Ich bin heute per Zufall über folgenden YouTube Kanal gestoßen: Montségur Video
Der Content besteht überwiegend aus Interviews mit Menschen, die im Verlagswesen arbeiten oder anderweitig etwas mit Schreiben zu tun haben, sowie teilweise bekannten Autoren, die über ihre Arbeit sprechen. Wie sie dazu gekommen sind, was sie geprägt hat, welche Erfahrungen sie gemacht haben etc.
Mittlerweile habe ich mir fast alle bisher hochgeladenen Interviews angehört und muss sagen, dass mir das stellenweise gar nicht so leicht fiel, weil es mir natürlich vor Augen führt, dass ich gerade ein ganz anderes Leben führe mir ganz anderen Vorstellungen. Allgemein fühle ich mich als Mensch so ganz anders…
Und wenn ich mir das so anhöre, bin ich scheinbar zu Recht erfolglos, weil ich:
- fast nur über mich schreibe (Sind meine Gedanken denn nicht zu uninteressant? Oder bin ich vielleicht sogar zu abstrakt?)
- nichts relevantes erlebt habe (Ich bin nirgends rumgekommen und habe, wenn man es mal nüchtern betrachtet, nichts erlebt, was gerade gesellschaftlich gesehen als genug Erfolg oder Leid anerkannt werden würde, um darüber zu schreiben)
- mich nicht nach dem Buchmarkt richte (Weil ich
in meiner Arroganz (?)gerne innovativer wäre als der Buchmarkt) - keine Schreibausbildung habe, sondern von Anfang an mein eigenes Ding mache (Cool, wenn man das ganze Gelernte irgendwann über Bord werfen kann und dann seinen Stil hat! Scheiße wenn man null Ahnung hat, was man wieder verlernen sollte und das ganze dadurch „willkürlich“ wird…doch ist es das wirklich? Ist mein „Schreibstil“ willkürlich?)
- versuche alles alleine zu machen (Weil ich für eine Agentur einfach kein Geld habe und mich das Konzept nicht wirklich überzeugt, auch wenn es für einige zu funktionieren scheint…)
So ist die ganze Verlagswelt also für mich ein unglaublich rotes Tuch, das ich durch das Selbstverlegen lieber gleich umgehe, weil ich unendliche Angst davor habe mich tiefer damit auseinanderzusetzen… Das kann Observer bestätigen, der in seiner Zeit, die wir hier zusammen verbracht haben, miterlebt hat, wie auf ein harmloses Gespräch ein zwei- bis dreitägiges extremes Tief folgte, weil mich das Thema so richtig extrem runterziehen kann.
In meinem Kopf male ich mir eben dies und jenes aus und klammere mich an naive Träume und Hoffnungen. Doch sobald jemand von außen etwas davon anspricht und mir dadurch vor Augen führt, wie die Realität aussehen kann, löst er (unabsichtlich) eine negative Kettenreaktion der Angst in mir aus, weil ich die Autorenrealität als unglaublich schwarz und hoffnungslos empfinde und für mich keine Chance sehe, dass sich daran etwas grundlegend ändern wird und ich je Erfolg haben werde.
An den Interviews merke ich zwar, dass ein Autor immer auch ein Zweifler zu sein scheint und dass das wohl ein Alleinstellungsmerkmal ist, aber so krass wie ich dieses Zweifeln allerdings erlebe, spüre ich das bei keinem der Gäste… Deshalb drücke ich das auch die meiste Zeit weg und vermeide das Thema so weit es geht…aber das ist keine Lösung…
Immerhin weiß ich heute, dass etwas in mir in einfachen Aussagen gerne auch mal das raushört, was mich fertig macht und das alles dann auch noch mit dem alten Thema „Ich hab das Abitur nicht geschafft und daher bin ich eh nichts“ verknüpft.
Der Teil in mir, der parallel dazu existiert und davon überzeugt ist, dass ich das, was ich hier mache, bisher gut gemacht habe und immer noch gut mache (vor allem bei den Voraussetzungen, die ich habe…) hat es dadurch jedoch sehr sehr schwer…
Ob ich mein Buch, an dem ich gerade neben meiner Arbeit täglich noch mehrere Stunden schreibe, später mal an einen Verlag schicken werde, weiß ich nicht. Vermutlich eher nicht. Aber ich merke immerhin so langsam, dass das nicht nur daran liegt, dass ich mich dem ganzen ohne Ausbildung und Abi und Referenzen und entsprechendes Alter nicht gewachsen fühle… Das ist nur Madame S. die mir das einredet. In Wahrheit will ich schreiben, wie es mir passt und nicht, was sich gut verkauft und gefragt ist. Ich will mich vor allem bei autobiografischen Werken weder verstellen noch irgendwo reinkaufen noch sonst wie anpassen. Und wenn der Preis dafür ist, dass ich eben erfolglos bleibe, dann ist das halt so. Die, die lesen und verstehen wollen, werden das Buch mögen. Weil es ehrlich ist.
