Es fällt immer schwerer
Sich zu erinnern
Der Ton ihrer Stimme
Die Farbe ihrer Augen
Ihr ehemals langes
Später kurzes Haar
Nur noch ein Bild
Einer ehemals lebendigen Person
Ihre Ketten um den Hals
Ketten der Angst
Der unsichtbaren Verzweiflung
Das spüren von Metall im Gesicht
Wie sie es einst nannte
Der Liebe zu jemandem
Jemandem
Der ihr nicht gut tat
Der sie kaputt machte
Klein machte
Die Veränderung
Die keinem auffiel
Die sie zu verstecken versuchte
Das dunkle
Die dunklen Worte
Versteckt hinter Ironie
Die ungewisse Zukunft
Die Frau, die bei ihm wohnte
Der Zug
Der sie mitnahm
In eine andere Welt
Wohin
Das weiß keiner
Nur kein Schmerz
Kein Schmerz mehr
Kein warten mehr
Kein Leid
Keine Liebe
Kein Nichts mehr spüren
Erlösung
Zu einem hohen Preis…
Ich denke oft an sie, obwohl sie „nur“ die Bedienung war…ich denke daran, was sie jetzt wohl so machen würde, wie sie in ein paar Jahren wäre, was sie damals erlebt und gefühlt hat und was ihr Ventil war. Ob sie ihr Leben aufgeschrieben oder einfach nur weggeworfen hat. Ob sie dies bedacht und geplant ausgeführt hat oder ob dies eine Kurzschlussreaktion war. Sie ging einfach so. Still. Ohne dass jemand jemals ihre Gedanken erfahren würde, ihre Träume und Wünsche, ihre Lebensgeschichte. Ein 23 Jahre gelebtes Leben. Und die Welt wird nie davon erfahren…
Der Selbstmord einer Person nimmt mich immer sehr mit…und ich finde, man sollte dies niemals tot schweigen. Die Gesellschaft tut dies täglich und keiner erfährt davon. Im Gegenteil: Vielbeschäftigte Menschen ohne Zeit beschweren sich auch noch, warum ausgerechnet jetzt der Zug anhält…
Der 25.09.2009…der Tag, an dem man mich aus dem Nest zerren und Heim schicken musste. Der Tag, an dem meine Tränen kein Ende nahmen. Der Tag, an dem ich mehr über das Leben, den Tod und den Sinn nachgedacht hatte, als je zuvor. Noch nie habe ich in der Öffentlichkeit so geweint…nur wegen einer Person, mit der ich wenige Worte wechselte, sie aber immerzu sah. Und deren Geschichte mich auch heute noch sehr berührt…
…ich denke an dich, Nadine! <3