Bei einer Recherche zum Thema Podcasts und Blogs habe ich Google folgende Frage gestellt: „Liest man noch Blogs?“ Da die Zeiten sich seit Instagram wirklich sehr geändert haben und die Ansprüche vieler Menschen gefühlt eher so aussehen, dass sie in ihrer ohnehin schon viel zu knappen Zeit eher schnell Bilder ansehen, Videos sehen oder Zitate lesen wollen, tendiert die Antwort eher in Richtung: nein.
Die Bloggerwelt ist somit mehr denn je eine Nischenwelt, die leider nach und nach ausdünnt…
Das hält mich aber nicht davon ab über einen Artikel zu bloggen mit dem Titel „13 gute Gründe, warum niemand deinen Blog liest“. Der Autor geht darin (zugegebenermaßen) ziemlich hart auf 13 Punkte ein, über die ich mir jetzt auch mal Gedanken gemacht habe und auf die ich im folgenden eingehen möchte. Ich zitiere dabei auch das ein oder andere aus seinem Artikel.
1. Dein Blog handelt nur über dich
Ja, das stimmt schon. Allerdings beschreibe ich hier nicht, wie konkret im Smalltalkgesabbel mein Alltag aussieht und auch nicht unbedingt 1:1 was ich mache oder esse, sondern was ich denke und welche Fragen so in meinem Kopf kreisen. Und die können mit dem Alltag zu tun haben, aber beschreiben wohl eher keine typische Sicht.
„Wenn wir im Internet surfen, dann sind wir egoistisch. Wir interessieren uns nur für uns. Und nicht für dich.
Genau deshalb sollte dein Blog immer nur für deine Leser da sein. Du solltest ihre Probleme lösen. Dich auf ihre Bedürfnisse konzentrieren. Ihnen müssen die Artikel gefallen. Nicht dir.
Das ist quasi die heilige Regel des smarten Bloggens: für sie. Nicht für dich.“
Das sehe ich nicht so. Mag sein, dass ich mir damit ins eigene Fleisch schneide. Aber das, was ich schreibe, bin ich. Das ist mein Prozess von Verarbeitung und etwas, das ich mit Leidenschaft machen kann. Richtig Spaß macht es mir erst, wenn das, über das ich schreibe, etwas mit mir zu tun hat oder mit Menschen aus meinem Umfeld, die mich inspirieren und einen Gedanken anregen, der sich dann weiterentwickelt und den ich hier aufgreife. Gerne auch mal in Gedichten oder Kurzgeschichten.
Aber in erster Linie schreibe ich wohl für mich in der Hoffnung, dass ein anderer meine Gedanken verstehen oder sogar teilen kann. Oder eben beginnt, sich selbst Gedanken über Dinge zu machen, über die er oder sie bisher noch nicht nachgedacht hat.
2. Dein Design ist unprofessionell
Das denke ich nicht bzw. habe ich da eher Lob als Kritik bekommen. Es ist schlicht, ja. Aber ich mag es reduziert und nicht überladen und habe mir da sehr lange einen Kopf gemacht und daran rumgebastelt, um es meinem alten Blog nachzuempfinden.
3. Deine Überschriften verlocken nicht
Nun ja, das kann ich nicht beurteilen. Für mich sollten sie passend zum Inhalt und stimmig sein. Mag sein, dass das total öde ist. Aber ich finde reißerischen Kram eher anstrengend und bin der Meinung, dass der Artikel dann noch mal mehr rocken muss, was er bei mir wohl nicht tun wird, weil ich kein Clickbaitmensch bin.
4. Deine Inhalte sind schlecht
„Irgendwie erzählst du auch etwas, sagst aber nichts. Hinzu kommt noch, dass du das erzählst, was alle anderen erzählen. Du löst kein Problem für deinen perfekten Leser oder Kunden. Du berührst kein Gefühl. Er lernt auch nicht, wie er etwas besser machen kann.“
Ich denke nicht, dass ich erzähle, was alle anderen erzählen… eher das Gegenteil ist der Fall. Ich bin dazu auch zu speziell und eher in einer Nische unter den Bloggern unterwegs. Mein Ziel ist es auch nicht den Lesern bei ihrer Problemlösung zu helfen und ihnen zu sagen, was sie besser machen können. Viel mehr möchte ich Gedanken anregen und zeigen, was hinter dem Tellerrand liegen könnte.
