Kinderkram?

Manchmal bin ich echt wie ein kleines Kind. Dann will ich einfach nur in den Arm genommen werden. Jetzt. SOFORT! Und wenn das nicht passiert und ich emotional angeschlagen bin, dann hadert etwas in mir extrem mit der Situation…

Eigentlich war es ganz banal. Ich habe mir nur eine kurze Umarmung gewünscht. Etwas Geborgenheit. Nähe. Liebe. Ich habe darum gebeten, wurde erst mal abgewiesen, dann habe ich geduldig abgewartet und nochmal gebeten, dann wurde ich wieder abgewiesen und nach dem dritten Mal „Nein“ ohne Erklärung begann es wehzutun.

Das Kind in mir denkt in solchen Momenten dann Sachen wie: „Bin ich etwa nicht umarmungswürdig? Hab ich was falsch gemacht? Hab ich das jetzt verdient?“
Worauf meine innere Mobberin Madame S. natürlich gerne antwortet: „Nee, bist du nicht, du nervst einfach nur und deine Anhänglichkeit geht deinem Freund Observer auch auf den Sack, sonst würde er nicht weglaufen!“
Die vernünftige erwachsene Journey in mir meint hingegen: „Ach was. Du kennst ihn doch! Er ist der letzte Mensch auf Erden, der dir wehtun will. Er ist aber gerade selbst voll im Stressmodus und wenn er so ist, dann blendet er einfach alles aus und spult sein inneres Programm ab bzw. kann dann natürlich nicht auf dich reagieren!“

Das Kind weiß das ja im Grunde genommen auch. Aber es tut trotzdem weh…
Also schmollt es noch etwas, während Madame S. der Vernünftigen den Mund zuhält und schön weiter Salz in die Wunden streut: „Genau, du bist nicht wichtig genug, haha!“
Irgendwann stehe ICH einfach auf, verlasse das Zimmer und Madame S., bevor sie noch mehr auf mich einredet und umarme Observer, während er am Rechner sitzt und eigentlich wirklich keinen Kopf dafür hat.

„Voll egoistisch von dir, deine über seine Bedürfnisse zu stellen!“, meint Madame S., als ich zurückkomme. Die Vernunft zuckt nur mit den Schultern. Gegen Emotionen kommt der Verstand eben nicht an.
Und ICH? Versuche sie zu überhören und mir kein schlechtes Gewissen einreden zu lassen, denn für mich war es die richtige Entscheidung gewesen. Natürlich hat mir die kurze Umarmung, die ich mir dann quasi selbst geholt habe, auch gutgetan, aber es ging mir nicht nur darum, Observer brutal zu überfallen, sondern auch darum, ihn an meinen Gedanken teilhaben zu lassen. Das fällt mir nicht immer so leicht, besonders in Momenten, in denen ich so hadere und weiß, dass ich gerade zu emotional reagiere. Doch es ist mir einfach wichtig, mich mitzuteilen. Ich kann einfach nicht schweigen, wenn Madame S. beginnt zu reden, zumindest nicht Observer gegenüber. Denn ich kann sie leider (noch) nicht dauerhaft zum Schweigen bringen…

Aber woher kommt eigentlich diese plötzliche Emotionalität?
Ich denke mal, das Kind in mir war einfach enttäuscht und hat sich alleine gelassen gefühlt und – typisch kleine Lui – den Fehler bei sich gesucht. Ich habe eben oft als Kind erkennen müssen, dass ich nicht gut bin, wie ich bin. Und manchmal kommt das durch…
Entweder hätte dem Kind wirklich eine kurze Umarmung gereicht oder eine Erklärung, warum es gerade nicht geht. Aber ein „Nein“ versteht es einfach nicht. Ein „Nein“ kann alles Mögliche bedeuten und lässt vor allem Madame S. sehr viel Interpretationsspielraum, den sie vergiftet.

Ich wünschte, ich könnte auch endlich etwas gegen sie unternehmen… In Beziehungen ist sie leider immer besonders stark und laut…und sie weiß genau, wo sie reinstechen muss…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

Schreibe einen Kommentar