Zwei Tage wach!

Donnerstag/Freitag:

Am Donnerstagabend stand auch schon meine erste Party nach meiner Entlassung an: Mr. Right’s Geburtstag. Und da ich nicht so früh gehen wollte und es ja ein Donnerstag war, beschloss ich, doch einfach die Nacht durchzumachen und am Freitagmorgen den ersten Bus von V. nach K. zu nehmen. Ein guter Plan, wie ich fand. Denn 25 € wollte ich nicht noch mal für ein Taxi ausgeben. Das Geld habe ich einfach gerade nicht…

Der Abend begann so um 19 Uhr und war ziemlich heftig mit Vodka Brause und allem möglichen Zeug…und es war natürlich auch ein Abend voller Chaos…das Püppchen war da, das Alibi, Mr. Right’s Mum und noch ein Pärchen mit dem Mr. Right immer singen übt. Und ich denke, ich erzähle erst mal ein bisschen was vom Alibi, der am Tag nach Mr. Right Geburtstag hatte und der den Abend nicht wirklich genießen konnte…

Der Grund ist folgender: Er hat vor zwei Monaten geheiratet. Und er wird nun erst mal für zwei Wochen wegfahren, um die Frau noch mal kirchlich zu heiraten. Das Problem ist: Er liebt sie nicht. Er liebt nämlich Mr. Right’s Mutter, die allerdings nichts von ihm will. Keine Ahnung, irgendwie hat mir an diesem Abend jeder was anderes gesagt. Sie sagt nein, er sagt ja, was auch immer, das Chaos jedenfalls ist perfekt. Er wird seine Frau jedenfalls nun doch noch mal heiraten und wenn er wieder kommt, fährt Mr. Rights Mum in den Urlaub. Das Alibi leidet darunter natürlich extrem. Und ich nehme zudem stark an, dass er auch noch Borderline hat. Die Anzeichen dafür sind eindeutig. Er rennt weg, seine Stimmung schwankt extrem und außerdem verletzt er sich selbst. Und ich würde ihn momentan auch in die Kategorie „suizidgefährdet“ einordnen…ich hoffe also mal, dass er sich nichts antut und ihm der Abstand eher gut tun wird…

Es ist schon ziemlich traurig so eine Geschichte…ein Drama….und das hatte ich an diesem Abend irgendwie auch. Ich weiß nicht, aber es geht es mir nicht gut, wenn ich das Püppchen sehe (und ich was intus habe). Dann geht irgendetwas in mir kaputt. Dann denke ich daran, dass Mr. Right mich mitnehmen will, sich heimlich mit mir trifft und ich frage mich, warum er das alles riskiert. Sie ist nämlich mega-eifersüchtig…und zur Zeit schient es da öfters zu kriseln…wegen mir. Mr. Right macht jedoch, was er will und lässt sich da nichts sagen. Ich frage mich ehrlich gesagt, wie lange das gut gehen wird…aber ich möchte es natürlich nicht darauf ankommen lassen und absichtlich herausprovozieren. Ebenso wenig möchte ich am Ende als Buhmann dastehen, das muss echt nicht sein. Da halte ich mich raus und versuche mir einfach nicht wehtun zu lassen, in dem ich mir einfach keine idiotische Hoffnungen mache. Das klappt auch ganz gut. Aber ab und zu dreh ich am Rad und renne aus der Kneipe oder auf die Toilette, um meinen Frust auf einem Blatt Papier auszulassen. Bei der dritten vollgekritzelten Seite kam dann das Püppchen rein und hat mich gefragt, was ich da mache. Ich so: „Mir geht’s nicht so gut…also schreibe ich!“

Ich sah ihr an, was sie dachte. Das musste sie nicht einmal sagen. Meinen Kram wollte sie dann auch noch lesen, aber ich meinte, das sei mein Tagebuch und deutete auf den total zerfetzten Block. Sie hält mich wohl sowieso schon für irre, also bricht mir diese Begegnung auch keinen Zacken aus der Krone.

Was ich übrigens beschlossen habe ist folgendes: Ich werde mir in dieser „Beziehung“ keine Hoffnungen machen. Hoffnungen = VERBOTEN. Ich will so ein Drama nicht durchstehen müssen, also ignoriere ich schön alles an Gefühlen so lange es noch geht und stopfe sie irgendwo unten in einen Eimer. Und das klappt sogar ganz gut. Ein besonders gutes Zeichen für mein warmes Gefühlsleben ist das aber nicht. Eher irgendwas in Richtung Nordpol…

Und noch etwas habe ich beschlossen: Ich will nicht mehr so zickig sein, nachdem ich dem Püppchen begegnet bin. Ich vertraue also Mr. Right einfach mal und werde mich an das Püppchen gewöhnen müssen. Daran, dass sie allgegenwärtig ist…und dass das manchmal wehtun wird. Es tut zum Glück nicht so dermaßen weh, dass mein Papierkorb an Gefühlen explodiert und den Verstand wegballert. Irgendwie finde ich das traurig, aber zugleich beruhigend…

