Ich habe mir gerade zum allerersten Mal in meinem Leben einen Kugelschreiber gekauft. Normalerweise mache ich das nämlich nicht, denn sowas bekommt man an jeder Ecke hinterhergeschmissen. Also entweder, ich habe Block und Stift dabei, oder etwas anderes, um mir die Zeit zu vertreiben, in der ich auf den Zug/Bus warte. Nur diesmal hatte ich rein gar nichts dabei und über 1 ½ Stunden Zeit. Also kaufte ich mir Block und Stift, um etwas Produktives zu machen. Ich war nämlich in V. Und eigentlich hätte ich zu meiner Mum Heim können. Aber nach der letzten Aktion hatte ich darauf nun wirklich gar keine Lust mehr.
Ich machte viel lieber das, was ich schon immer mal machen wollte: Mich in die Halle eines Bahnhofs setzen und die Leute beobachten. Allerdings war das an diesem Tag eine doofe Idee, denn es war drückend heiß und in der Stadt gab es ein Fest. Die Leute saßen also eher draußen vor den Cafés und Kneipen, unterhielten sich, Pärchen liefen durch die Stadt und immer wieder mal Frauen. Einzeln, in Grüppchen, mit ihren Freunden, mit ihren Dates,..
Warum ich ausgerechnet von Frauen schreibe? Weil mir an dem Tag irgendwie nur die Frauen aufgefallen sind. Generell sind Frauen auffallender als Männer. Die Art, sich zu kleiden, zu bewegen, zu lächeln, fand ich heute irgendwie interessanter als die Männer, die diesen Frauen hinterherblicken. Genauso wie ich. Nur, ich sehe vermutlich etwas anderes in diesen Frauen. Ich sehe mir ihre Art an, überlege, was ich an meinem Outfit anders gemacht hätte, wenn ich sie wäre. Ich stelle mir auch vor, was sie für ein Leben führen oder ob ihre Beziehung glücklich verläuft (wenn sie einen Mann im Schlepptau haben). Und ich frage mich ebenso, ob sie Leid erleben. Ob sie danach streben, eine Familie zu gründen, oder ob sie manchmal so denken wie ich. Ob sie Karriere machen wollen und eher danach streben, sich einen Namen zu machen.
Ab und zu lächele ich einer dieser Frauen an. Sie lächelt zurück. Ein Lächeln ohne Bedeutung? Sympathie? Verständnis? Solidarität?
Wenn ein Mann die Bahnhofshalle betritt, ist der Raum jedenfalls nicht so magisch, auf eine wundersame Art und Weise, erfüllt wie bei einer Frau.
Vielleicht mag man mich nun für seltsam halten, aber ich empfinde es jedenfalls so. Ohne Hintergedanken. Einfach nur der Schönheit, Ästhetik, der Kunst nachblickend.
Mir begegnen jedenfalls wenige Männer, die mich so inspirieren.
Ich frage mich, ob ich jemanden inspiriere…
Autor: Journey