Irgendwie ist die neue Wohnung seltsam und mir (noch) fremd.
Das hat sich zwar etwas gelegt, seitdem der Techniker da war und mir meine 1000 Fragen beantwortet hat, aber es ist immer noch sehr eigenartig….
Am 31. bin ich umgezogen mit all meinem Kram, die Silvesternacht habe ich bei meinen Eltern und meiner geliebten Katze Luna verbracht. Überwiegend war ich jedoch bei Luna im Gang auf zwei Kissen neben ihrem Kratzbaum, in dem sie sich vor dem Lärm der feiernden und knallenden Menschen da draußen versteckt hat. Ich konnte sie einfach nicht alleine lassen und in der neuen Wohnung wollte ich deshalb noch nicht schlafen, auch wenn das Bett schon stand.
Silvester: Und wenn du in die tellergroßen schwarzen Pupillen deiner wunderschönen Katze blickst und sie voller Panik in deinem Blick ein Fünkchen Sicherheit sucht, denkst du dir: „Menschen sind echte Arschlöcher…“
Ich habe beschlossen, Silvester einfach gar nicht mehr zu feiern. Viel schöner ist es, auf meine Luna aufzupassen, sie die ganze Zeit zu beobachten und zu sehen, wie sie sich entspannt, weil sie weiß, dass ich da bin. Und ich habe eine ganz neue Erfahrung gemacht: Zu sehen, dass sich jemand sicher fühlt, wenn ich ihm in die Augen sehe. Ich fühle mich ansonsten doch immer so unsicher und strahle das aus jeder Pore aus…aber ich wollte ihr einfach das Gefühl geben, dass ich da bin und alles in Ordnung ist. Wir lagen eine Stunde da so rum, dann ist sie mit mir ins Bett und auf meinem Kissen eingeschlafen…so wie in alten Zeiten hat sie mir immerhin 10% davon übrig gelassen.
Die Bindung zu ihr scheint wieder stärker zu werden, was mir sehr gut gefällt. Bei meinen Eltern, wo sie vorübergehend einquartiert wurde, hat sie es zwar mehr als sehr gut, aber dennoch scheint sie mich als Bezugsperson zu sehen. Das bedeutet, ich will sie unbedingt wieder bei mir haben! Allerdings muss ich davor hier mit allem soweit sein…aber ich bin ja schon dran…seit Tagen…
Am 1.1. bin ich das erste Mal so richtig in die neue Wohnung. Die erste Nacht war okay bis auf das Einschlafen. Das war so tragisch wie eh und je und hat sich so lange hingezogen, dass ich zwischenzeitlich angefangen habe, die Küche einzuräumen. DIe Zeit danach habe ich dann überwiegend mit Einräumen und System ausdenken verbracht. Einige Dinge sind für mich schon an festen Orten verstaut, andere liegen nur so lose herum bzw. muss ich noch das ein oder andere umdenken, bevor ich das irgendwo einräume. Total ungewohnt ist für mich der Gedanke, einen Keller zu benutzen. Bei meinen Eltern war der Keller immer das Grab und vollgestopft, in meiner ersten Wohnung hatte ich keinen eigenen und in der letzten war er sogar noch gruseliger als der bei meinen Eltern, auch wenn nichts drin stand. Jetzt habe ich einen relativ schönen Kellerraum, in dem meine alten Bücherregale, mein Schreibtisch und meine Vitrine stehen (die diesen Umzug endlich in ganzen Stücken überlebt hat und nicht wie beim ersten Mal auseinandergefallen ist, weil zwei damals unfähige Frauen dachten, sie könnten einen Schrank aufbauen…). Mein Keller jedenfalls ist relativ voll, aber ordentlich. Es ist eigenartig, nicht all seine Sachen in unmittelbarer Nähe zu haben, aber ich habe seltsamerweise keine Angst darum. Sollte was passieren, dann ist das Zeug da unten wenigstens weg. Darum steht es ja da. Ich brauche es hier nicht und will es auch nicht sehen.
Jetzt sind ein paar Tage vergangen und mittlerweile habe ich fast alles da. Mein neues Sofa ist gekommen, Internet funktioniert und die Waschmaschine ist angeschlossen. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass alles so schnell vorwärts geht, aber mit jedem Schritt den ich in diese Richtung mache fühle ich mich zerbrechlicher und ausgelaugter. In mir beginnt sich alles zu wehren und am liebsten würde ich jetzt mit allem aufhören und mich im Bett verkriechen und nie wieder raus kommen. Ich frage mich die ganze Zeit, was mit meinem Leben eigentlich nicht stimmt. Egal was ich oder andere machen: alles ist sinnlos und ich bin immer unglücklich.
Mein größtes Problem ist einkaufen und kochen. Alles ist so weit weg und ich will nicht, dass andere mich herumkutschieren. Einkaufen muss ich eben lernen…aber alleine. Es gibt zwar Menschen, die mir liebend gerne helfen würden, aber ich mag das einfach nicht. Ich schäm mich ja auch so schon genug, dass ich das nicht kann. Es reicht mir, dass fremde Menschen neben mir bei meinem total panischen Anblick stutzen.
Ich will auch nicht, dass andere für mich kochen, denn dann fühle ich mich schlecht, weil andere mir was machen, was ich gar nicht verdient habe. Mit Essen habe ich wohl doch größere Probleme, aber das war mir ja schon lange klar. Ich esse meistens nichts von mir aus. Macht man mir was, esse ich es für die Person, die es mir gemacht hat. Aber nicht, weil ich hunger habe, denn sowas gestehe ich mir selten ein. Und am Ende fühle ich mich dann wieder mies, abhängig und schuldig, weil ich es nicht alleine hinbekommen habe…aber wie denn auch? Mir fehlt einfach der Sinn dahinter…wie hinter so vielem…
Hinzu kommt noch, dass ich gerade Urlaub habe und mein Leben und der Gedanke an die Zukunft und wie ich das alles schaffen soll mich gerade so sehr in Anspruch nimmt, dass ich etwas Angst davor habe, nicht mehr arbeitsfähig zu sein.
Es ist alles so seltsam. Genauso seltsam wie zuvor. Ich dachte, es würde sich was ändern, aber irgendwie hat sich nur mein Stresslevel von „Ich kann nicht fliehen, will alleine sein“ zu „Ich bin alleine und sehe keinen Sinn in allem“ verändert.
Wo liegt eigentlich mein Problem? Warum bin ich nur so unglücklich mit mir und meinem Leben? Ich habe einen Job, der mir eigentlich immer Spaß gemacht hat. Ich habe eine Wohnung, die ziemlich schön ist (sagen zumindest alle). Ich habe jemanden, der an mich glaubt, Menschen, die mir helfen wollen, aber ich will das alles gar nicht…weil irgendetwas tief in mir einfach nicht da sein will…