Buchvorstellung: andy feind – Gedankengewitter

Heute möchte ich mal ein Buch vorstellen…

Aufmerksam geworden bin ich auf den Autor andy feind vor einigen Jahren durch einen Zeitungsartikel. Irgendwie ist das ganze dann bei mir untergegangen bis ich auf Facebook gesehen habe, dass er eine Lesung hält, zu der ich dann auch gegangen bin. Es verging noch einige Zeit, bis das Buch erschien, aber auch da bin ich hingegangen und habe es mir signieren lassen.

Sein Buch hat mich von Anfang an sehr interessiert, weil es von einem Thema handelt, das auch mir sehr am Herzen liegt. Weil Depressionen auch jahrelang Teil meines Lebens waren.
Wie meine Leser wissen, habe ich immer offen rausgeschrieben, was ich denke, was mich zerwühlt und dem ganzen durch die Niederschrift versucht eine Form zu geben, es zu bewältigen. Ich habe aber auch versucht, durch das Ansprechen dieses unausgesprochene aber leider vorhandene Tabu zu besiegen, das besagt, dass man über Psyche nicht spricht.

Da es auch andy feind sehr wichtig ist durch sein Buch „Gedankengewitter“ eben dieses Tabu zu brechen, möchte ich es nun vorstellen:

 

In seinen kurzen „Bruchstücken“ (Kapiteln), aus denen sich nach und nach seine persönliche Geschichte zusammensetzt, beschreibt andy feind sehr gelungen all die Facetten (s)einer Depression.
Als ehemals Depressive in ähnlicher Gefühlslage fühle ich mich absolut willkommen, denn mir kommen viele Gedanken aus dem Buch sehr bekannt vor, auch wenn sich unsere Geschichten überhaupt nicht ähneln.

Durch die Ehrlichkeit und Authentizität mit der das Buch geschrieben worden ist, spürt man deutlich, dass nichts davon fiktiv ist und es sich um einen realen Menschen handelt, der das alles wirklich erlebt hat und nach wie vor mit seinen inneren Dämonen kämpft. Das macht es für mich zu einem extrem guten Buch zum Thema Depressionen. Denn dadurch ist es weder ein trockenes Sachbuch, noch ein Roman, aber auch kein langweiliges Tagebuch ohne Botschaft. Es verschafft vielmehr durch seine besondere Aufteilung in die „Buchstücke“ einen wirklich guten Einblick in die doch sehr lebendige Welt eines Menschen, der an Depressionen erkrankt ist. Mit all den Besonderheiten, die seinen Charakter ausmachen und formen.

Ich kann es wirklich jedem empfehlen, der an dem Thema interessiert ist und sich so einen tiefen Einblick in die Seele eines Menschen wünscht. Denn auch wenn dieser für manche Leser zunächst vielleicht hart sein mag, ist es immens wichtig, gerade diese Menschen für die Existenz von psychischen Krankheiten zu sensibilisieren, sie ernst zu nehmen und nicht herunterzuspielen.

Am Ende des Buches rechnet andy feind auch mit seiner Depression ab, was aus meiner Sicht eine unglaubliche Leistung und ein Meilenstein ist. Man merkt spürbar, dass sich etwas zum positiven verändert hat in seinem Leben! Es verstärkt seine Botschaft, gibt einem das Gefühl nicht alleine zu sein und macht einem Mut.

Ein wirklich gelungenes Buch!

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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4 Kommentare        

Danke für den Buchtipp, hört sich sehr interessant an. Sei herzlichst gegrüßt… Siegfried

Freut mich, dass ich dich dafür begeistern kann. Du darfst mir auch gerne Feedback zu dem Buch oder dem Thema allgemein geben, wenn du magst!

Auch an dich herzliche Grüße
Lui

Depression ist ganz sicher sehr belastend und beeinträchtigt die Lebensqualität im erheblichen Maße. Ich selber wurde bisher davon verschont, aber in meinem Freundes- und Bekanntenkreis befinden sich Menschen, die unter Depressionen, Sozialphobien und Angststörungen leiden. Der Umgang mit ihnen ist nicht immer einfach und erfordert viel Toleranz und Verständnis.

Toleranz und Verständnis im Lebensumfeld der Betroffenen ist bestimmt genauso wichtig, wie eine passende Therapie auf dem Weg hin zu einer psychischen Gesundheit, die eine wichtige Grundlage für das Meistern des Lebens ist.

