Die Nummer 90 widme ich dem Nest

Wenn man meinen Blog ab und zu liest, weiß man, dass das Nest meine Stammkneipe ist. Ich habe noch gar nicht erwähnt, was es wirklich damit auf sich hat…

Ich kenne das Nest und einige Gäste wie Jo über U., also meinen Dad. Warum ich ihn nicht „Vater“ oder „Papa“ oder anders nenne hat einen einfachen Grund: Ich kenne es nicht anders. Ich mache das schon von klein auf so. Das bedeutet aber nicht, dass ich ein schlechtes Verhältnis zu ihm habe. Wir reden machmal monatelang nicht, abe dann fängt irgendeiner wieder mit reden an.

Ich habe angefangen in die Kneipe zu gehen als ich noch wirklich sehr klein war. Damals war der jetzige Besitzer noch nicht der Wirt dieser Kneipe, sondern Ricky. Früher wollte ich Samstags immer mit U. mit zum Frühschoppen und zur kleineren Kneipentour. Wenn ich jetzt daran zurück denke sind das einige der schönsten Erlebnisse meiner Kindheit.
Dann, irgendwann hörte ich auf mit zu gehen. Ricky starb an Krebs. Mir tut’s irgendwie Leid, dass ich da noch so klein war. Jo erzählte mir einmal, wie ihm damals alle halfen und umsonst die Kneipe aufrecht hielten. Als nächstes kümmerten sich Siv und ihr Mann darum. Ich weiß nicht mehr, wann genau die Zeit war, als ich mit Jo und U. dort Mau-Mau gespielt habe…aber die kam nach Ricky.Und dann, irgendwann, als es wieder einen Besitzerwechsel gab, ging ich plötzlich in die Kneipe. Warum? Nicht wegen Jo. Wegen Adonis. Adonis hat so gut wie mit halb V. was gehabt und sieht für sein Alter nicht schlecht aus. Allerdings hat er so langsam schon alle Weiber durch und die uninteressanten, die bis jetzt immer an seiner Seite waren, wohl auch. Ich fand Adonis immer cool. Aber viel aufs Äußere bezogen. Am 11.11.06 habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Also ging ich seitdem vereinzelt in die Kneipe um mich zu integrieren.
Irgendwann passierte Folgendes, Unerwartetes: Ich begann mit Jo zu reden und war begeistert von ihm. Von seinen blöden Widersprüchen…von allem. Aber ich dachte natürlich nicht an Liebe, sondern an was anderes. Dann fing dieser Verlobungs-Mist an. Und ich spielte seine Verlobte – aus Spaß. Doch aus Spaß wurde Ernst und ich Idiot verliebte mich…war es vielleicht schon immer gewesen…

[…]Es begann alles an einem Abend, an dem ich mich zum ersten Mal richtig mit Jo unterhalten hatte. Ich weiß noch ganz genau, dass er alleine in der Ecke saß und ich zu ihm gekommen bin, weil alle meinten, er säße da so alleine und ich solle mich doch mit ihm beschäftigen. Seither ist er mein Verlobter und meine „große Liebe“, wie A. immer so schön sagt. Wir redeten zwar nur über belangloses Zeug wie zum Beispiel die Handtasche einer Frau und die Wetterverhältnisse zwischen Winter und Sommer. Ich meinte im Sommer seien 12 Grad kälter als im Winter, er meinte, das sei Quatsch. Dann kam ich mit dem Argument, dass es sich aber anders anfühlt. Es war damals ein lustiger Abend und ich renne ihm seither hinterher, weil ich will, dass er mit mir diskutiert.[…]

Aber ich brauche Jo nicht – wie früher – damit ich Spaß haben kann. Ich wartete früher immer bis er kam. Manchmal bis zu sieben Stunden. Er wurde mir sehr wichtig. Ich wollte zumindest ein bisschen auf ihn aufpassen…mir keine Gelegenheit seiner möglichen Anwesenheit entgehen lassen.

Und dann Ende 2008 gabs einen Skandal. Meinen Blogeinträgen zufolge steht nichts Konkretes drin. Aber ich weiß noch genau, was passiert ist. Und zwar meinte ein Idiot mich wegen Jo dumm anmachen zu müssen, obwohl ich dem Abend überhaupt nichts mit Jo zu tun hatte. Ich sah kurz zu Gabi (Jos Ex), Jo und diesem Arthur hin. Wirklich nur ganz kurz. Und auf einmal schrie er mich an, ich solle Jo doch in Ruhe lassen. Ich sah Jo an, der blickte betroffen mich an, dann zu Boden und dann meinte R. auf einmal, der neben mir saß: „Sag mal, Arthur, spinnst du jetzt?!?“ Und Arthur beleidigte alles um sich herum. Die Bedienung, R., alle. Und dann küsste er Gabi, obwohl sie eigenlich einen Freund hat…der aber nicht da war.

Seit dem Abend war Ende Gelände mit allem. Ich war wirklich wegen diesem blöden Arthur, den ich noch nicht mal kannte so fertig. Heute hätte ich ihm dafür am liebsten eine reingehauen…mit Worten. Lieber mal die Finger vom Alk lassen, wenn man dann so wird…

Ich ging ziemlich lange gar nicht mehr ins Nest…dann nur noch vereinzelt…Und dann war auf einmal alles wieder gut.

Ich habe schon ziemlich oft mit dem Gedanken gespielt, wegen allem, was im Nest passiert ist – mit Kai, Jo, etc. – gar nicht mehr hinzugehen. Aber ich habe dort so viele Freunde, die mir etwas bedeuten…zwischen 35 und 70 Jahren, aber meine Freunde. Das sind alles Leute, die habe ich durch U. kennen gelernt. Oder selbst. Ich bin für den Wirten der „Nachwuchs vom Nest“ und kenne dort immer fast alle.  Neue Gäste sind immer überrascht, was ich in so einer „Alt-Männerkneipe“ mache. Doch das ist einfach mein zu Hause. Mir der liebste Ort…auch wenn Jo mal nicht da ist. Und jetzt, da ich nicht mit ihm rede, ist mir das so oder so gleich.
Soll er MICH doch darauf ansprechen. Dann geb ich ihm eine Adresse, da kann der selbst nach Antworten suchen. ; )

Wenn ich an die Zeit im Nest denke
An die Momente
Personen
Gespräche
Fühle ich mich wie in Trance
Wohl und traurig
Denn die Zeit wiederholt sich nicht
Sie ist jedes Mal anders
Doch ich denke gerne daran zurück
Was ich erlebt habe
Hier
In meinem wahren Zuhause
Egal wie lange es her ist
Ich vergesse sie nicht
Meine Freunde
Sie machen mein Leben aus
So wie sie sind

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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