Morgen beginnt also wieder der Ernst des Lebens für mich. Die 12. Klasse schreit nach vielen Punkten und einem guten Abi, ab jetzt zählt alles. Wenn ich das schaffe, habe ich immerhin das in der Tasche. Und wie mir jeder bestätigen kann und wird, ist das Abi wichtig. Dr.D. meint, ich sollte da positiv rangehen. Als er mich nämlich gefragt hat, was ich erwarte, habe ich gemeint, ich wolle nicht schlechter als 3,0 sein. Er meinte, das sei keine gute Einstellung und ich solle mir lieber vornehmen, alles zu geben. Aber mein Problem ist: Ich erwarte zu wenig von mir. Ich gehe immer in erster Linie davon aus, dass ich es nicht hinbekomme. Die Überraschung ist dann umso größer, wenn ich es doch schaffe. Nur leider kommt erschreckend das „MUSS“ hinzu. Es muss mir gelingen. Auch, wenn ich Angst vor dem Bevorstehenden habe. Angst, dass ich wieder zu wenig gebe, wieder zu den schlechten gehöre, mich wieder alles demotiviert. Dass ich wieder ins Muster einer schlechten Schülerin falle, die morgens nicht mal aufstehen kann…
Doch ich darf mich von dem nicht unterkriegen lassen, auch wenn es mir die Kehle zuschnürt, wenn ich wieder an Referate und den ganzen anderen Kram denke, der einem schnell zu viel werden kann…ich schaffe das getreu dem Satz: Subversion durch Affirmation! Wenn ich mir nur lange genug glaubwürdig einreden kann, dass ich das schaffe und zudem meine Motivation auf einem hohen Level halten kann, dann wird das schon. Und wenn nicht, dann weiß ich, welches Buch als erstes in der Tonne landet mit welchem Buch ich jemandem eine Freude machen kann…
Diese Ferien sind leider ganz anders geworden, als geplant. Ich hätte im Endeffekt die Zeit besser nutzen können und lieber lernen sollen, als anderen Leuten etwas Gutes zu tun. Der Vorsatz „keine Männergeschichten“, den ich mir Anfang des Jahres gemacht habe, hatte im Endeffekt schon Sinn. Ohne Männer wäre ich nämlich weiter gekommen. Ohne Männer wäre es aber nicht so lustig gewesen…bzw.: Einen Mann. Mit den anderen war ich nur was trinken, was auch sehr lustig war.
Im Prinzip hat alles ganz gut angefangen. Ich habe mehr gelebt, als geschrieben, was auch mal eine nette Erfahrung war. Meinen winzigen Tagebucheinträgenstichworten auf dem Psychoblock* kann ich entnehmen, dass es mir doch ganz gut ging. Die Zeiten, in denen ich mir wünsche, nie gewesen zu sein, werden seltener, bzw. die Abstände dazwischen werden größer und die melodramatischen Phasen kürzer. Aber sie sind dennoch da.
Diese Ferien bestanden neben guten Phasen aber auch aus Angst, Schlafstörungen, unnötiger Arbeit, Schulden … Erst gegen Ende habe ich gelernt, mir die kostbare Zeit und das Geld zu nutze zu machen und einzuteilen, zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht. Und ich hoffe, ich werde das auch die nächsten zwei Jahre beherrschen, wenn es um Klausuren und Referat-Abgabetermine geht.
Aber das ist nicht das einzige, was ich lernen muss. Da kommt noch einiges auf mich zu…mein Weg ist mit Sicherheit nicht geräumt.
*sagt Wal-E immer, wenn ich im Nest mit was zu schreiben herum renne.