Chronischer Mitteilungsdrang

Die Tatsache, dass es mir immer schwerer fällt ins Bett zu gehen und dass ich weder aufstehen noch essen kann, veranlasst mich, einen cut zu ziehen, obwohl ich eigentlich Urlaub vom Bloggen haben wollte…

Gestern verlief der Tag in etwa so, dass ich erst um drei ins Bett bin. Um sechs Uhr war ich dann wach und bin zu Herrn P. gegangen, um ihm mit seinem Flyer zu helfen. Ich versuchte, mich zu beruhigen und bin letztendlich ungeschminkt los. Schminken hätte sich nicht gelohnt, da ich den ganzen Morgen lang nur mein Leben infrage gestellt habe. Immerhin hat Herr P. mir gezeigt, dass es einem noch schlechter gehen kann. Ich sollte mit ihm einen Vortrag über Mobbing halten. Spontan. Einfach so wurde ich von der Idee überrollt. Und das beste kam noch: Die Klasse hat sich nicht darum geschert. Keinen haben die traurigen Filmchen angesprochen von dem Mädchen, dass nicht mehr aufstehen kann und Angst vor allem hat. Keinen hat es angesprochen, dass ein Mädchen regelrecht fertig gemacht wird. Und alle haben gelacht, als sie eine Panikattacke bekam…tolle Welt. Aber wie will man den Kids das auch vermitteln?

Ich versuchte jedenfalls, so lange wie möglich zu arbeiten, damit ich nicht nach Hause musste. Aber um halb eins war dann Feierabend für mich. Es gab nichts mehr zu tun. Also bin ich noch in das bekannteste Café in V. was trinken gegangen. Ungeschminkt. Da ich aber vorher alle Utensilien gekauft hatte, weil mir ja immer alles auf einmal leer geht, holte ich dies auf der Toilette nach und nahm mir auch gleich ganz viele Flyer und Postkarten aus dem Ständer mit. Jetzt, wo ich den Job habe, muss ich mir ja Anregungen holen…

Ich saß dort über drei Stunden an der Theke. Ich rauchte Nuttenstängel, trank Kaffee, trank Alkohol und nachdem ich noch mit Siv, einer Bekannten, geredet habe, bin ich gegangen. Denn ich konnte mir nun sicher sein, dass niemand zu Hause war.

Ich hatte nämlich keinen guten Start in den Tag und die Sticheleien meiner Mum konnte ich nicht ertragen. Ich kann da nur mit Ironie und Sarkasmus kontern, aber dazu hatte ich gestern keine Kraft mehr. Eigentlich müsste ich ja abgehärtet sein, was das Reden mit meinen Eltern angeht. Besser gar nichts sagen und aus dem Weg gehen ist aber leider trotz großer Wohnung nicht so einfach. Ich kann wohl immer noch nicht akzeptieren, dass ich ihnen mehr oder weniger egal bin. Das tut einfach zu weh.

Nach alleine in der Wohnung in hohen Schuhen tanzen, vielsagende Fotos machen und Kuchen backen rief dann Kai an. Und was soll ich sagen, ich komme mir so schuldig vor. Ich weiß nicht warum, aber mein Instinkt rät mir auf Abstand zu gehen. Also habe ich mich wieder von allen Seiten im Internet gelöscht bis auf das SchülerVZ*. Das gefiel ihm gar nicht…denn eigentlich sind wir ja gute, wenn nicht sogar beste Freunde.

Der Tag am Montag mit 16 Stunden in den Kneipen herumspringen und trinken hat mir zwar enorm Spaß gemacht, aber ich muss mir das aus dem Kopf schlagen. Ich wäre sowieso nur ein Klotz am Bein und das will ich nicht. Jetzt verstehe ich auch, warum Dieter die Freundschaft so schwer gefallen ist. Mir fällt es auch schwer, alles zu vergessen. Doch das ist ja erst sechs Tage her, also habe ich die Hoffnung, dass das nur akut ist…

Aber ist das nicht seltsam? Dieter hat mir geholfen, Jo zu verstehen und Kai hilft mir, Dieter zu verstehen. Ich hoffe nur, dass sich mein Drehbuchautor noch was anderes einfallen lässt…aber bitte kein Teufelskreis! Jo meint übrigens vor allen, dass ich seine Ex-Frau sei…so hat’s angefangen. Aber ich glaube, da schreibe ich lieber meine eigene Geschichte.

