Jeder Mensch hat gewisse Werte, nach denen er lebt und die ihm wichtig sind. Diese sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, was das Zusammenleben und Miteinander auskommen nicht unbedingt immer so leicht macht…
Inspiriert vom Buch „Plane nicht – lebe“ habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, was denn meine Werte sind. Wer sich selbst darüber Gedanken machen will, dem empfehle ich diesen Blogeintrag von der Autorin Nina Martin. In ihrem Buch findet sich anschließend die Aufgabe herauszufinden, in welcher Situation man zuletzt nach jedem einzelnen seiner Werte gelebt hat und was man ändern möchte, falls man das Gefühl hat, dass man zu wenig nach seinen Werten lebt.
Mir ist dabei aufgefallen, dass einige meiner Werte in einem Konflikt stehen, weil Menschen in meiner Umgebung nicht danach leben oder sie stehen sogar im Konflikt miteinander.
Hier also ein „kleiner“ Einblick in die Werte, die mir wichtig sind (einige habe ich auch zusammengefasst, da sie für mich zusammengehören):
- Bescheidenheit / Sparsamkeit / kein übermäßiger Konsum
- Nachhaltigkeit / „Müllbewusstsein“
- Ordnung
- Zuverlässigkeit
- Achtsamkeit / Ausgeglichenheit
- Unabhängigkeit / Selbstbestimmung / Freiheit
- Ehrlichkeit / Kommunikation
- Authentizität
- Andersartigkeit
- nicht schlecht über andere denken
- Harmonie / Frieden
- „Tiefgrund“
Bei einigen Werten gibt es zwar Konflikte und ich kann sie nicht überall so ausleben, wie ich gerne würde, aber besonders schwerwiegend sind diese Konflikte im Grunde genommen auch nicht… die Akzeptanz ist nur so unglaublich schwer in manchen Bereichen…
- Nachhaltigkeit / „Müllbewusstsein“
- Ordnung
Dass mein Chef keinen Müll trennt und es absolut chaotisch im Studio aussieht, damit kann ich überraschend gut leben. Mit seinem Umgang mit der Post irgendwie auch. Ist ja nicht meine Post und ich weiß, wie schwer es ihm fällt, etwas abzuheften. Meine Herausforderung ist jedoch immer wieder aufs neue, das nicht zu meinem Problem werden zu lassen. Es hat immerhin eine Art Burnout gebraucht, um zu erkennen, worin mein Einfluss besteht und wo ich meine Energie verbrenne, weil ein anderer eben nicht so lebt oder eben leben kann, wie ich es tue.
- Bescheidenheit / Sparsamkeit / kein übermäßiger Konsum
Meine Sparsamkeit gerät oft mit meiner Mutter in einen Konflikt bzw. mit Menschen, die sich um Geld keine Gedanken machen (müssen). Da ich oft das Gefühl habe, mit meiner Sichtweise auf einem anderen Planeten zu leben, vermeide ich diese Gespräche und Situationen so gut es eben geht. Aus meiner Sicht lebe ich nämlich verdammt gut, obwohl ich von allen am wenigsten Geld verdiene.
Observer ist da zum Glück nicht anders als ich, auch wenn er in seinem Leben weitaus mehr gereist ist als ich und es eine Zeit gab, in der er sehr viel mehr Geld zur Verfügung hatte. Dass er dennoch für so viele kleine Dinge dankbar sein kann und sparsam lebt, bewundere ich an ihm, auch wenn es eher aus einer Not heraus entstanden ist. Er bewundert dafür meine Bescheidenheit, ohne die das Leben, wie ich es führe, gewiss nicht möglich wäre. Und ich hänge auch sehr an diesen Werten. So sehr, dass ich mich vehement gegen (aus meiner Sicht) unverdientes Geld wehre.
- Zuverlässigkeit
Hier verspüre ich oft einen Konflikt, weil ich das Gefühl habe, die Menschen zu enttäuschen, weil ich eben nicht immer so zuverlässig bin, wie ich es gerne wäre… Ich denke einfach, dass ich andere viel zu oft im Stich lasse und dass ich noch zuverlässiger sein müsste. So wird der Wert „Zuverlässigkeit“ zu einer Art „Gebot“ und das Nichtbefolgen dieses Gebots zu einer Einladung mich selbst zu bestrafen und nicht zu mögen… und das ist alles andere als gesund und gut… ich suche allerdings immer noch an einem Weg, das zu beheben.