„Aber woran merkst du, ob deine Inhalte gut sind?
Ganz genau sagen, kann ich dir das leider nicht. Denn nicht du. Und auch nicht ich bestimmen was guter Content ist. Wenn du keine Kommentare, keine Shares und keine Danke-E-Mails bekommst, dann hast du schlechten Content. So einfach ist.“
Ziemlich harte Worte. Vielleicht kennt mich auch nur niemand oder ich bin eben für viele zu anstrengend? Dass mein Content automatisch schlecht ist, möchte ich einfach nicht denken (auch wenn das meine innere Mobberin Madame S. gewiss anders sieht).
5. Deine Inhalte sind langweilig
„Du darfst nicht zu ernst sein. Du darfst keine komplizierten Wörter benutzen. Du darfst keine Aufsätze und Essays schreiben.
Bloggen ist nicht Texten. Bloggen ist eine Unterhaltung.
Eine lebendige Unterhaltung. Mit Witz, Humor, Persönlichkeit und Charme. Lasse das alles in deinen Content miteinfließen. Bloggen ist sozial.“
Für mich bedeutet das Bloggen in erster Linie keine Unterhaltung im Sinne von Entertainment. Vielleicht ist das hier aber auch kein klassischer Blog? Wer definiert das überhaupt?
Ich kann mich jedenfalls nicht mit der Beschreibung identifizieren, auch wenn ich zu 100% meine Persönlichkeit miteinbringe und auch meine Form von Humor. Und natürlich Leidenschaft, wovon etwas später im Artikel die Rede ist.
6. Deine Formatierung tut den Augen weh
Bei diesem Punkt werden als No-Gos gelistet: Blocksatzformatierung, keine Unterüberschriften, zu wenige Paragrafen…
Okay, ich verwende zwar Blocksatz, bin aber unschlüssig, ob der jetzt wirklich dafür sorgt, dass ich nicht gelesen werde. Unterüberschriften passen oft gar nicht zu meiner Art des Schreibens und Paragrafen setze ich schon auch mal, aber nicht nach jedem Satz.
7. Du weißt nicht, wer dein Publikum ist
Das unterschreibe ich zu 100%. Ich kenne vielleicht 10 Leser, die alle mal mehr mal weniger regelmäßig vorbeischauen. Viele sind von der Bildfläche verschwunden, aber vielleicht auch einfach nur still… oder beim Logbuch ausgestiegen, weil es zu viel wurde.
„Befrage also ein Publikum. Wer sind sie? Was machen sie? Welche Wörter benutzen sie? Was mögen sie? Was mögen sie nicht? Was hält sie nachts wach?“
Also meine lieben Leser, wer seid ihr? : )
8. Du hast keinen Tribe
„Du hast keine Gruppe, die dir ihr Gehör schenkt. Du hast keinen Clan. Keinen Stamm. Keine Community. Du bloggst einfach … und irgendjemand wird es schon lesen.
Aber als smarter Blogger musst du einen Tribe aufbauen. Ihn erschaffen. Ihn finden.
Ein Tribe ist eine Gruppe von Menschen, mit denen du regelmäßig kommunizierst und die dir ihr Gehör schenken. Sei es über dein Blog, E-Mail oder Social Media.“
„Die meisten Blogger verschwenden ihre Zeit damit, an die Massen zu schreiben. Smarte Blogger dagegen erschaffen einen Tribe.“ [Was ist ein Tribe und warum ist er so wichtig?]
