülerzeitung, alles gezeigt hat. Jetzt leitet er die Zeitung nicht mehr.
Auf jeden Fall sind drei Stunden so schnell vorbeigegangen wie schon lange nicht mehr. Und danach gab’s dann für alle Redakteure Pizza…
Die Zeitung wird wohl wieder verzögert herauskommen. Nicht im Januar, sondern im Februar. Und ich werde wohl durch meine Mitarbeit eine umsonst bekommen. Vielleicht noch etwas dazu. Ich hoffe nur, ich bin nicht irgendwann die einzige, die da noch mitmacht, weil alle Redakteure etwas herumzicken, sie wollen doch nicht mehr mitmachen und sie würden sich ein anderes Projekt suchen. Es wäre nämlich etwas befremdend, wenn ich die einzige wäre, die da noch freiwillig mitmacht. Denn eigentlich bin ich ja nicht mehr auf der Schule…
Was mir noch einfällt: Die letzten Ausgaben an denen ich mitgearbeitet habe, habe ich immer…Jo geschenkt. Zum Lesen. Ich glaube auch, er hat sich gefreut. Jetzt ist mir das keine 1,50 € mehr wert.
Zu Hause verging dann die Zeit nicht mehr so schnell und schön. Es tat mir irgendwie gut, mal wieder unter den kleinen Kids zu sein, die immer noch zu mir aufblicken. Ich hoffe nur, dass die alle weitermachen… oder zumindest ein paar. In den letzten Jahren hat sich die Redaktion irgendwie jedes Jahr verändert. Aber irgendwie fühle ich mich im Computerraum mit Fr. L und ihren Nervenzusammenbrüchen, mit der jetzigen Chefredakteurin J., den ganzen Mini-Zicken und dem einzigen Jungen von allen, am wohlsten. Wohler als zu Hause. Und jetzt muss ich an all die denken, die immer meinen, wenn ich sie sehe „Och ich vermisse meine Schule so, die B. war ja so toll. Und die Lehrer…“ Aber sind diese ganzen ehemaligen Schul-Verehrer jemals mal zu Besuch gekommen? Würden diese Schüler das machen, was ich mache? Niemand macht so was freiwillig. Wer geht schon freiwillig in die Schule?! Das Geheuchel können diese Personen sich das nächste mal sparen. Und das sage ich denen auch.

Also, zur Zeit: Jedenfalls verging sie dann nicht mehr in dem Sinne, etwas Nützliches getan zu haben…ich weiß gar nicht mehr, was ich an dem Samstagnachmittag alles gemacht habe, um mich zu beschäftigen. Nichts. Hier und da etwas gelesen, Bilder bearbeitet, gesehen wie die meisten offline waren. Und dann am Abend kam ich mir irgendwie idiotisch vor, weil ich den ganzen Tag nichts Besseres zu tun hatte als vor dem PC zu sitzen. „Zum Glück“ hat mich dann etwas in die knallharte Realität zurückgeholt…
Und zwar das Geräusch des Schlüssels vor der Tür. Aufschließen. Laute Stimmen. Verdammt. U. war von seiner Kneipentour zurück! Und das nicht alleine. Blitzschnell war der Computer heruntergefahren und ich packte mein Zeug um nach oben in mein Zimmer zu gehen. Doch dann standen sie da schon alle: U., R., A. und natürlich Jo. Was ich bei dem Anblick dachte kann alles sein, aber auch nichts. Zu meinem Dad sagte ich nichts. Der hatte mich ja gerade eben das erste mal nach fast zwei Wochen wieder gesehen. Den Anblick war er nicht gewohnt. Ich auch nicht. Und der Rest ebenfalls. Die sahen mich schockiert nach dem Motto Wo-kommt-die-denn-her-? an.
Ich wollte gerade die Treppe hoch abhauen, sagte ein müdes „Hallo“ in die Runde und “Ich geh dann mal…“ Doch da fiel mir A. in die Arme und begrüßte mich. Also musste ich jetzt allen „Hallo“ sagen. Der nächste war Jo. Ich schüttelte ihm die Hand, blieb stumm, grüßte nicht. Dann kam R., der mich anstrahlte und mich fragte wie es mir gehe. Ich meinte gut. Aber ich sah aus den Augenwinkeln, wie Jo mich anstarrte. Und natürlich ging’s mir in dem Moment mies. Aber das weiter zu erläutern erschien mir in dieser Runde nicht nötig. Also begab ich mich in Richtung Treppe. Jo folgte mir ein paar Schritte und meinte dann mir dezent mitteilen zu müssen, dass meine Haare beschissen aussehen. Ich drehte mich um, sagte nichts und zeigte ihm nur den Mittelfinger*. Ich lasse mich von dem nicht mehr provozieren. Das ist vorbei… Ich stand schon auf der Treppe, da kam er noch näher und wollte reden. Ich sagte zu ihm „Verpiss dich!“* und ging nach oben. Und ich wusste, ich hatte alles richtig und falsch gemacht. Ich spürte dasselbe zittern, das ich immer verspüre und ich drehte laut irgendeine Musik auf. Erst mal beruhigen. Telefonieren. Aber ich war unfähig zu reden. Aufgebracht. Wütend. Voller Hass…und immer noch etwas…anderes.
Ich wollte das „etwas anderes“ vergessen, war kurz davor, stellte Pläne auf. Und dann macht’s boom…und die Praxis haut mich um. Aber es nützt nichts mehr mit ihm zu reden. Er ist ein Egomane. Er hat kein Ohr für mich. Und ehrlich gesagt ist alles, was ich schon immer sagen wollte in sich zusammengebrochen…und zurück bleibt nichts…nur Trauer und Hass. Aber Liebe? Ich weiß nicht, ob es das ist, was mir wehtut, warum ich trauere…oder die Trauer, dass alles ein Ende hat. Und das Ende ist schon überfällig. Es ist schon längst ein Ende. Und es darf nicht anfangen, darf nichts. Ich denke, das was mich am meisten aufregt ist dieses „Nicht-dürfen“. Nicht lieben dürfen. Nichts sagen dürfen. Und gegen das „Nicht-dürfen“ rebelliere ich. Mit Unterbewusstsein und allem drum herum. Seele, Gefühle, Geist, Verstand,…
Und ich weiß nicht…es ist alles so relativ! Entweder ich bin stark, weil ich den Mut habe ihn zu lieben oder ich bin schwach, weil ich Angst habe. Vor vielem. Oder ich bin stark, weil ich vergesse und schwach, weil ich nicht weitermache. Weil ich aufgebe, nicht mehr kämpfen kann.
Also, was bin ich denn jetzt?