- Achtsamkeit / Ausgeglichenheit
Diese Werte geraten immer dann in Konflikt, wenn andere Menschen mich fordern und ich das Gefühl habe, dass ich dem nicht nachkommen kann (Stichwort: Zuverlässigkeit) und ich mir gleichzeitig einfach nur meine Ruhe wünsche…
- Unabhängigkeit / Selbstbestimmung / Freiheit
Durch meinen frühen Auszug von zu Hause habe ich diese Werte sehr schätzen gelernt!
Bisher wurde das immer nur in Beziehungen zu einem Problem. Mit Observer jedoch ist das anders. Er ist da wie ich und ich habe mich in einer Beziehung noch nie so frei gefühlt. Natürlich gibt es aber auch bei uns die ein oder anderen Momente, in denen ich gerne mal wieder ganz alleine wäre. Aber dass ich es nicht kann, liegt nicht daran, dass er mich nicht in Ruhe lässt, sondern dass ich dann wirklich komplett alleine sein muss. Es reicht dann nicht, wenn jemand im anderen Zimmer ist, selbst wenn ich weiß, dass das okay ist. Das hindert uns unter anderem auch noch etwas daran, komplett zusammenzuziehen…
- Ehrlichkeit / Kommunikation
- Authentizität
Hier entsteht immer dann ein großer Konflikt, wenn ich merke, dass die Welt eben nicht immer diese Werte so wichtig findet wie ich. Sprich: Manches funktioniert über Lügen, indirekte Kommunikation und Falschheit, besonders je höher man in den Hierarchien nach oben steigt und je mehr (Macht) auf dem Spiel steht. Damit kann ich aber nur sehr sehr schwer umgehen und es noch weniger akzeptieren…
Ich selbst wäre gerne gnadenlos ehrlich, auch wenn es nicht angebracht scheint. Aber ich schaffe es eben nicht, weil ich kein extrovertierter Mensch bin, der einem anschließenden Gespräch standhalten kann. Ich bin in Situationen oft auch schweigsam und kann erst hinterher erkennen, dass ich etwas hätte sagen sollen. Ich sage es dann zwar, aber eben etwas zu spät.
Für mich fühlt sich ehrlich sein (sofern ich keinem damit wehtue) einfach richtig an und falsch, es nicht zu sein und ich kann Machtspiele so gar nicht verstehen…
- Andersartigkeit
Das ist mir wichtig und das lebe ich auch aus. Nicht etwa um des Andersseinwillens, sondern weil es mir wirklich am Herzen liegt. Ich bin damit also etwas mehr als nur Contra Anpassung.
- nicht schlecht über andere denken
Das mache ich echt verdammt selten und ich denke, man hört mich auch so gut wie nie über andere schlecht reden. Ich bin eher diejenige, die versucht in einem Gespräch mit anderen eine andere Sichtweise über denjenigen aufzuzeigen, über den (schlecht) geredet wird. Das ist leider oft nicht gewünscht und in manchen Fällen lasse ich es lieber auch, weil zu viele Emotionen im Spiel sind. Hier wäre ich gerne ehrlich, kann es aber nicht sein. (Stichwort: Loyalität)
Dieser „Wert“ gerät auch oft in Konflikt, wenn ich mit Menschen zu tun habe, die regelrecht hassen und ich nichts dagegen tun kann, weil aus ihrer Sicht ihre Wut berechtigt ist. Ich kann ihre Wut ja auch ein Stück weit verstehen… Aber meine innere Überzeugung ist es nicht und wenn ich das nicht ausdrücken kann, leide ich darunter und fühle mich unehrlich, weil mir mein Schweigen einer Zustimmung gleich kommt.
- Harmonie / Frieden
Auf dieser Welt sind diese Werte leider ein großes Problem… dennoch sind sie für mich sehr wichtig. Und ich wünschte, ich könnte mehr dafür tun… wenn schon nicht im Großen, dann im Kleinen. Aber selbst das scheint so oft unmöglich.
- „Tiefgrund“
Damit meine ich tiefe Gespräche. Tiefe ist mir nämlich sehr wichtig. Oberflächlicher Kram wie Smalltalk strengt mich hingegen eher an. Zum Glück kenne ich jedoch genug Menschen, die eine gewisse Tiefe besitzen.
Mein Fazit: Es ist gar nicht so leicht mit den Werten… aber bestimmt nicht gut, wenn man so gar nicht nach ihnen lebt/leben kann. Zum Glück kann ich nach den meisten meiner Werte leben. Am Rest zu arbeiten ist jedoch gar nicht so leicht, weil das eben nicht nur von mir abhängig ist.
Manchmal wünsche ich mir einfach etwas mehr Gelassenheit und dennoch die Kraft, an meinen Werten festzuhalten ohne darunter zu leiden, dass sie anderen nicht so wichtig zu sein scheinen…