Ich weiß jetzt nicht, wie mein Tribe aussehen könnte. Wenn ich Facebook glauben schenken darf, dann besteht mein Tribe überwiegend aus Frauen, von denen allerdings eine einzige bisher ein Lebenszeichen von sich gegeben hat. Der Rest liked meine Beiträge eher nicht und laut Statistik klickt auch keiner auf irgendeinen Link und ich bezweifle so langsam, ob diese Menschen wirklich existieren…
Eigentlich sehe ich meinen Tribe auch eher in Menschen, die am Denken interessiert sind. Überwiegend also in Philosophie- und Psychologieinteressenten. Oder eben Menschen, die mich auch so kennen und an meinen Gedanken interessiert sind.
9. Du bloggst nicht regelmäßig
Das hat sich definitiv gebessert. Ich vermute sogar, dass ich eher zu viel blogge, weil fast keiner mehr mit Lesen nachkommt.
10. Du promotest deine Artikel nicht
Auch hier gebe ich mir definitiv mehr Mühe. Ich habe eine Facebookseite, wo ich meine Links seit neustem auch mit Einleitungstext poste und bin in einer Gruppe, worüber ich allerdings wohl keine Leser generiere. Eigentlich sollte ich auf den sozialen Netzwerken viel mehr machen, aber das ist einfach nicht meine Art. Ich bin nun mal kein Marketingmensch und will den Leuten irgendetwas andrehen oder mich profilieren. Ich bewundere jeden, der das kann, aber das bin ich einfach nicht und mein Blog ist auch kein Blog, mit dem das funktioniert.
Viellicht ist das aber auch mein Vorteil? Blogs wie meinen gibt es eigentlich auch gar nicht oder sie sind verdammt schwer zu finden… fragt sich nur ob das jetzt eine „Marktlücke“ ist oder dafür spricht, dass sie einfach zu uninteressantsind?
„Vor allem musst du aber eine Beziehung zu deinen Influencern in deiner Nische aufbauen. Das sind zum Beispiel größere Blogger oder Magazine die deine Inhalte teilen … und somit noch mehr Leser für dich gewinnen. Oder setzt noch einen drauf und schreibe Gastbeiträge für diese Seiten.“
Ja, letzteres wäre eine gute Idee… aber dazu müsste ich was Passendes finden. Da ich annehme, dass meine Leser zum Teil wohl auch noch andere ähnliche Blogs lesen könnten: Habt ihr denn irgendwelche Vorschläge? : )
11. Du benutzt kein E-Mail-Marketing
Ich bezweifle, dass das das richtige für meinen Blog wäre und finde es selbst super nervig von anderen Seiten mit Newsletterwerbung begrüßt zu werden. Vielleicht haben sie ja Erfolg damit, aber ich sehe das jetzt nicht als ausschlaggebend für meinen Erfolg oder Misserfolg.
12. Du wartest auf Perfektion
„Du schreibst einen Entwurf. Lässt ihn dann für drei Tage liegen. Dann arbeitest du wieder daran. Hmm … ne … immer noch nicht perfekt. Du machst wieder eine Pause.
Und irgendwie … merkwürdigerweise … veröffentlichst du diesen Beitrag nie. „Er ist noch nicht perfekt“.
Aber Perfektionismus tötet jeden Erfolg.“
Ja, das kommt bei mir sehr häufig vor, ist aber nicht weiter schlimm. Es hat sich seit meinem Corona-Logbuch, wo ich jeden Tag was rausgehauen habe, definitiv gebessert. Und dennoch habe ich unzählige Entwürfe und Ideen in meinen Ordnern. Das liegt aber nicht nur daran, dass ich auf die Perfektion hoffe, sondern weil vieles einfach noch nicht so weit ist. In mir muss es „klick“ machen und wenn es das nicht tut, dann schlafe ich noch eine Nacht drüber. Oder zwei. Oder lege den geschriebenen Text eben ab. Es kann sein, dass mir dann zwei Jahre später das Thema wieder begegnet und ich bereits verfasstes Material miteinbringe. Ich weiß nämlich ziemlich gut über meine Texte Bescheid und finde dann auch das passende wieder.
