Flucht

Manchmal würde ich am liebsten in irgendeinen Zug steigen und einfach abhauen. Vor allen Problemen weglaufen, mich in ein Abenteuer stürzen, mit Leuten an Theken diskutieren, durch die Städte ziehen, ich sein. Mir keine Gedanken darüber machen, ob ich ein Referat vorgetragen bekomme oder nicht. Einfach keines mehr halten. Mein Wissen nutzen und mit den Leuten reden. Ohne Druck. Ohne Zwang. Ohne Noten.

Wenn man mich nun Fragen würde, wo ich in diesem Augenblick am liebsten wäre, dann wäre die Antwort vermutlich Berlin. Aber es scheitert immer am Geld. Ich bin vielleicht in dieser Hinsicht zu verwöhnt…denn es geht auch ohne. Aber ohne sicheres Flugzeug oder den sicheren Zug ist es ja soooo gefährlich. Am liebsten würde ich in einem LKW mitfahren wie bei BuchstabiermirLKW.
Aber ich würde nur so weit fahren, wie ich komme, die Stadt erkunden, vertrauen lernen, irgendwo übernachten, den Leuten mal von meinem Leben erzählen, anstatt immer nur Lebensgeschichten zu sammeln und wenig zurückzugeben. Ich würde von meinem Blog erzählen, vom Jungen ohne Schuhe, von rotlackierten Fingern, von meinen Träumen, meiner Kindheit, davon, dass im TV nur Mist läuft, von dem Untergang der Kultur und der Gesellschaft,…Ich würde jedem erzählen, dass ich nur für das schreiben und das Leben lebe. Auch wenn meine bisherigen Assoziationen mit dem Leben nur mit Leid, mehr oder weniger „kaputten“ Existenzen und Lebensgeschichten gespickt sind. Ebenso hat das Leben als Leben für mich mit Drogen (auch wenn ich selbst nichts konsumiere), Depressionen, Verzweiflung, Panik, Selbstmord und anderen „krassen“ Sachen zu tun. Für mich ist und war das Leben nie etwas, das ich einfach gedankenlos in Zusammenhang mit dem Begriff „rosig“ gebracht habe. Für mich bedeutet leben überleben. Auch wenn das nicht immer gelingen mag.
Vielleicht bin ich nicht direkt mit Gewalt und Missbrauch in Verbindung gekommen. Aber ich denke, ich habe schon viel gehört, mitbekommen und gesehen. Vielleicht zu viel, als für mein Alter gut ist. Aber das ist mir egal.
Ich bin ich.
Und so wie ich bin würde ich jetzt am liebsten durch die Länder reisen. Nur für ein paar Tage, Wochen, Monate. Einfach mit der Gewissheit reisen, immer wieder in das ruhige und verschlafene K. zurückkehren zu können. Was habe ich von einem Au Pair Jahr? Oder von Schüleraustauschen? Es gibt mehr. Mehr als einmal im Jahr Urlaub auf Ibiza. Mehr als mit dem Campingbus in Italien rumgurken. Mehr als einfach nur Städtetouren machen und trocken die Sehenswürdigkeiten abfotografieren. Ohne Erinnerung. Ohne Verbindung. Ohne Vergangenheit. Nur, um mal da gewesen zu sein.
Es gibt so viel Leben. Und am Liebsten würde ich mich an die Straße stellen und mich mitnehmen lassen. Ins Ungewisse. Richtung Berlin. Richtung Dänemark, Holland, egal. Frankreich. Paris…irgendwohin. Alles und nichts sehen. Die Muse finden. Schreiben am Fenster eines Ein-Stern-Hotels im obersten Stock, die kalte Brise ins Gesicht wehen lassen. Beobachten. Sehen wie es dunkel wird bis die schwarze Nacht hereinbricht. Die Lichter in der Stadt wahrnehmen. Man selbst sein. Frei sein.
Doch man lebt eben nur beschränkt in seiner kleinen Welt. Reist dahin, wo man weiß, dass das Essen gut ist. Reist mal dort hin, mal dahin…aber ich…ich will frei sein. Ein Abenteuer erleben. Ich will keine Panik mehr bekommen. Ich will nicht blockiert werden…
Ich will mehr „leben“…und darüber will ich schreiben…über das Leben. So wie es ist oder eben nicht ist. Alles und nichts…

Danke fürs Lesen…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

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