Depressive Beziehung…

Zum ersten Mal erlebe ich so richtig bewusst, wie es ist, wenn ein anderer Mensch, der mir sehr Nahe steht, starke Depressionen hat. Und das tut so unendlich weh…diese Hilflosigkeit, wenn die Psychosomatik ihr Übliches dazu tut. Wenn ich in die Augen des Menschen blicke und immer weniger Inhalt sehe. Furchtbar ist auch dieses Gefühl des Alleinseins, wenn der andere die Nacht im Wohnzimmer verbringt, weil seine Gedanken keine Ruhe und er keinen Schlaf findet…
Mr. Chocolate wohnt nun schon über 3 Monate mit mir zusammen, aber ich habe das Gefühl, dass es ihm noch schlechter geht als vorher…oder einfach nicht besser? Alle Probleme, die ich ihm durch den Umzug vom Hals geschaffen habe oder schaffen wollte, kommen wieder, jedoch in neuer Form. Aber das Gewicht erscheint mir identisch. Wie es für ihn ist, weiß ich nicht…er redet nicht darüber…
Manchmal gibt es sogar Tage, an denen ich mich frage, ob das Zusammenziehen und all das nicht ein Fehler war, denn es fehlt mir einfach zu vieles, was wir damals hatten, heute aber nicht mehr existiert…:
Das Zeitnehmen für den anderen.
Die Umarmung nach einem langen Wiedersehen.
Das Zusammenreißen, weil man nicht schon wieder streiten will.
Die Sehnsucht…
Das macht es mir manchmal unglaublich schwer, noch daran zu glauben, dass da etwas ist, das uns verbindet. Aber vielleicht mache ich mir auch viel, viel, VIEL zu viele Gedanken über mein Gefühlsleben? Denn schließlich sieht das Mr. Chocolate komplett anders als ich. Er denkt: „Solange ich noch dein Vesper richte und deine Katze füttere, liebe ich dich. Ansonsten würde ich mir die Mühe gar nicht erst machen!“
Ich denke:
„Näheweg.Liebeweg.Allesistausundvorbei.Ichbinjasoalleine!“
Dieser gewaltige Unterschied bei uns führt oft zu Missverständnissen. Er ist ein praktisch denkender Mensch mit Verstand, der seine Gefühle und sein Innenleben nicht ausdrücken kann oder will. Ich bin ein Mensch, der seine Gefühle gerade immerzu ausdrückt und trotz Verstand lieber heult, als etwas zu unternehmen.
Diese Verschiedenheit ist mit Abstand die größte Herausforderung in unserer Beziehung und gestaltet unser Zusammenwohnen alles andere als einfach. Wir streiten oft. Oft fange ich an, weil die Situation manchmal unerträglich wird und seine Zurückgezogenheit mich kränkt, weil ich denke, dass es allein an mir liegt. Und dabei müsste ich ihn doch verstehen! Ich war doch auch in diesen tiefen Löchern drin und habe mich eingebuddelt und niemanden an mich ran gelassen…aber eine Depression erleben ist nun mal ganz und gar nicht dasselbe wie miterleben. Jetzt ist allein er es, der sich in seine Gedanken zurückzieht. Und ich bin die, die alles halbwegs oberflächlich im Griff hat. Die Arbeiten geht und die Freude in Kleinigkeiten sehen kann. Das war schließlich nicht immer so…die Ausbildungsstelle hat mich quasi wirklich vor dem Ende gerettet und ohne sie würde ich mich nicht so zusammenreißen und einfach nur durchhalten.
Aber er…er hat das alles gerade nicht. Nichts ist interessant. Nichts ist gut. Ich weiß zwar, wie ich mit so etwas umgehen kann (meistens hilft mir schreiben), aber er hat einfach kein Ventil…und er ist nun mal nicht der Mensch, der über das alles redet…somit kann ich meistens nur zusehen, wie er kurz vor dem Zusammenbruch ist und darf nichts sagen, denn jede Frage macht alles nur noch schlimmer. Er will das selbst hinbekommen, das mit dem Arbeitsamt, der Therapiesuche undundund…

