Ich bin ja schon immer der Meinung gewesen, dass manche Bücher einfach „ihre Zeit“ brauchen, um gelesen zu werden. Man kann sie zwei, drei-, ja sogar fünfmal anfangen und immer noch nicht in der Stimmung sein, sich dem Rest hinzugeben.
Seit längerem führe ich nun schon eine Datenbank, in die ich all meine Bücher eintrage: Name des Autors, Titel, Genre, Kaufort, sowie die Tatsache, ob ich es schon gelesen habe oder nicht, dürfen darin neben der Regalnummer nicht fehlen. Irre nennen mich meine Freunde, ich nenne es Ordnung!
Wie dem auch sei, worauf ich eigentlich hinaus will ist folgendes: Ich führe seit Ende 2013/Anfang 2014 auch eine chronologisch geordnete Liste mit allen Büchern, die ich gelesen habe, ob von mir oder von Freunden ausgeliehen. Für dieses Jahr bin ich schon bei 18 Büchern (und das ist schon recht viel, wenn man bedenkt, dass mir ja eigentlich die Zeit dazu fehlt…)
Es ist schon erstaunlich, dass gerade jetzt so einige Bücher erwachen, die ich vor zwei drei Jahren einfach nicht lesen konnte. Nicht, dass sie nicht interessant gewesen wären und mich das Thema gelangweilt hätte,…nein, es ist etwas Anderes, was einige Bücher ausstrahlen, um mich davon abzuhalten, sie JETZT zu lesen. Sie winden sich und lassen ihre Wörter und Sätze so unverständlich erscheinen. Geht es euch manchmal auch so?
Für ein Buch jedenfalls hat erst vor kurzem die Zeit geschlagen…nach 6 Jahren und zwei Umzügen hat es mich durch seinen beigen Einband angelächelt und wir wussten in dieser Sekunde beide: Jetzt ist es so weit. Jetzt werden wir eins!
Bei diesem Buch handelt es sich um „Haben oder sein“, einem Werk von Erich Fromm, das mir mein erster Psychologe Dr.D. damals empfohlen hatte. Damals war ich wohl noch nicht so weit bzw. hatte wohl nicht den Elan, mich mit Fremdwörterlexikon und Stift und Papier bewaffnet, dem wunderbaren Buch entgegenzustellen. Ich hatte es in den letzten Jahren bestimmt fünfmal angefangen und kam nie über das Vorwort hinaus, weil mich entweder die Inspiration zu einem Text gepackt hat oder ich die Hälfte nicht verstanden habe.
Vor einigen Wochen jedoch habe ich es vollbracht und bin stolz, es gemeistert zu haben und auf meinem Leselevel wieder ein Stückchen empor gestiegen zu sein. Mein Wissen wächst stetig. Das ist schön und beruhigt mich irgendwie….
Jedoch muss ich leider verlauten lassen, dass diese IQ-Jagd auch ihre Nachteile mit sich bringt.
Neulich zum Beispiel habe ich bei einer Buchshoppingtour ein Buch gefunden, das ich schon immer einmal lesen wollte, weil ich angenommen hatte, dass es mir auf meiner Schlacht gegen das Fernsehen neue Erkenntnisse eröffnet. Ähm…nein….falsch gedacht….“Seichtgebiete“ von Michael Jürgs ist nicht, wie ich annahm, eine wissenschaftliche mit leichtem Humor ausgestattete und logischen Argumenten belegte Lektüre, sondern einfach nur ein Buch von irgendjemandem, der sich 25% des Buchinhalts über Mario Barth ärgert und zwischenzeitlich auch mal über Dieter Bohlen. Kein Hintergrundwissen, nur Dinge, die ich sowieso schon lange weiß und objektive Aussagen, die man in dieser Anordnung von Wörtern eher als subjektiv ablegen kann. Schade eigentlich…aber das ist wohl der Beweis, dass meine Theorie auch umgekehrt Sinn macht: Aus manchen Büchern wächst man wohl einfach „buchstäblich“ heraus…