*Zur Info: Das ist sonst nicht meine Art…

 

Jedenfalls konnte ich das nicht so stehen lassen und bin noch mal runter. Mit zwei leeren Fachingerflaschen. Ich hatte nichts mehr zu trinken und redete mir ein, durstig zu sein. Immerhin hatte ich einen Grund um noch mal da runter zu gehen. Vorher fuhr ich mir aber mit einer Bürste durch die Haare. Die sahen immer noch so aus. So, wie sie eben sind. So ein Vollhorst…
Niemand bemerkte mich, wie ich runterkam. Ich sah Jo in meiner Küche stehen und rauchen. Mit seinem Pulli…mit dem Muster…ich schweife ab. Beim Hochgehen bemerkte er mich und meinte, was ich denn da oben mache und warum ich da alleine saufe. Ich sagte nichts. Er deutete auf die Flasche Fachinger.
Er: „Wein!“
Ich „Fachinger!“
Er: „Was?!“
Ich: „Stilles Wasser…“
Es dauerte nicht lange, da prasselte eine Ladung Worte auf Jo ein: „Du Idiot, weißt du nicht was Fachinger ist?!?“ Und dann begann Jo mit mir zu diskutieren. Ich sah ihm an, dass er das mit mir vermisste. Doch ich realisierte das blitzschnell und sagte ironisch: „Nee, weißt du, ich betrinke mich wegen dir.“ Und dann war Stille. A. nahm das als einziger ernst und meinte „Was?!“ Doch da war ich schon oben, lehnte mich an die Wand, öffnete die Flasche Fachinger. Trank. Merkte, dass ich keinen Durst hatte. Lauschte. Lauschte Jo und den anderen. Doch keiner sagte mehr was. Bis auf Jo. Er zu meiner Mum: „Jetzt hol doch mal deine Tochter runter. Ich brauch jemanden zum Scheißdreck schwätzen!“ Sie: „Wir sind sauer“ Und dann fing das Ganze wieder mit der Hochzeit an. Mit der Verlobung. Und anfangs war ich wirklich verwundert, dass die alle sogar mit meinen Eltern darüber reden…aber ich bin nicht verlobt! Ich bin frei…einsam. Aber frei.
Und ich muss endlich aufhören mir Vorwürfe deswegen zu machen…

Das war also mein Gestern. Und mein Heute wird…na ja, das wird sich zeigen. Ich bin den ganzen Tag weg. Im Laden. Aufräumen…obwohl ich dafür nur zwei Stunden brauche. Aber hier hängen keine Erinnerungen an der Wand. Hier ist der Teppich nur beschmutzt, da irgendwann mal Jo draufgestanden hat. Und wahrscheinlich Whisky gesoffen hat…aber egal. Den mach ich sauber. Genauso wie die Gläser. Dann ist alles rein und weiß. Wie in Andorra. Und dann gehe ich raus und sehe gelb. Gehe heim. Sehe gelb. Gelbes Haus. Jo. Ein paar Meter entfernt stehe ich vor meinem Nicht-Haus und sehe: Schmutziges Hellblau. Ich hasse blau…
Ich hoffe nur, es wird dunkel.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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