Deine Religion heißt Kapitalismus.
Wie ein radikaler Gläubiger hältst du an ihr fest und verteidigst sie.
Du rechtfertigst dein Verhalten damit, dass der Mensch von Natur aus nur gierig sein kann. Immer mehr will. Dass er ein Kämpfer im Wettbewerb ist und sich behaupten muss.
Aber der Wettbewerb bedeutet Krieg.
Und Krieg ist Egoismus.
Kapitalismus ist Wettbewerb. Krieg. Egoismus.
So siehst du also den Menschen?
Du findest ich übertreibe? Vielleicht spielst du all das aber auch herunter…
Du findest meine Sicht voll theatralisch? Zu dramatisch?
Hm, warum fühlst du dich dann so angegriffen?
Warum denn so aggressiv?
Warum so radikal?
Warum so viele Ausreden?
Kannst du mir ehrlich und mit voller Überzeugung sagen, dass du all das um dich herum, das über deine Grundbedürfnisse (Wohnung, Essen und trinken) hinausgeht, wirklich brauchst?
Auch vor dir selbst?
Macht es dich glücklich?
Erfüllt es deine Seele?
Okay, du belohnst dich. Motivierst dich. Für wen? Für was? Warum?
Wie fühlt es sich denn an, wenn du dir vorstellst, etwas nicht gleich kaufen zu wollen? Kannst du dir vorstellen, es nicht haben oder besitzen zu wollen?
Was ist das für ein Gefühl in dir, wenn es fehlt? Wenn du es dir nicht leisten kannst? Auf wen bist du wütend?
Und was ist eigentlich noch da, wenn man es dir aus den Händen reißt? Wenn man dir alles nimmt, woran du dich gewöhnt hast und von dem du denkst, dass du es so dringend brauchst?
Was ist noch da, wenn am Ende nur du bleibst, nackt, unsicher und schutzlos?
Wer oder was sagt dir also, dass du deine Leere insgeheim nicht doch mit dieser Religion füllst, sie fütterst und stärkst und dadurch dafür sorgst, dass sie in dieser Welt bestehen bleibt?
Und so frisst sich die Göttin „Kapitalisma“ in die Gedanken der Menschen. Von kleinauf.
Man kann ihr nie vollständig entfliehen, sie nicht besiegen. Nicht einfach so austreiben.
Somit sind und bleiben wir alle Teil eines Systems, das von selbst läuft und läuft und läuft…
Ja, das ist die Welt… sie ist rund und dreht sich im Kreis um sich selbst. Und eigentlich sind wir darin gefangen. Tag für Tag für Tag…
Und sie dreht sich um die Wirtschaft, solange wir dafür sorgen, dass sie es tut. Solange wir eher daran glauben als an eine positive Veränderung, ein positives Menschenbild. Solange wir unser Glück im Außen suchen aus Angst, dass in uns nichts ist, was auf dieser Welt genügt.
Warum?
„Die Gier ist immer das Ergebnis einer inneren Leere.“ [Erich Fromm]
Inspirationsquelle: Kapitalismuskritik an der Universität