Zwischen abfinden und untergehen…

„Hey, du bist Journey, alles ist okay. Es ist nichts Schlimmes passiert, nichts Erwähnenswertes vorgefallen…es ist okay. Alles wird gut…du hast dich!“

Ich stehe vor dem Waschbecken im HK und lasse eiskaltes Wasser über meine Arme laufen, während ich mich erfolglos an Selbsthypnose versuche. Ich sehe im Spiegel jemanden, der sich das Deckhaar toupiert und die restlichen Haare hinten hochgesteckt hat. Pfiffig. Aber nicht pfiffig genug…um diesem Moment standzuhalten. Denn alles Individuelle an mir ist gerade nicht individuell genug; nicht gut genug. Und da kann ich noch so interessante Sachen tragen, diskutieren, versuchen gelassen zu wirken. Es reicht nicht. Es reicht nur für jene, die jedes Mal aufs Neue versuchen, mich mit nach Hause zu nehmen. Es reicht für einen großen Bekanntenkreis. Es reicht, um meiner inneren chaotischen Verfassung einen Ausdruck zu verleihen. Es reicht, um ich zu sein. Aber es reicht nicht für Liebe. Alles an mir reicht nicht für Liebe und es reicht auch nicht für Vertrauen. Und wenn, dann geht alles den Bach runter…ich frage mich, warum ich nicht endlich aufgebe, diese ewige Thematik des Alleinseins macht mich irgendwann noch richtig kaputt…

Aber zurück zum Waschbecken: Ich lasse mir also kaltes Wasser über die Arme laufen, obwohl mir selbst irgendwie kalt ist. Innerlich fühle ich mich wie erfroren, quasi wie ein Eiszapfen. Und das alles, obwohl meine Haut heiß ist, als hätte ich Fieber. Letzten Endes drückt mich dann alles nieder und ich weiß irgendwie nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich entscheide mich für beides und doch für nichts und versuche mich zu fragen, wie ich diesen Blogeintrag hier verfassen soll…

Ich versuche also, den ganzen Abend nur an den Blog zu denken und alles im Geiste zu formulieren. Aber es klappt nicht, denn wie immer werde ich von negativen Gedanken heimgesucht, die mich diesmal sogar so hibbelig machen, dass mein Bekannter neben mir Angst bekommt, meine Arme festhalten muss und mich immer wieder fragt, was ich denn nun auf einmal habe…armer Kerl….Ich kann es ihm ja selbst nicht erklären… Immer wieder kommen der Hass auf mich und der Druck, den ich mir wohl auch noch selbst mache. Aber wie soll es auch ohne gehen?

Ich bin nie gut genug! Ich muss mir Druck machen. Ich muss etwas darstellen. Ich muss dies machen. Ich muss jenes machen! Ich muss es schaffen, sonst bin ich weniger als nichts.

Es ist zum verrückt werden…und es lässt sich nicht abstellen. Ich habe zwar das Selbstbewusstsein, Samstagmittags um drei mit Netzstrumpfhose und Hotpants herumzulaufen und mich mit hohen Räten anzulegen, aber woanders scheint es mir extrem zu fehlen…

Aber was ist denn nun eigentlich passiert?
Ich wollte Klarheit. Und ich wollte Mr. Right nicht schreiben, sondern mir noch einmal ein Bild von der Sache machen. Und das habe ich nun…

