Histrionische Persönlichkeitszüge

Vor einiger Zeit bekam ich einen ganz interessanten Kommentar von “Valium”:

Wenn du dich ja mit Diagnosen so gut auskennst – vielleicht findest du dich darin ja wieder?
http://de.wikipedia.org/wiki/Histrionische_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

Histrione (lat.) ~ Schauspieler

Ich habe mich auch prompt mit dem Begriff auseinander gesetzt und mir ist aufgefallen, dass wirklich sehr viele Symptome auf mich zutreffen. Also habe ich alles mal stichpunktartig zusammengefasst und markiert, wo ich mich wieder erkannt habe:

○ können schnell enthusiastisch Interesse an etwas gewinnen und es ebenso schnell wieder verlieren

○ exzessive, oft theatralische Selbstdarstellung, suchen ständig nach Neuem und nach Stimulation

○ Wunsch im Mittelpunkt zu stehen, dauerndes Verlangen nach Anerkennung, sind stark auf die Bewunderung andere angewiesen, suchen nach Selbstbestätigung und zeigen deutlich ein Bedürfnis nach sozialer Unterstützung

○ meist sozial ungezwungen und kontaktfreudig

○ Egozentrik, Selbstbezogenheit, fehlende Bezugnahme auf andere // eigentlich nicht, ich behandele andere so, wie ich es mir auch von ihnen wünsche (also zum Teil mit extrem übertriebener Liebenswürdigkeit >.<)

○ leichte bis starke Beeinflussbarkeit // nicht immer…aber zu oft ist mir die Meinung anderer viel zu wichtig

○ In Stresssituationen oft Schuldabwehr, Selbstbemitleidung, aber auch aggressives Verhalten // mit der ‚Schuldabwehr‘ bin ich mir nicht sicher…das können andere vielleicht besser beurteilen?

○ Denken sie seien im Grunde genommen unattraktiv, schwaches Selbstbewusstsein, können die eigene Bedeutung nur schlecht einschätzen… // Ja, im Grunde genommen denke ich wirklich so…

○ …haben dafür aber ein sehr ausgeprägtes Gespür, wie andere auf ihr Auftreten (liebenswert, unterhaltsam und interessant) reagieren, andere Leute seien dazu da sie zu bewundern, leichte Verletzbarkeit der Gefühle, geringe Frustrationstoleranz, achten sehr auf andere und sind für deren Reaktionen hypersensibel // Das mit dem ‚hypersensibel‘ trifft wirklich zu und wird jeder, den ich kenne, zu 100 % bestätigen…nur denke ich nicht, dass andere dazu da sind, um mich zu bewundern O.o

○ denken, wenn sie Menschen nicht fesseln würden, seien sie nichts wert, wenn sie Menschen nicht unterhalten könnten, würden diese sie verlassen // manchmal kommt mir wirklich dieser Gedanke…

○ schreiben sich für viele Lebenslagen eigene Rollen zu, die sie perfekt über die Bühne bringen, um sich in der jeweiligen Situation am besten darzustellen (Anpassung an das Umfeld) // Ich habe schon immer das Gefühl gehabt, wie eine Schauspielerin zu sein…und nicht wirklich ‚ich‘

○ Unfähigkeit sich mit sozialgesellschaftlichen Rollen zu identifizieren

○ Automatische Gedanken // z.B. „Ich bin eine Versagerin“…das sitzt so tief in meinem Kopf…

○ Sprachstil ist oberflächlich, detailarm und zuweilen impressionistisch // Nee, das trifft wiederum gar nicht zu, wie ich finde

○ „aufreizende“ Kleidung soll das Signal setzen → „Begehre mich!“ oder symbolisiert den eigentlichen Wunsch nach Zärtlichkeit, was jedoch zu Frustration und der traurigen Annahme führt: „Alle wollen nur mit mir schlafen, lieben will mich keiner.“ // kommt mir sehr, sehr bekannt vor…

○ ausgeprägter innerer Drang, zu flirten und sich (sexuell) verführerisch zu verhalten // Das trifft leider total zu…und würde so einige Probleme mit Männern erklären

○ Innerhalb der Partnerbeziehungen werden immer wieder Liebesbeweise gefordert, die vom Partner oft nicht identifiziert werden können (Bsp.: Normalerweise artikuliert man den Wunsch nach Zärtlichkeit mit der Bitte in den Arm genommen zu werden. Will der HPS-Patient Aufmerksamkeit, sagt er: „Mir geht es so schlecht“. statt die Person anzumahnen: „Ich möchte, dass Du darauf achtest, wie es mir geht“. Der Partner wird also zum Handeln gezwungen (wenn er nicht als herzlos gelten will), kann aber nur schwer rekonstruieren, worum es dem Partner eigentlich geht.) // Ich glaube, das würde der arme Mr. Chocolate SOFORT unterschreiben

○ Selbstmordversuche sind Impulshandlungen im Rahmen der gestörten Persönlichkeit // Jain würde ich mal sagen…ich bin schon so, dass mein Selbstmord nie geplant wäre, sondern aus reinem Impuls vollzogen werden würde…

○ andauerndes manipulatives Verhalten wie Trotzen oder Weinen, um ihren Willen zu erreichen // total kindisch…total wahr

○ andere Personen hätte nicht das Recht ihnen zu verweigern, was ihnen zusteht, glauben ungerecht behandelt zu werden, wenn ihrem Wunsch oder Willen nicht entsprochen wird

Quelle: Hausarbeit (.doc-Datei)

So ist also der Stand der Dinge. Allerdings meinte Dr. Mit, dass ich das wohl nicht habe. Ich sei für eine Persönlichkeitsstörung noch zu jung und die Symptome sind nicht ausgeprägt genug bei mir und treffen auch nicht in jeder Lebenslage zu. Wir haben uns somit geeinigt, dass ich „nur“ histrionische Persönlichkeitszüge habe

Was fange ich nun damit an?
Mir geht es irgendwie besser, seit ich das weiß. Vieles, was mir vorher nicht so recht bewusst war, habe ich herausgefunden. Diese Störung erklärt wunderbar mein Problem, das ich jahrelang mit Männern hatte und es erklärt auch meinen inneren Drang, mein Leben wie ein Drehbuch verlaufen zu lassen, in dem ich die Dramaqueen bin, was ich nun bewusst versuche zurückstellen. Außerdem will ich versuchen, meine Wirkung auf Kerle zu entschärfen, in dem ich von vorne herein noch deutlicher die Fronten kläre. Denn ich mag das nicht, wenn jeder sich gleich Hoffnungen auf Koitus macht, nur weil ich so bin, wie ich bin und offener wirke, als ich es tatsächlich bin…
Außerdem frage ich mich nun so gut es geht, ob das wirklich ich bin, die da handelt und spricht, oder ob ich unbewusst nur wieder irgendeine Rolle spiele.

An meinen automatischen Gedanken arbeite ich auch noch, was allerdings nicht so recht klappt, da ich momentan irgendwie keine bewussten Gedanken erleben will. Ich habe einfach zu viel Angst vor dem Wirrwarr, das in den Tiefen meines Kopfes lauert…weil ich dem schon zu oft begegnet bin…