Und manchmal macht mich das auch fertig, zieht mich runter…und lässt mich an allem zweifeln…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

12 Kommentare        

Zunächst, nimm die folgenden Worte bitte als neutral und gut gemeint auf.
Ich denke ich verstehe ein wenig, was du mit all dem ausdrücken willst, es ist auch gut, das du darüber schreibst und dir somit Gedanken machst.
In erster Linie würde ich als aussenstehender behaupten, das diese Beziehung in deiner jetzigen Situation Gift für dich ist. Ihr (oder in dem Fall er dich) zieht euch runter, das ist das gegenseitige Beziehungstodesurteil schlechthin. Aber ich mische mich da nicht ein und will auch nicht urteilen, wenn er beide sie ganze Sache noch für richtig erachten könnt, arbeitet daran.
Auch wenn du sagst, es ist schwer, weil du nicht weiter weißt.

Liebe übersteht alles. Ich kenne dieses Gefühl bisher nur aus Freundschaft und da stimmt es. Aber tief in mir bin ich überzeugt, das es das auch zwischen sich liebenden Menschen geben kann, wenngleich es doch schwerer ist, dieses Glück zu finden, zu leben und zu behalten.

Kopf hoch, große.

Dass wir manchmal unser eigen Gift sind, weiß ich…aber ich will unbedingt daran arbeiten und das Gute, was wir haben, aufrecht erhalten! Momentan ist der Weg auch ganz gut…dennoch werden eben diese kleinen Diskussionen nicht ausbleiben…aber das gehört wohl dazu…
Ich sehe es manchmal auch positiv, nicht nur negativ. Wir haben viel hinter uns, sind beide beziehungsgestört und schlecht im Zusammenleben mit anderen…und trotzdem haben wir uns noch nicht gegenseitig abgestochen ^^
Und ich muss einfach lernen, dass ich ihm nicht helfen kann und er mit seiner Depression anders umgeht, als ich damals (und heute). Er will keinen Retter. Er will alleine kämpfen. Doch falls er mich braucht, will ich versuchen, für ihn da zu sein. Trotz der großen Unterschiede zwischen uns liebe ich ihn über alles. :‘ )

In dem Fall machst du es ja richtig. Und ich wünsche euch die perfekte Lösung. Nur merkt vorher, wenn es nicht mehr geht, nicht das ihr euch wirklich abstecht, würde ich nicht so sehr drauf abfahren -.-
Ansonsten… Klar ist es mit eurer Vergangenheit schwer, und auch ich weiß, wie schnell, oft und dubios solche Probleme auftreten können. Aber solange ihr, oder zumindest du dir noch sagst, das es gehen muss, nein, das es geht, weil es geht, ist es richtig.
Alles gute!

Danke! Ich denke nicht, dass wir uns abstechen werden, denn der Hass richtet sich nicht gegen den anderen, sondern wenn, dann gegen jeden für sich…

Glückliche Melancholie

Ich bin da auch immer extremer in meinen Gefühlen.Ich denke wenn zwischen mir und mein Freund mal was dazwischen steht das gleich alles auseinander bricht.Lass ihn Wissen das du für ihn da bist.Auch wenn esn ur ein offenes Ohr ist.Der eine brauch halt länger um sich zu öffnen.In guten wie in schlechten Tagen….ihr kriegt das schon hin.Viel Glück euch beiden.

