Wenn ich vor dem Spiegel stehe und mich nicht schön genug finde, weil dies oder jenes nicht perfekt ist, kommt automatisch die Frage auf, was ich denn schön finde. Was ist denn mein Schönheitsideal? Wie würde ich denn gerne aussehen? Was gefällt mir nicht an mir? Und je tiefer ich mir in die Augen blicke und meine viel zu großen abstehenden Ohren an meinen Kopf drücke, desto mehr stelle ich fest, dass es das auch nicht ist. Dass sich dadurch einfach nichts an meinem Wert ändert. Und das zu erkennen ist schon echt hart.
Aber es geht noch weiter… denn ich blicke mir selbst nämlich noch tiefer in die Augen, begegne mir dadurch immer mehr und stelle fest: Das, was ich sehe, ist nur eine gottverdammte Hülle. Damit habe ich Glück, okay. Aber sie ist vergänglich und ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich tief in meinem Inneren irgendwie nicht liebenswert genug finde.
Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann merke ich, dass mir das auch keiner abnehmen kann. Keiner kann mir die Liebe geben, die ich mir selbst nicht geben kann. Und ich kann keinem genug Liebe geben, um mich selbst genug liebenswert (gebraucht) zu fühlen. Bzw. kann das irgendwie auch nicht der richtige Weg sein…
Aber was ist denn der „richtige Weg“?
Ich ertappe mich dabei, dass ich mir die Frage stelle: Okay, wie werde ich also liebenswert?
Und ich stelle fest: Genau das ist die absolut falsche Frage. Denn liebenswert kann ich nicht werden. Ich kann es nur sein. Wenn ich das begriffen habe, dann (und nur dann!) bin ich es. Punkt.
Aber so wie ich es nicht wirklich sein kann, wenn ich gut aussehe und mich durch die Komplimente anderer definiere, bin ich es auch nicht, wenn ich es an Bedingungen knüpfe. Das mache ich zum Beispiel, indem ich meinen Wert an meiner Leistung bemesse. Das kann ich auch echt gut – auf der Arbeit wie privat. Immer vollgas, immer mehr und vor allem: Immer mehr als andere!
Im Grunde genommen ist das aber genauso schlimm, wie seinen Wert über das Außen zu definieren und durch Komplimente, die man deshalb bekommt. Nur ist es hier Anerkennung und Bewunderung für mein Handeln, was mir das Gefühl gibt wertvoll zu sein.
Aber all das hat immer noch nichts mit Selbstliebe zu tun. Denn Liebe sollte bedingungslos sein… auch mir selbst gegenüber. Und ich merke gerade: So weit ich auch in den letzten Jahren in dieser Disziplin gekommen bin, so fern ist mir dieser Begriff… Selbstliebe.
Sicherlich ist es ein gutes Zeichen, wenn ich meinen Körper nicht mehr schände, egal durch wessen Hand. Ebenso lobenswert ist es, wenn ich für mich gut und mit Liebe koche, ausreichend schlafe und auf Ausgeglichenheit achte. Aber liebe ich mich deshalb wirklich? Ist es wirklich Selbstliebe, wenn ich weiß, wie ich funktioniere? Und was ist, wenn ich es nicht mehr mache? Was ist, wenn ich all das nicht mehr leisten kann? Was ist, wenn meine Struktur wegbricht? Stellt sich nicht erst dann heraus, ob ich mich selbst liebe?
Als ich vorhin zufällig den aktuellen Trailer zum Kinofilm „Wunderschön“ sah, musste ich an diesen Beitrag denken. Auch wenn es da „nur“ ums Äußere geht.
Interessante Gedanken. Und ich frage mich, inwiefern da auch irgendwas in mir schwelt. Denn eigentlich bin ich soweit zufrieden mit mir. Aber klar, Rückmeldungen von Außen sind schon wichtig, insbesondere die früheren Erfahrungen mit Frauen geben mir da schon zu denken. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Blogbeitrag ?
Eine gute Freundin meint auch immer mal wieder zu mir, ich soll mich nicht immer mit Scherzen über mich selber (wie das Äußere) runtermachen.
Ausreichend Schlaf und Ausgeglichenheit … ich glaub, ich sollte ins Bett ?
Wissen, wie man funktioniert, ist nicht zwingend Selbstliebe, aber meines Erachtens ein guter Weg, die gestellten Fragen besser beantworten zu können.
Klingt sehr interessant!
Hmm…dann solltest du es testen und laaaange in den Spiegel gucken, deinen Gedanken zuhören, sie hinterfragen. Aber Achtung, ich war nach drei Stunden Augenkontakt mit mir selbst und Gedanken aufschreiben wirklich durch und hab geheult ohne Ende…
Recht hat sie! Hinter dieser Art „Humor“, sich selbst so runter zu machen, steckt meist etwas Verborgenes…und das schlimme ist, dass es sich manifestiert in deinen Gedanken und ein negatives Bild nährt.