Ich hab es ja schon mal erwähnt, dass ich ja eigentlich nicht so der Mensch bin, der groß Serien oder Filme anguckt. Dabei kann ich nämlich echt schlecht still sitzen und abschalten.
Aber dank Schokokäses Newsletter habe ich von der Serie „Deutscher“ erfahren, welche nächste Woche Dienstag und Mittwoch auf ZDF Neo läuft (und jetzt schon in der Mediathek ist). Ich persönlich finde sie echt verdammt gut gemacht. Wenn ich mir allerdings die überwiegend kritischen und echt miesen Kommentare auf Facebook dazu so durchlese, frage ich mich, ob ich als „Gutmensch“ wirklich in der Minderheit bin… und ich muss zugeben, dass mich dieser Gedanke wieder einmal etwas deprimiert.
MR meinte einmal zu mir: „Es ist wirklich unfassbar. Ich lebe echt in einer Zeit, in der Gutmensch ein Schimpfwort ist… in der es also etwas Schlechtes ist, ein guter Mensch sein zu wollen!“
Und während mir diese Worte immer wieder durch den Kopf gehen und ich still dasitze und die Machtlosigkeit und die inneren moralischen Konflikte einiger Charaktere echt mitfühlen kann, muss ich dabei an meinen Ex-besten Freund denken, den ich an die AfD und ihre hetzerische Mentalität verloren habe und der all diese Emotionen (wie vermutlich so viele andere) nicht begreifen könnte. Der immer noch den ganzen Kram der AfD sowie von ihren Anhängern auf Facebook teilt und sich mit der Antifa anlegt, als wäre nichts geschehen. Als würde es irgendetwas besser machen, wenn man rumpöbelt und hetzt, bis man mal wieder gesperrt wird.
Ebenso muss ich an so viele andere Situationen denken, in denen Menschen aneinandergeraten, weil einer entweder von „den Rechten“ oder von der „links-grünen Medien-Diktatur“ angeblich so verblendet wurde.
War das eigentlich schon immer so krass oder ist das erst so, seitdem es die AfD gibt?
Also wenn ich an eine Welt zurückdenke, die für mich zumindest ansatzweise irgendwie heil erschien, dann war es wohl am ehesten noch die, in der ich ein Kind war oder zumindest jemand, der sich nicht mit Politik beschäftigt hat und nicht mal wählen gegangen ist, weil mir das alles ja damals zu hoch war. (Heute kann ich darüber nur lachend weinen, denn bei dem ganzen aktuellen Wirrwarr blickt doch erst recht keiner mehr durch…)
Aber eines kristallisiert sich ganz besonders heraus: Seitdem ich mich damit immer mehr auseinandersetze, habe ich das Gefühl, dass die AfD das Ziel hat, einfach alles zu zerstören… und sollten sie es nicht haben, dann tun sie echt verdammt wenig dagegen…
Wenn z.B. jemand einen Beitrag von ihnen teilt und man darunter was anmerkt, das dagegen ist, so ist man sofort ein naiver Gutmensch, psychisch verwirrt und ein Idiot. Wenn man denen recht gibt, ist man ein Nazi und ein Idiot. Und es gibt NICHTS, was das wieder auflockern kann. Keine Annäherung. Kein Gespräch. Keine Diskussion. Nichts Erweiterndes für den eigenen Horizont… Im Gegenteil! Es bilden sich schlagartig zwei Fronten und jeder verteidigt immer extremer seine eigene, weil absolut jedes Argument als Angriff gewertet wird. Falls man denn überhaupt noch welche hervorbringt und nicht gleich damit beginnt sich anzugiften und zu beleidigen. Das steigert sich dann ins Unermessliche… bis ich persönlich mich regelrecht dafür schäme, deutsch zu sein! Und dabei wäre ich einfach nur gerne „Mensch“ und im besten Fall einer, der noch an etwas Gutes und eine bessere Welt glauben kann, ohne dass ich mich deshalb schlecht fühlen oder dafür rechtfertigen muss.
Vielleicht bin ich ja in dem Augen vieler Menschen (ob sie nun die AfD wählen oder nicht) naiv …aber die Welt wird nicht besser, wenn wir sie mit negativ Aufgeladenem füllen.
Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf.
[Buddha]
Corona und der neue radikale Verschwörungskult hat meine Gedanken zu diesem echt belastenden Links-rechts-Thema ein wenig überschattet… die Serie hat mir jedoch das alles wieder etwas in Erinnerung gerufen.
Und ich habe heute mal wieder viel darüber nachgedacht, auch wenn es mir nach wie vor sehr schwer fällt, mich damit auseinanderzusetzen und ich dabei echt aufpassen muss, aus Angst und Frust nicht irgendwann selbst so voller Hass zu sein, dass ich der Antifa beitrete…
Aber ich glaube genau das ist das Problem: Emotionen! Angst macht sich breit. Hass entsteht. All das leitet uns und macht jegliche Annäherung unmöglich. Und keiner will oder kann am Ende überhaupt noch die andere Seite verstehen, denn man ist zu sehr damit beschäftigt, sich wahlweise übergangen zu fühlen, verteidigen zu müssen oder als toleranten Menschen darstellen zu müssen und gleichzeitig Intoleranz in die Schranken zu weisen. Weiß denn eigentlich irgendjemand am Ende noch worum es eigentlich geht?!
Wäre meiner Meinung nach die AfD wirklich eine Alternative, so hätte sie sich mal von Anfang an darum bemüht auf eine diplomatische Weise ihre Besorgnisse einzubringen und nicht durch angstmachenden Populismus versucht die Leute für sich zu gewinnen. Was leider, wie man sehen kann, blendend funktioniert und die Gesellschaft spaltet. Herzlichen Glückwunsch.
Aber was ist denn nun die Lösung? Demokratie lebt ja eigentlich von der Vielfalt mehrerer Meinungen, daher kann man so was wie die AfD schlecht selbst abschieben oder ignorieren…
Bleibt also nur zu hoffen, dass das nicht wirklich krass eskalieren wird und dass sich die Welt in 50 Jahren noch dreht. Vermutlich werden sich dann unsere Enkel an den Kopf fassen und dabei denken, was wir doch eigentlich ALLES für Idioten waren…