Und es geht NICHT dem Ende zu.

Ich wollte vor ungefähr einem Monat diesen Artikel hier völlig anders aufbauen. Geschrieben hatte ich ihn sogar schon, aber ich schlafe öfters noch mal eine Nacht drüber, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas fehlt. Und nachdem ich nun einen Monat drüber geschlafen habe, krame ich ihn wieder heraus. Mit mehr Erfahrung…

Das Hauptthema war damals Oberflächlichkeit und Minirock, im speziellen bei minus fünf Grad mit dünner Strumpfhose, offenem Mantel und hohen Schuhen. Das war ich. Mein Stil. Meine Welt. Das war Provokation auf höchster Ebene. Und man käme nie dahinter, dass sich hinter so einer Fassade etwas Höheres verbirgt. Hinter der Minirock-Geschichte steckte nämlich nicht nur mein wirrer Stil, sondern auch ein Experiment. Ich lief quasi als Abbild einer durch und durch sexistischen Gesellschaft herum. Ich spiegelte das wider, was mir die Gesellschaft entgegen spiegelte, gab das Bild wider, das ich sah. Ich war also eine Parodie in High Heels. Ich machte mich nicht lustig, denn so lustig finde ich das alles auch gar nicht. Ich fand damals eher die Reaktionen interessant…wie viel das Aussehen ausmacht…und wie die Leute umso verwirrter wurden, als ich den Mund aufmachte und mit Psychologie und Philosophie anfing. Doch kam irgendeiner auf den wahren tiefgründigen Hintergrund? Nahm mich irgendeiner ernst? Nein, nicht wirklich. Wenn man mich so gesehen hat, hat man wohl eher was anderes gedacht. Und du als Leser vermutlich gerade auch. Etwas wirr? Vermutlich…
Ich hätte das Experiment jedenfalls gerne weitergeführt, da das Ausgefallene mittlerweile wirklich mein Stil war. Ohne Funktion, reine Ästhetik. Der Ausdruck meiner selbst und natürlich Provokation…aber…ich habe mich nicht besser gefühlt. Jedenfalls fühle ich mich in meinem derzeitigen Zustand besser. Kein Stress. Kein Wahn. Akzeptanz der schutzlosen Ungeschminktheit.

Also habe ich seit nun fast einem Monat weder einen Minirock noch elegantes Schuhwerk getragen. Nur meine Chucks, die schon ziemlich demoliert aussehen. Und natürlich habe ich mich seit über einem halben Monat nicht geschminkt. Ich habe alles letzte Woche an meinem Geburtstag verschenkt. Jeden Nagellack bis auf einen, ¾ meines Schminkzeugs, Schmuck, etc…alle haben sich gefreut und ich will nicht wissen, was sie gedacht haben…
Ich war auch nicht mehr unterwegs, habe diesbezüglich auch kein Abenteuer erlebt und mein Leben gestaltet sich interessant durch die Wissenserweiterung und das Verfassen von Exzerpten. Ich vermisse zwar das Schminken und die Selbstdarstellung, da das bei mir unter die Kategorie Kunst fällt. Mit eben mal schnell ein bisschen Mascara ist es nicht getan. Ich liebe nun mal das Extreme. Ebenso das übertriebene Bearbeiten von Bilden in Photoshop.

Diese Einstellung kam nicht von heute auf morgen…sie kam vor allem durch Erkenntnis. Außerdem war ich es auch irgendwie Leid, dass mir fremde Leute immer gute Besserung gewünscht haben. (Seltsamerweise hat mich nie einer gefragt, wie viel ich koste…)
Mein Wandel hängt allerdings nicht nur mit der fehlenden Zeit für „Freizeit“ zusammen, sondern auch mit dem netten Kommentar eines bekannten Polizisten, dem mein Stil gar nicht gefallen hat. Mich hat das damals sehr fertig gemacht, da mir mein Stil eben sehr wichtig war. Nun, dieser Stil ist seit einem Monat Geschichte. Es gibt ihn nicht mehr. Ich habe alles hergegeben. Weg.
…bin ich also irre? Vielleicht. Vielleicht verbanne ich diese Welt aber auch einfach aus meinem Kopf, wie ich Liebe seit einiger Zeit aus meinem Herzen verbannt habe. Keine Nostalgie. Egal mit wem. Vor einem Jahr sah das alles noch ganz anders aus. Vor einem Jahr begann meine schlimmste Zeit. Der Abgrund tat sich nun komplett auf. Die Liebe hat mich reingeschubst zusammen mit den ganzen anderen Belastungen. Elternhaus, Minderwertigkeitskomplexe, Abitur, Versagensängste, Zukunfstängste…und dann noch Pech in der Liebe! Und jetzt? Lässt mich einfach alles kalt. Keine Liebe. Nur Freundschaft. Vernunft statt naiver Liebe. Und Bildung statt Minirock!
Ich bin ein Mensch, der nur noch funktioniert. Und alleine schon darüber bin ich froh. Ich bin froh, dass ich immerhin fünf Stunden schlafe und noch esse neben dem ganzen Stress. Das habe ich Dr.D. – aber auch mir selbst – zu verdanken. Sicherlich, negative Phasen habe ich immer mal wieder. Aber dann schubst mich mein Gewissen aus dem Bett. Danke, Gewissen!

Also: keine Fassade mehr. Ich erschlage die Welt mit Ehrlichkeit! Und provokative Wege, um meiner Meinung zu diesem System Ausdruck zu verleihen, finde ich sowieso immer. ; )

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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