Viel Spontanität

Gestern hat mich der Kerl vom „letzten Samstagabend“ angeschrieben. Public Viewing. Eishockey. In S. Endspiel!! Ich muss unbedingt kommen!! Und das habe ich dann auch gemacht. Spontan in Punk-Klamotten und hohen Schuhen bin ich auf den letzten Bus aus meinem Kaff raus und danach gerade so auf den Zug. Keiner ist mehr gerannt. Der Zug war schon so gut wie weg. Alle haben mich abgeschrieben, schräg angesehen. ‚Merkst du es nicht, Mädl? Du hast nur noch eine halbe Minute, um auf die andere Seite zu kommen, der Zug ist WEG!‘ Ha! Von wegen…ich bin um mein Leben gerannt, die Stufen mehr runtergefallen als gelaufen und auf der anderen Seite wieder hochgerannt. Zum Glück stand keiner im Weg… Ich habe mich gegen Ende völlig kaputt gerade noch so die letzten Stufen hochgeschleppt, den Türöffner gedrückt, mich total aus der Puste gegen die Wand gelehnt und teils böse und erstaunte Blicke eingesteckt. Und in just diesem Moment ist der Zug losgefahren. Adrenalin hoch 10! Und das schlimmste: Das sollte an diesem Abend nicht mein letztes Rennen gewesen sein. Klar, ich war ja auch mit Sportfreaks unterwegs, die immer zu spät kommen…

Von den drei Kerlen, die ich besagten Samstagabend zwischen Trauma und Zusammenbruch kennen gelernt habe, waren nur zwei dabei. Zum einen jener, mit dem ich immer SMS schreibe und der totaler Fan von weiß-blauen Vereinen ist, die 1904 gegründet worden sind. Zum anderen war wieder der eine dabei, bei dem ich irgendwie immer an Suko aus John Sinclair denken muss. Ich weiß auch nicht, warum ich gerade an den denke…die sehen sich vermutlich gar nicht ähnlich. Hinzu kam diesmal noch ein Kerl, den ich noch nicht kannte und der Damenfußballtrainer war. Er schüttelte den Kopf, da allen Damen anscheinend die Technik fehlte. Als ich ihn fragte, wie alt sie denn waren, meinte er: „Zwischen 16 und 20“ Man war der Meinung, das sei doch was für mich. Ich schüttelte den Kopf und sagte grinsend: „Ich bin aber schon 21!“
Alles in allem war also gute Stimmung in der Kneipe, das Bier floss und wir warteten nur noch bis kurz vor Spielbeginn.
Und dann sah ich ihn. In Lederjacke. Sah wie er den 1904er-Kerl begrüßte, sein schräges Lachen lachte und ich dachte nur: „Yeah, Chaos!“ bis er mich sah und fragte: „Was machst du denn hier?!“ Als ich ihn dasselbe gefragt habe, meinte er, er würde hier arbeiten. Na immerhin arbeitet er noch, dachte ich und blickte ihm hinterher, als er zu anderen Leuten verschwand. Typisch Kai. Sich mal hier und da melden, nachts weinend anrufen und festen Fußes in der Kneipe stehen. Na solange es bei ihm im Kopf nicht schneit, bin ich froh, dass er überhaupt was macht und noch lebt.
Als wir nur noch wenige Minuten bis zum Spielbeginn hatten, machten wir uns auf den Weg. Und draußen in der warmen Sonne winkte mir das nächste Chaos entgegen mit einem Kind auf dem Arm: Mein Bruder und mein Neffe. Beide waren ebenso schockiert mich zu sehen wie Kai es davor gewesen ist, aber ich glaube, sie alle waren froh, mich noch lebend zu sehen…

Wie bereits beschrieben, durften wir im Stadion rumrennen und uns einen Platz suchen. Gaaaanz hinten war dann noch was frei. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute kommen, um auf eine Leinwand zu blicken. Das Stadion war richtig voll. Natürlich floss hier wieder Bier und die Kerle flippten alle beim ersten Tor unserer Jungs aus. In der Pause gingen wir wieder in die Kneipe, rannten danach wieder ins Stadion und beim letzten Drittel winkte uns 1904 zurück, denn es stand bereits 5:2 und unser Team war am Verlieren. Als wir wieder in der Kneipe saßen, stand es bereits 7:2. Schade eigentlich…
Die restliche Zeit verbrachte ich mit 1904 an der Theke und war wirklich extrem überrascht, was er mir so erzählte. Ich muss dazu sagen, dass alle drei Männer so um die Anfang 40 und verheiratet waren oder ihre Freundin als Displayhintergrund vom Handy hatten. Und da fragte ich mich: Warum wollen die mich eigentlich dabei haben? Ich habe doch null Ahnung von Sport?! Und jetzt kommt’s: 1904 findet mich einfach so interessant und möchte mich daher näher kennen lernen. Einfach so. Das klingt so simpel, aber es tut gut, das zu hören. Das verleiht dem Selbstbewusstsein einen Kick.
Hey, ich bin interessant! Man lädt mich zum Eishockey ein, obwohl ich keine Ahnung habe, weil man mich dabei haben möchte!

Ich wurde am Ende nach V. gefahren von einem 4. Kerl. (Es waren insgesamt am Ende 5…und ich die einzige Frau!)
Im Auto habe ich dann noch mit dem Damenfußballtrainer über Weiber abgelästert und lag glaube ich noch nie so früh im Bett, aber die haben mich auch regelrecht abgefüllt…

…dafür bin ich heute fit fürs nächste Abenteuer: Mit Tati shoppen in einer Stadt, in der ich mich immer wieder gerne verlaufe und auf interessante Läden stoße: Die perfekte Voraussetzung!
Auf in den Kampf!

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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