Schön zu lesen, dass es nicht nur mir so geht in meiner Beziehung. Ein offenes Ohr will er vermutlich nicht, nur Zeit, denke ich.
Momentan bekommen wir alles auch wieder recht gut hin… : )

Liebe übersteht i.d.R. alles, man muss nur Geduld haben!! Ich denke auch oft, ob er der richtige ist, wenn wir mal wieder wegen einer Kleinigkeit gezofft haben!! Das ist schlimm, das ärgert mich!! Ich heule manchmal, weil ich mich schlecht fühle… weil ich manchmal verletztend zu sein scheine ohne es zu merken!! Es macht mich wahnsinnig und es wird immer schlimmer… ich versuche dem allem immer mehr aus dem Weg zu gehen und werde immer hilfloser und deprimierter und dann kommen noch Faktoren von außen hinzu, Schule, lernen, Zeitmangel, verlorene Freundschaften, die Arbeit, die z.Z. langweilig ist und nervt, die Schichten, nicht schlafen zu können, von jedem Essen sofort aufs Klo rennen zu müssen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und noch einiges mehr… ich werde wahnsinnig und flippe manchmal förmlich aus… dann wieder Streit, weil ich ein depressiver ungeduldiger Mensch bin und mein Freund ein eher fröhlicher und gemütlicher Mensch… er versteht mich nicht und ich ihn anscheinend nicht und dann wieder Zoff… auf der einen Seite gibt er mir Halt und stärkt mich auch irgendwie, aber auf der anderen Seite kann er nicht das fühlen was ich fühle und es gibt wieder Zoff… oft bin ich auch einfach nur von seiner Langsamkeit genervt… weil ich ungeduldig bin oder weil … keine Ahnung, es ist schlimm, in diesem Winter sogar mehr als sonst wann… dann noch Stress mit der Wohnung und den Ver- und Mietern!!! AAAARGH da will man einfach nur noch schreien und weglaufen…. Oh je, ich labere zu viel von mir selbst, tut mir leid……. manchmal kann ich einfach nicht aufhören zu schreiben……. -.-

ABER was ich eigentlich sagen wollte, sei für ihn da, auch wenn er es nicht richtig will oder du es nicht richtig kannst, auch wenn ihr nicht einer Meinung seid oder auch mal streitet oder sonst was… wenn ihr euch wirklich liebt, dann übersteht ihr diese Zeit… wirf nichts weg, nur weil du denkst es bringt nichts mehr… wenn da noch was ist, dann hab Geduld!! <--- sage ich, auch wenn ich ungeduldig bin, denn ich habe auch oft gedacht, vielleicht wäre eine Trennung besser und war jedes mal froh, dass wir eine Hürde geschafft haben!!!!!!! Viel Erfolg und Glück, dass sich bald alles ändert!!!! :-*

Weißt du was? Schreib mir doch einfach mal ne Mail…wir können auch gerne mal telefonieren und über all den Mist quatschen, wenn du magst. : )

Das mit deinem Freund ist kompliziert… Wenn er jedoch so positiv ist und es nicht versteht, wird er das wohl auch nicht an sich ranlassen. Die meisten kommen sich da ziemlich hilflos vor, weil sie die Person ja lieben, aber nicht genau wissen, was sie machen sollen…

Ich glaube, wenn wir nicht zusammen wohnen würden, hätte ich schon 1000 mal Schluss gemacht, weil ich als beziehungsunfähige Person sehr dazu neige, etwas zu beenden und somit kaputtzumachen. Daher wird das wohl nicht so schnell enden. ; )
Und hinterher lachen wir meist darüber : D

Wenn man hinterher drüber lachen kann, ist es ja gut!! ^^ Bei uns ist das auch meistens so… Ich kann mich nicht dran erinnern jemals eine Nacht drüber geschlafen zu haben, nach einem Streit… Meist war alles nach ein paar Minuten schon wieder geklärt!! ^^

Oh wie süß, er meinte eben, dass er nächstes Jahr zu mir ziehen will!! <3

Beziehungsunfähig wärst du wohl eher dann, wenn schon längst wieder schluss wäre, oder? Also ich denke, dass du das schon schaffst, auch wenn es hart ist!! Oder dass du dich vielleicht jetzt etwas verändert hast und das ganze nicht mehr so krass ist wie früher!?

