Harte Proben…

Manchmal stellt einen das Leben auf eine echt harte Probe. Man hat ja eigentlich in der Verhaltenstherapie gelernt, dass man nicht alles zu nah an sich ranlassen soll. Dass man nicht alles pauschalisieren soll mit den absoluten Worten wie „Niemals“ und „immer“. Aber es ist wirklich verdammt schwer, sich daran zu halten, wenn einem die wunderbar selektive negative Wahrnehmung der Welt eine Panne nach der anderen beschert…

 

Begonnen hat es damit, dass ich in den falschen Zug gestiegen bin. Zwei Gleise waren einfach eins zu viel und ich habe schlicht und ergreifend nicht nachgedacht und bin aus Gewohnheit auf Gleis eins geblieben. Erster Fehler, den ich schnell eingesehen habe und nach einer Station bin ich dann auch wieder ausgestiegen. Am Arsch der Welt, panisch und nervlich so am Ende, dass der Lokführer mir fast hinterhergesprungen ist und gefragt hat, ob alles okay sei. War’s nicht, aber ich habe ihm versichert, dass ich klar käme. Nach etlichen Telefonaten habe ich mich vernünftigerweise dazu entschieden zum nächsten richtigen Bahnhof zu fahren und dort an einem Automaten nachzusehen, was zu tun ist. Mein günstiges 29 Euro Ticket konnte ich nun falten und mit lockerer Handbewegung alleine nach Dresden fliegen lassen. Denn Dummheit war, ist und bleibt immer eine teure Angelegenheit. Nur so viel: Fragt mich nie nach dem genauen Preis…

 

Als nächstes dachte ich mir: Hey, da steht ein Automat…kauf dir was zu trinken. Hab ich gemacht. Geld eingeworfen, Rückgeld bekommen, aber kein Trinken. Aber: Hey, alles läuft super! Bei über 100 Euro für ein Ticket machen es die 1,10 Euro jetzt auch nicht wett…

Ihr glaubt nicht, wie schwer mir das verdammte positive Denken fällt…

 

Was mich aktuell am meisten nervt, ist die Tatsache, dass mir absolut jegliches Gefühl von Klarheit im Kopf fehlt. Durch das Absetzen meiner Antidepressiva kam es nämlich zu extremen Absetzerscheinungen worunter auch Desorientiertheit und Verwirrtheit fallen. Aber es wird…es wird…ja, es wird!

Ich meine…ich bin in Dresden. Im Urlaub…!

Erst mal weg von all den stressigen Situationen im Black Forest…in letzter Zeit war das alles einfach zu viel für mich – sowohl „zu Hause“ als auch die Arbeit. Es war zwar nicht wirklich stressig oder das, was man so unter „Stress“ versteht, …aber anstrengend. Jetzt habe ich endlich die Zeit, um mich auszukurieren, Abstand zu wahren und in Ruhe über alles nachzudenken.

Wenn ich wieder zurück bin, wartet dann die Aussicht auf eine neue Wohnung…ein neues Leben, in dem ich lernen werde, selbst zurechtzukommen. Ich will das. Klar weiß ich, dass das schwierig sein wird, denn die letzten drei Jahre hat mir Mr. Chocolate ja alle Steine aus dem Weg geräumt und sich um mich gekümmert. Dafür bin ich ihm auch dankbar, denn ohne ihn hätte ich die Ausbildung mit Sicherheit nicht so gut abgeschlossen. Das ist mehr wert, als ich jemals in irgendeiner Form zurückzahlen könnte. Das weiß ich. Das weiß er. Und das ist wirklich verdammt unangenehm…und so kompliziert…aber ich bereue nicht meine Entscheidung. Ich bin mir sicher, dass es besser ist, wenn wir beide nicht zusammen sind. Er hat mir vor einigen Tagen gesagt, dass man sich ja nicht gleich trennen müsste, sondern erst mal in unterschiedlichen Wohnungen leben könnte. Aber ich hätte das vermutlich nicht gepackt. Es wäre auf das gleiche hinausgelaufen: Kommunikationsprobleme, Unlust etwas zu unternehmen, verkriechen in unterschiedlichen Zimmern in unterschiedlichen Städten…warum sollte ich ihm das antun, wenn ich nie das Gefühl hatte, dass er gerne hier im Black Forest ist? Warum sollte ich uns das antun? Ich hatte ihm eigentlich versprochen, dass nach der Ausbildung alles besser wird und ich mich im Haushalt mehr anstrenge, aber mein Kopf war dann doch nicht so frei durch das viele Arbeiten und hat das irgendwann total verdrängt. Und da mein Lebensstil ihn ja nie wirklich gestört hat, habe ich eben weiter gemacht…die Wahrheit ist: Es hat ihn gestört. Doch aus Rücksicht hat er geschwiegen.

Es ist in letzter Zeit wirklich verdammt kompliziert geworden und nervenaufreibend. Schuld am Scheitern sind wir jedenfalls beide durch unsere jeweils eigene persönliche Psychoart, von der die eine die andere „gefüttert“ hat.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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