Und wer weiß, vielleicht wird das nächste Buch ja was ganz anderes…vielleicht habe ich dann den Willen zu lernen, wie man so schreibt, dass es auch der Rest der Welt lesen will ohne die Tiefe zu verlieren, die meine Texte ausmacht.
Danke fürs Lesen!
Einen Verlag zu finden bedeutet, zu bieten, was Verlage suchen. Verlage suchen wiederum, was Lesende suchen. Und das wäre?
Schau Dich um auf dem Buchmarkt. Krimi, Fantasy, Liebesroman, dann noch historische Romane, Kinder- und Jugendbücher, Erotik und Biografien berühmter Menschen. All das verkauft sich viel. Alles andere verkauft sich vielleicht ein paar hundert oder tausend Mal. Das nehmen nur die Verlage unter Vertrag, die nur mittels chronischer Selbstausbeutung existieren.
Bei Filmen ist es dasselbe: Blockbuster mit Millionenbudget, Netflix-Serien und Lindenstraße laufen gut, kluge Kunstfilme nicht (Programmkino). Und Musik: Pop geht immer, wenn es zum Zeitgeist passt und nicht länger als drei Minuten dauert. Aber wer kauft Jazz, Artrock oder – heutzutage – Klassik oder Punk?
Für alles gibt es Ausnahmen. Und genau diese Handvoll Ausnahmen haben Selfpublisher immer vor Augen, wenn sie voller Hoffnung ihr Werk herausbringen.
Ja, ich halte es nur für realistisch, in keiner Weise damit zu rechnen, mit dem Schreiben Geld zu verdienen. Dazu muss man kein Zweifler sein. Geld verdient man nur, wenn man es mit allen Mitteln darauf anlegt und bewusst und konsequent für den Mainstream schreibt – und vorher Unsummen für die Montsegur-Masterclass ausgibt.
Andererseits habe ich aber höchsten Respekt, wenn jemand sein eigenes Ding macht, schreibt, ein Buch herausbringt und um Lesende ringt – aus Liebe zur Literatur oder aus Begeisterung für das Thema. Oder kluge Filme dreht oder ungewöhnliche Musik macht – für eine Handvoll Leute, die das cool finden. Wenn er oder sie es der Sache wegen macht und nicht des Geldes wegen. Das ist für mich Leidenschaft.
Aber reich wird man damit nicht. Nicht einmal den Lebensunterhalt stemmt man damit. Ob mit oder ohne Abitur ist dabei völlig egal. Es gibt einfach zu wenig Interessierte abseits des Mainstream.
Schreiben ist Leidenschaft. Und wenn ich hundert Bücher verkaufe, dann sollte mir das reichen. Mehr ist einfach nicht drin.
Und dann freue ich mich über jeden, der mir unverhofft und aus heiterem Himmel erzählt, dass er dies oder das von mir gelesen hat und es ihm sogar gefiel 🙂
Habe ich. Und ich finde nicht alles so prickelnd bzw. trifft das meiste davon so gar nicht meinen Geschmack und ich kann mir auch nicht vorstellen, mir solche (Mainstream-)Geschichten auszudenken…
Aber es gibt auch Autoren, die ich für ihre Art zu schreiben bewundere. Matt Haig ist zum Beispiel so ein Autor und für mich eine Art "Vorbild", da er die Art von Geschichten schreibt, die ich auch gerne schreiben würde. Zumindest ist das, was ich bisher von ihm gehört habe (als Hörbuch) genau mein Ding.
Das ist auch gar nicht mein Ziel. Klar wäre es schön, nur dafür zu leben. Aber es ist, wie du schon geschrieben hast, nicht realistisch. (Und es wäre psychisch glaube ich für mich auch nicht zu ertragen…)
Ich finde es total schön, dass du das so sehen kannst! Ich verliere glaube ich öfters mal die Leidenschaft… und zweifle. Und gleichzeitig strebt irgendetwas in mir nach "mehr".
Wenn es doch nur 100 wären… es sind bei mir gerade mal um die 55, die ich verkauft habe und die wenigsten sind von Menschen, die mich nicht kennen (und es eben nur deshalb gekauft haben…). Einige habe ich auch verschenkt in der Hoffnung, so weiterzukommen…
Oh, und ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich wäre immer so entspannt 😐 Bei mir gibt es auch die Zeiten, in denen ich mich frage, wofür ich denn schreiben sollte! Und irgendwer bringt mich dann wieder drauf 🙂