Der Abend jedenfalls – oder besser gesagt: der Morgen – endete mit einer Wanderung ins Kaff von Mr. Right. Er hat mir das Haus gezeigt, wir haben noch ein bisschen getrunken mit dem Alibi und seiner Mum und dann hat er mich wieder heimbegleitet. Das letzte Stück der Strecke musste ich auf Socken laufen, da mir echt die Füße von den Schuhen wehtaten…Mr Right meinte die ganze Zeit, ich würde mir die Socken kaputt machen, aber das war mir egal. Er wollte dafür meine Schuhe tragen, aber ich blieb stur…bis mir einer runterfiel und er ihn mir vor der Nase wegschnappte. Dann habe ich ihm auch den zweiten gegeben und gemeint, das sieht sonst bekloppt aus! Und das sage ich, während ich auf Socken durch die Innenstadt laufe! Ach ja, unnötig zu sagen, dass ich den ganzen Abend und Morgen einen überdimensionalen Hut auf dem Kopf hatte…(wegen dem hat mich am frühen Donnerstagmittag schon ein Kerl mit einer Bierflasche angesprochen. Kommt gut, nä? Er wollte mich auf einen Champagner einladen (Eine Flasche übrigens, nicht nur ein Glas, mmhhh) und hat gemeint, ich wär’ doch aus Berlin, Hamburg, München!! Ich musste auf ihn gewirkt haben wie ein Star. Allerdings habe ich in den letzten Wochen schon zu viele zwielichtige Typen kennen gelernt und es war besser, sich nicht noch mehr Feinde zu machen bzw. Männer verliebt. Also versuchte ich den Kerl recht schnell wieder los zu werden. Ich meine, es war Donnerstag! Nicht mal 17 Uhr!!…und der Kerl war dicht…)

Am Bahnhof angekommen beschlossen Mr. Right und ich noch einen Kaffee zu trinken. Er wollte mich nicht wirklich gehen lassen und so müde ich auch war, ich hatte das Gefühl, dass es irgendwie besser war zu bleiben. Immerhin blieb er auch die halbe Nacht wegen mir auf…

An diesem Morgen machten wir noch so einiges, was echt zu lustig war. Wir veräppelten die Leute mit unserem Mixery und der Wasserflasche, bei der wir wohl etwas zu stark betont haben, dass Korn drin sei. Aber wir sind uns im Nachhinein nicht so ganz schlüssig darüber, ob uns das die Frau am Busbahnhof überhaupt abgekauft hat…ich bin immer noch der Meinung, dass ich nicht authentisch genug rüberkam, Mr. Right konnte das viel besser. Ich musste leider die ganze Zeit mein Lachen unterdrücken…

In der Bahnhofshalle drehte ich mich dann sinnlos im Kreis und als wir aufs Klo mussten, stellten wir fest, dass 50 cent zu teuer waren und somit ging ich auch aufs Männerklo. Ich habe damit kein Problem, da war ich schon öfters…(und das kommentiere ich jetzt nicht!). Eine Frau auf dem Männerklo kommt jedenfalls besser als ein Kerl auf dem Frauenklo. Und ich muss sagen, Jungs, Männer, Kerle!!…euer Klo sieht wortwörtlich beschissen aus! Das habe ich echt noch nie gesehen…sogar im Geisterhaus sahen die Klos besser aus, als auf diesem Bahnhofklo. Und im Geisterhaus hat seit 7 Jahren keiner geputzt und diverse Junkies haben vergessen, dass die Spülung abgestellt ist…

Bis um kurz nach sieben Uhr alberten wir noch herum, dann kam sein Bus und meiner: Der Schulbus. Und lustig wie ich war, traf ich auf meine Ex-Klassenkameradin Tati und ihre beste Freundin, die auf dem Weg in die Schule waren. Meine Worte (mit dem Hut auf dem Kopf und mittlerweile wieder Schuhen an den Füßen): „Tati, ich bin angetrunken und ich komm von ner Party!“
Und sie schien nicht mal wirklich schockiert…

 

Samstag/Sonntag:

Samstag habe ich mich auch noch mal spontan dazu entschlossen rauszugehen. Aber nur unter einer Bedingung: Mr. Right musste wieder die Nacht mit mir verbringen! Er willigte auch schön ein und um kurz vor 20 Uhr kam ich ins HK. Mein erster Gedanke war: ‚Aha, kein Püppchen?’ Wir verbrachten den Abend nach langer Zeit also mal wieder nur zu zweit. Und es war toll! Reden, trinken, singen,..das volle Programm!