Aber auch der Betroffene selbst sollte den Willen aufbringen, auch wenn es nur ein kleiner Funke ist, sich selbst zu helfen. Dann findet jeder seinen Weg, um mit den negativen Erscheinungen von Depressionen umzugehen. Du hast das vermutlich unter anderem über das Schreiben gemacht. All das was in Dir vorgeht, was Dir auf der Seele liegt, aufzuschreiben und dadurch auch zu reflektieren. Zu erkennen, dass es möglich ist aus der dunklen Tiefe herauszutreten, ins Helle, freundliche und in die Zuversicht auf ein zufriedenes Leben. Jeder kleine Funke kann ein positives Feuer zünden und die Krise wird zur Chance, gestärkt aus ihr hervorzutreten.

Ich glaube, dass es wichtig ist eine Art von Resilienz aufzubauen, also zu lernen mit Belastungen, Krisen und widrigen Umständen umgehen zu können. Dazu gehört vielleicht auch eine Änderung der Haltung und der Einstellung zum Leben. Neue Konzepte, neue Strategien entwickeln, die hilfreich sind das Leben zu meistern.

Im Grunde ist das für jeden Menschen wichtig. Ich habe einige Menschen in meinem Leben kennengelernt, die keine Depressionen hatten und doch am Leben gescheitert sind.

Zum Schluss ein Zitat von Albert Schweitzer: Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.

Herzliche Grüße, eine schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibe weiter so mutig wie Du bist… Siegfried

Hallo Siegfried,

ja, das stimmt. Der Umgang mit Menschen, die depressiv sind oder andere psychische Erkrankungen haben, ist nicht immer einfach. Es erfordert gelegentlich einiges an Kraft und auch das Eingeständnis, dass man sie selbst nicht immer hat. Es ist also wie in vielen anderen menschlichen Beziehungen ein schmaler Grad zwischen dem Verständnis/der Toleranz und dem Abgrenzen, was nicht böse gemeint ist, aber einen selbst schützt vor den negativen „Schwingungen“ des anderen.
Ich habe damals irgendwie nicht so viel Toleranz und Verständnis von meinem Umfeld gefühlt und die Abgrenzung der anderen zu meinem Leid eher als Ablehnung erlebt. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich das Verständnis meiner Mitmenschen zum einen nicht sehen konnte, zum anderen aber wohl auch alle damit überfordert waren. Ich habe so einige (sogar langjährige) Beziehungen abgebrochen oder auf Eis gelegt, weil die „gefühlte Kälte“ mir geschadet hat oder ich wohl ihnen.

Ein Rezept, wie man mit psychisch Kranken umgehen soll, gibt es also nicht, genauso wenig, wie es ein Rezept zur Genesung gibt.
Wie jeder von ihnen damit umgeht, ist sehr unterschiedlich und auch die Fortschritte oder Rückfälle sind es. Psychische Genesung ist ein Prozess und selbst, wenn man mit dem gröbsten durch ist, Arbeit und etwas, das einen immer begleiten wird.
Ich habe meinen Weg gefunden über das reflektierende Schreiben und meine eigene Entscheidung, in Therapie zu gehen. Und ich hatte sehr viel Glück, was meine Therapeuten anging und auch was meine Ausbildung betrifft, wo ich das an Selbstbewusstsein aufbauen konnte, was ich in meinem Kampf ums Abitur vollends verloren hatte.

Mittlerweile habe ich diese Art von Resilienz, die du meinst. Ich kann mit allem um einiges besser und auch komplett anders umgehen und weiß, was ich tun muss, damit mein Leben so läuft, wie ich es mir vorstelle und weiß auch, was mir schadet und kontraproduktiv ist. Zum Glück habe ich aber auch keine schweren Krisen zu meistern wie der Verlust einer Wohnung, des Jobs etc. … Ich habe nur meine persönlichen „kleineren“ Krisen, mit denen ich aber sehr bewusst umgehe (und sie mir manchmal auch bewusster mache, als es vermutlich jeder normale Mensch machen würde), um sie eben auseinander zu nehmen, daran zu arbeiten und zu bewältigen. Wie z.B. das mit dem Telefonieren. Oder noch das ein oder andere Muster, in das ich öfters mal verfalle und von denen ich längst nicht alle kenne.

Und die Geisteshaltung zu ändern ist wirklich sehr schwer für einen Depressiven, da er erst (wieder) lernen muss, bewusst Positives zu erleben und das auch anzunehmen. Und sich nicht noch verrückter machen zu lassen, wenn das nicht so schnell geht oder er das Positive einfach (noch nicht) sehen kann. Aber es ist nicht unmöglich!

Ich wünsche dir ebenso ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Ich freue mich übrigens immer über einen Kommentar von dir (auch wenn ich manchmal etwas lange brauche zum Antworten..)! : )

Herzliche Grüße
Lui

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