Ich kenne das, ich habe glaube ich schon ein paar mal irgendwie dazu beigetragen, dass meine Freundschaften kaputt gehen!! *heul*

Naja, telen mag ich eher nicht so, aber wir können gerne per Mail kommunizieren

Na so schnell geht das bei uns auch nicht…manchmal schlafen wir auch drüber…aber lustig ist es hinterher schon. Er zieht mich heute noch damit auf, dass ich ihm damals Schläge angedrpoht habe, weil ich Spaghetti Carbonara kochen wollte und im Bezug auf Kochen und Lebensmittel total panisch reagiere… Oder als ich so aggressiv wurde, dass ich einen roten Stift zerbrochen habe und die Farbe quer über seinen Rücken gespritzt ist… Oder als er mich wegen einem bellenden Nachbarshund aus der Wohnung werfen wollte…für immer… Oder…oder…oder…xD
Ja, man merkt schon deutlich, woher wir zwei uns kennen :‘ D

Das finde ich ja mal toll! Wo kommt dein Freund denn her?

Und ich bin trotzdem nicht so ganz beziehungsfähig…aber das ist er auch nicht. Wir geben uns beide aber Mühe und da wir auch quasi zwei Kämpfer gegen die Welt und schon irgendwo eine Einheit geworden sind, geben wir uns auch Mühe. Wir wohnen ja immerhin zusammen und alles einreissen wäre einfach dämlich, weil wir uns doch auch lieben. <3
Zusammenziehen verändert schon echt verdammt viel in einer Beziehung...und wenn man vorher eine Fernbeziehung hatte, ist das eine ganz andere Welt, in der man sich erst mal zurechfinden muss.

Was die Freundschaften angeht...da bin ich auch nicht anders! Wobei ich aber bei manchen nie ganz die Tür zugemacht und sie einfach noch mal angeschrieben habe...ob per Mail, Facebook (damals), etc...manche Freundschaften brauchen auch Auszeiten. Von vielen hört man dann jedoch gar nichts mehr...

Und danke, ich schreib dir die Tage. : )

Ich bin davon überzeugt, dass kaum ein Lebenspartner seinem niedergedrückten Gegenüber wieder auf die Beine helfen kann. Das kann nur derjenige selbst schaffen.
Das einzige, das ein Lebenspartner tun kann ist: Da sein.
Ich selber kann Deinen Mr. Chokolate sehr gut verstehen. Auch ich kämpfe immer allein, weil ich das so will und auch nicht anders kann. Was ich mir in schweren Zeiten wünsche, ist ein inniges In-den-Arm-genommen-werden ohne jedes Du-solltest-vielleicht…
Ich sehne mich danach, dass meine Lebenspartnerin dir Kraft hat, mich zu halten, wenn ich innerlich weine. Mehr nicht. Dann weine ich vielleicht auch endlich äußerlich und sie mit mir – von mir aus auch aus verschiedenen Gründen: Ich, weil die böse, böse Welt mich erdrückt, und sie, weil ich zu blöd bin, mir helfen zu lassen.

Ja, mit dieser Überzeugung liegst du auch richtig. Wenn man unten ist, kann man die Hilfe eines geliebten Menschen einfach nicht erkennen/sehen und tendiert zum Teil eher dazu, alle von sich abzustoßen….in so fern bist du auch nicht blöd, denn diese Reaktion ist (unter uns natürlich) ganz normal! Wenn das Alleinsein einem hilft, dann sollte man es sein…zumindest, bis man selbst wieder einigermaßen stabil ist. Es ist leider nun mal so, dass einem eher geholfen ist, wenn man es selbst macht und auch das Warum versteht…

Ich kenne das also von beiden Seiten aus…und muss mir immer wieder vor Augen halten, wie es bei mir ist, um die Abwendung meines Freundes zu verstehen…auch wenn es oft gar nicht so einfach ist…

Schreibe einen Kommentar