Ich saß Samstagabend an der Theke vom HK und sah, wie sich ein Kerl mit Hut näherte. Er sprach mich nicht an, nur die Wirtin. Es war natürlich Mr. Right. Und er käme nie auf die Idee, mir Hallo zu sagen, wenn ich ihn nicht gefragt hätte, wie es ihm denn gehe. „Gut!“, meinte er. „Ich habe einen neuen Hut!“ „Schön.“ hörte ich mich sagen. Er fragte daraufhin, wie es mir denn gehe, ich meine „Geht so…“ Und das war’s. So wie es schien, hatte man sich nichts mehr zu sagen.
Er setzte sich dann hinten an den Tisch und zu mir kam ein Bekannter. Wir unterhielten uns nett, bis ein Mädchen in die Kneipe kam und der Bekannte meinte: „Oh oh, Freundin.“ Ich drehte mich nur kurz um, sah das Püppchen und widmete mich wieder meinem Radler. Daraufhin lehnte sich der Bekannte zu mir vor und meinte: „Die heiraten nächsten Monat…“ Und ab diesem Zeitpunkt war ich leicht geschockt vermischt mit einem Scheißegal-Gefühl. Ich verabschiedete mich in Gedanken schon mal von dem Wort Vertrauen und auch von Mr. Right. Denn mit so was will ich mich nicht rumschlagen, niederschlagen. Außerdem erfahre ich so ganz nebenbei, dass er auf seine Mutter steht. Ich denke an die blonde, dominante und laut lachende Frau zurück, sehe mir das Püppchen ohne Ausdruck an, denke an mich im Gothic-Outfit zurück und frage mich, ob der Kerl eigentlich schizophren ist…

Die meisten nennen ihn seitdem „Arschloch“. Aber das erscheint mir nicht passend genug. Er ist es nicht mal mehr wert, hier erwähnt zu werden. Trotzdem macht es mich extrem nieder…aus irgendeinem Grund…lächerlich…aber es ist so.

 

Und was die anderen Kerle angeht…

1904 lässt eher nicht locker und würde mich am liebsten heiraten…aber nur per SMS. Im realen Leben scheint er nämlich zu schüchtern zu sein.

Und Mr. Edeka ruft nur an, um mir zu sagen, dass er Urlaub hat und um hinzuzufügen, dass er keine Zeit für mich hat. Die Gespräche werden echt immer kurioser, falls sie denn stattfinden.

Und der Rest ist zu alt, will nur einmal ins Bett mit mir, würde mich heiraten, wenn er 20 Jahre jünger wär oder findet mich zum Kotzen…

…aber im Prinzip hat das alles keinen wert. Bisher bin ich immer zu dem Schluss gekommen, dass mir Kerle nicht gut tun. Warum sollte sich daran etwas ändern? Stimmt. Tut es nicht, wenn nichts passiert oder nur so ein Schrott, über den ich zwar wunderbar schreiben kann, aus dem ich aber nur lerne, dass es weder Treue, noch Beständigkeit, noch irgendetwas Gutes an einer Beziehung gibt…

Es ist alles so wirr…

 

Es ist Frühling, alles sprießt, Liebe liegt in der Luft, bald heizt der Sommer die Pärchen ein…und irgendwo stellt sich jemand in einen Raum und schreit 80er, um sich abzureagieren. Das wäre dann wohl ich…alleine.

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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2 Kommentare        

Männer und dieser ganze Beziehungskram … das ist wirklich total wirr, immer.
Ich versteh das so gut …
Mr. Right klingt ja wirklich nach nicht erwähnenswertem Arschloch O.o oh Gott…
Irgendwie schwanke ich momentan so zwischen :’Mich macht das alles so traurig‘, ‚Ihr könnt mich alle mal, ich brauch keinen Kerl‘ und ‚Ich resigniere.‘ >.< bescheuert. Männer machen immer alles noch viel verwirrender und komplizierter, als es sowieso schon ist. Aber leider auch interessanter - und wenn man sich trotz Arschloch-Attitüde zu jemandem hingezogen fühlt, dann kann man nicht dagegen ankämpfen >.< kacka. Naja, ich hoffe für dich, dass das alles so bald wie möglich wieder in halbwegs geregelten Bahnen läuft oder du einen für dich perfekten Weg findest, damit umzugehen. btw: Du siehst super aus 😉

Ja…und noch zehn mal wirrer… -.-
Und diese Schwankung kenne ich auch zu gut…und ich habe wohl ein Faible für Arschlöcher…°__°v
Den perfekten Weg habe ich also noch nicht gefunden. Während ich versuche, mich bei den Flirtversuchen von 1904 total doof zu stellen, resigniere ich auch so langsam…und das doofe am Doofstellen ist ja: Beim nächsten Mal sagt der Kerl es noch deutlicher…so langsam gehen mir echt die Ausweichmanöver aus…
Ach, und schön, dass man zumindest weiß, was man nicht will…*seufz*

Und danke! : )

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