Was die Kai-Liebe angeht, da könnte ich mich jedenfalls in meinem Drehbuch verlesen haben. Vielleicht irre ich mich und das mit den drei Worten von Kai war eigentlich nichts. Nur betrunken an Fasnacht. Und ich Depp glaube den Menschen…und am Valentinstag, als der ganze Mist angefangen hatte, war ich wohl eine Art Lückenbüßer gewesen. Aber never mind, 33,3333 % IN mir geht’s ja eigentlich gut…ich sehe zumindest ein, dass das so nichts werden kann. Wie Romeo und Julia. Nur ohne Liebe, die stark genug ist.

Heute habe ich jedenfalls erfahren, dass seine Ex-Verlobte, mit der er noch in einer Wohnung wohnt (und dessen Ring er noch trägt O__o) mich hasst und als Schlampe bezeichnet. Und sie meinte zu Kai, dass ich die Wohnung nie betreten solle, weil das ihre Möbel seien und dort nicht gevögelt wird. Kai meinte daraufhin, dass der Glastisch von ihm sei und dass der dann eben herhalten müsse.

Ich lachte. Aber eigentlich war mir zum Heulen zu Mute. Ich sage immer weniger. Ich werde immer stiller. Ich nerve mich so langsam wirklich selbst…

…denn ich war heute in S. (wo zufälligerweise Kai wohnt *hust*) mit einer Bekannten shoppen und ich habe gemerkt, dass ich im Grunde immer noch niemand bin. Dass ich im Grunde zum Verlieren geboren wurde. Jugendliche machen sich immer noch über mich lustig…und das schlimmste ist, dass ich sie in Sachen Mobbing weit übertreffe. Denn sie können mir noch lange nicht so weh tun, wie ich mir selbst weh tue. Und wie man merkt, bin ich momentan extrem in Emo-Stimmung…jedenfalls überwiegt sie mit 66,666 %…der Rest lacht sich den Ast ab, klopft mir auf die Schulter und meint, ich solle einfach an was Schönes denken. Aber das ist nicht so leicht…

Ich mag nicht mehr träumen, schon lange nicht mehr.
Ich mag nichts mehr fühlen, weil sogar jedes Gefühl das Gefühl hat, dass es eigentlich am falschen Platz ist und ich es nicht verdient habe.
Ich mag nicht mehr schlafen, weil meine Gedanken rasen und mein Herz schlägt…
Ich mag eigentlich mit niemandem mehr reden, weil ich mit einem Messer im Rücken herumlaufe.
Und das Messer habe ich nicht wegen Kai, der einmal meinte, dass wir imaginäre Messer im Rücken hätten, weil die anderen uns nicht gerne zusammen sehen. Nein. Die sind von mir ganz alleine (natürlich auch imaginär…).

Jedenfalls gibt es keine Wiederholung. Mein Weg führt wohl tendenziell zur einsamen Kämpferin. Allerdings sorgt etwas in meinem Verstand dafür, dass ich den Bezug zur Realität nicht komplett verliere.
Und ich muss zugeben, dass ich dann doch gerne mit Leuten zusammensitze, trinke und rede. Aber ich will nie nie nie wieder, dass mir das Gefühl von Liebe dazwischenkommt. Und ein wenig Misstrauen gegenüber den Menschen ist auch nicht schlecht, solange das nicht chronisch wird…

Dieter hat sich übrigens gemeldet, nachdem lange Zeit nichts kam. „Vertrau mir“ hat er mir geschrieben, aber irgendwie weiß ich nicht mehr, worüber ich mit ihm reden soll…ich werde wirklich immer stiller. Ich will nicht mehr über mich nachdenken. Ich werde jetzt etwas Sinnvolles machen und meinem Leben Freude verleihen.

Danke fürs Lesen.

 

*Tati meinte, ich dürfe mich aufgrund von „Parabelentengrades“ nicht löschen…das ist nämlich meine Gruppe im SchülerVZ, die mit Lehrerzitaten gespickt ist.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

4 Kommentare        

hey… nach langem suchen hab ich dich endlich gefunden, nachdem du dich bei fb ja abgemeldet hast. hab dich vermisst und mir war danach, dir mal zu schreiben. liebe grüsse….

Hey Oli!
Du hast wirklich meinen Blog gesucht? Das ist aber nett. Da fühle ich mich ja geehrt. ; )
Liebe Grüße
Journey

hi,

würde dir mal ans herz legen dich mit zen oder tao zu beschäftigen… die bücher von OSHO über diese besagten themen kann ich nur wärmstens empfehlen….

„wie so nutzvoll sein? sei wie ein grummer baum, den man nicht fällt weil er keinen nutzen bringt“

mfg

Vielen Dank, ich werde es mir mal ansehen!

Schreibe einen Kommentar