Was mich etwas beunruhigt hat war, dass die Wirtin hinter meinem Rücken irgendwelche Gesten macht, die nicht gerade nett sind…mir ist das egal, aber ich hätte es trotzdem nicht gedacht. Was denkt sie wohl? Wahrscheinlich, dass ich mit zu vielen Kerlen aus ihrer Kundschaft was hatte…und wahrscheinlich denkt sie nun, ich will dem Püppchen ihren Freund ausspannen. Dabei will ich das doch gar nicht…und außerdem waren das nur..äh…drei Kerle?! Aber denen habe ich das Herz gebrochen (zumindest zwei, denn Navi hat mir meins zuerst gebrochen!)…von den anderen kann sie nichts wissen. (Ich will da auch nicht mehr daran denken…)

An diesem Abend waren in der Kneipe Menschen, die ich echt noch nie gesehen habe. Die eine war Lesbe, die mit einer anderen rummachte, die eigentlich verheiratet war und die wegen ihrem Haus heulte. Ich wollte auch was wissen und versuchte mich mehr oder weniger an der Lesbe, aber sie meinte sofort: „Du bist mir zu jung!“ Ich setzte mich dennoch dorthin und daraufhin ließ mich die andere Frau dann nicht mehr los und heulte mir an die Schulter, während der beste Freund der Lesbe versuchte mich kennen zu lernen…am Ende gab es dann noch ein richtiges Chaos: Mr. Right hatte sein iPhone verloren. Ich versuchte ihn anzurufen und irgendwann spürte die Wirtin, dass die Handtasche der Heulsuse vibrierte! Die Lesbe war entsetzt, denn die Heulsuse hätte heute Nacht mit zu ihr sollen…und auch wenn sie keinen Bock auf das Gespiele der Frau hatte…sie war nun echt sauer. Am Ende beschimpfte sie die Heulsuse als Schlampe und die sie wiederum als Lesbe. Und dann ging auch noch das Armband der Lesbe kaputt (Ich weiß nicht mehr wie) und es wurde echt mal an der Zeit zu gehen. Mr. Right bekam noch ein Angebot, einmal irgendwo mit seiner Stimme aufzutreten, ich wurde noch X Mal gefragt, ob Mr. Right mein Freund sei und letztendlich ging ich aus der Kneipe. Wir hatten nämlich abgemacht, dass ich früher gehe und an der Kreuzung warte, weil das besser rüberkam. Und ich setze mich dort natürlich auf dem Boden und sah mir die Nacht an. Der Postbote/Lieferkurier/whatever fuhr zufälligerweise an mir vorbei, hielt an, stieg aus und fragte mich, ob bei mir auch echt alles okay sei. Ich meinte „alles bestens“ und grinste wahrscheinlich auch noch dämlich, denn prompt hielt der nächste Wagen neben mir und ich musste wieder beteuern, dass es mir echt gut geht. Ich stand daraufhin auf, weil ich keine Lust mehr auf diese Konversationen hatte und weil mich der Lachflash packte.

Das ging allerdings noch. Da kriegte ich mich auch wieder beim Lachen ein…aber das heftigste war der Mülleimer bei meinen Eltern im Gang. Wir verbrachten nämlich wieder die Nacht auf der Treppe (und ich zum Teil liegend auf dem Boden) und weil mir am Morgen kalt war, zog ich meine Strumpfhose an und knallte voll gegen die Tonne. Und es knallte so richtig und hallte im Gang! Mr. Right kam daraufhin sofort um die Ecke und fragte mich, ob alles okay sei…

Den nächsten Lachflash hatte ich beim „aufs Klo gehen“ Ich rannte durch die Unterführung, rannte wieder raus, rannte um den Busch – nix. Und dann fand ich doch noch ein stilles Örtchen. Mr. Right wollte ich aber nicht meinen Platz zeigen, also mussten wir wegen dem Herr, der es ja zum Pinkeln echt einfacher hat als ich, zum öffentlichen Klo laufen. Dort beschwerte ich mich noch leicht angetrunken darüber, dass die Figur für die Frauentoilette kleiner und dicker war als die für die Herrentoilette. Und das Nichtraucherschild war auf unserer Toilette 30 Mal größer, als das kleiner Stickerchen auf der Tür zur Männertoilette. Das ging ja mal gar nicht und ich habe mich total echauffiert…am Sonntagmorgen…

Am Schluss kaufte ich Mr. Right noch ein Mineralwasser, da er das stille vom Trinkbrunnen nicht leiden konnte. Ich hingegen liebte es (und stürzte mich auch mehrmals darauf), weil es eben KEINE Kohlensäure hatte.

 

Ach ja, geschenkt habe ich ihm übrigens eine Zigarettenschachtel mit 14 Zigaretten: 7 normale und 7 Hülsen mit eingerollten Zitaten drin…und ein Feuerzeug, auf dem Pik 10 Karten abgebildet sind. Ein Pik habe ich noch rot angemalt, das allerdings für das Püppchen wie ein Herz aussah…was es aber nicht war. Der Stiel vom Pik war nur so schwer mit dem Nagellack auf dem Zahnstocher zu treffen…und…ja…eigentlich hasse ich basteln, aber ich wollte dem ganzen eine persönliche Note verleihen. Meine Zitate wollte ich zuerst mit einbringen, aber – oh Wunder – sie schienen mir doch tatsächlich alle zu negativ. Das ist doch ein gutes Zeichen! ; )

Soviel also zu meinen abenteuerlichen Kneipenerlebnissen…vorerst habe ich definitiv NICHT vor, die Nacht durchzumachen…Mr. Right übrigens auch nicht…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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