„Dein Publikum wird dir schon sagen, wie „perfekt“ dein Content ist. Denn dein Publikum ist immer der Richter.“
Da mein Publikum sehr still ist…: Perfekt ist es für mich, wenn ein Leser nachdenkt und hinterher mehr Fragen in sich trägt! : )
13. Du gibst ihm nicht genug Zeit
„Du bloggst eine Woche lang. Hast zwei Artikel mit 400 Wörter geschrieben. Und jetzt wunderst du dich, warum die Besucher ausbleiben. Du schmeißt die Flinte ins Korn. Alles quatsch. Bloggen ist mist! Bringt gar nichts!
Das Problem: Du hast zu früh aufgegeben. Viel zu früh.“
Ja, das Problem hatte ich bei meinen ersten beiden Blogs 2006 und 2007. Diesen hier betreibe ich dafür schon über 12 Jahre, weil ich (entgegen Tipp Nr. 1) eben über meine Gedanken und mich schreibe und das in den Fokus stelle, selbst wenn die Gefahr besteht, dass es keinen juckt. Aber es ist eben das, was diesen Blog ausmacht. Alles andere wäre nicht authentisch und nicht ich.
Sehr schön in den Kommentaren zu lesen war folgende Ergänzung:
„Punkt 14 könnte vielleicht noch sein „Du hast kein Alleinstellungsmerkmal“.“
Ich glaube, dass habe ich definitiv.
Ich bin nun mal keine Influenzerin, Anführerin eines Tribes und will das auch nicht sein. Daher finde ich viele dieser Tips für „normale“ Blogger vielleicht ganz gut, aber nicht für mich. Das meiste davon bin ich einfach nicht.
Ich merke an mir selbst auch, dass meine Art zu bloggen einfach etwas ist, für das man sich Zeit nehmen muss. Das muss man aber wollen. Und dieser Wille wird in der Zeit, in der ich lebe, einfach extrem auf die Probe gestellt.
Eine andere Bloggerin hat das in ihrem Arikel „Wer liest heutzutage noch Blogs?“ (leider) sehr treffend beschrieben:
„Blogs zu lesen ist anstrengend, Bilder auf Instagram anzuschauen ist einfacher“, heißt es oft. Aber ist es wirklich einfacher oder ist die Masse schlichtweg lese faul? Ich denke, wir haben uns an die radikale Digitalisierung gewöhnt. Der Datenaustausch muss schnell und kurz ablaufen. In der virtuellen Welt gibt es keine langsamen Schritte. Alle wichtigen Informationen müssen sofort der Überschrift und Einleitung entnommen werden können, ein langer Text ist dagegen unbrauchbar. Wir wollen möglichst viel in kurzer Zeit konsumieren und natürlich alles in Echtzeit.“
Was fange ich nun also damit an? Weiter recherchieren… vielleicht doch noch einen Tribe oder zumindest eine Zielgruppe finden. Selbst mehr Blogs lesen. Mir bewusst die Zeit für die Menschen nehmen, die wie ich bloggen und das auch würdigen, indem ich auf ihren Blogs kommentiere. Mich verteilen. Sichtbar machen. Nicht aufgeben.
Und akzeptieren lernen, dass ich vermutlich die, die ich erreichen und zum Nachdenken anregen will, nicht erreichen kann, weil sie in einer ganz anderen Welt leben…
na ja, zumindest einer liest deinen blog 😀
Danke! : )
Insgesamt können die Tipps hilfreich sein, wenn ein Blog unter dem gesichtspunkt der Monetarisierung geführt werden soll. Wenn es aber um persönliche Themen geht, sollte man vor allem auf sich selber hören. Wer nur blind Tipp beherzigt, in der Hoffnung, möglichst viele Leser*innen zu erreichen, verliert den Fokus vom eigentlich Wichtigen: Der eigenen Persönlichkeit und Authentizität. Klar, ein bisschen Optimierung kann nicht schaden, man sollte sich aber nicht komplett verbieten. Das Bloggen sollte vor allem Spaß machen und/oder das Schreiben zum eigenen Nachdenken anregen. Verschiedene Bloggende haben sich Anfang des Jahres darüber bereits Gedanken gemacht.