Ein bisschen Stille

Es ist 20:43 Uhr und jedes Mal, wenn ich auf dem Balkon eine rauche, kommt mir diese Stadt wie tot vor. 6000 (?) Einwohner hat sie meines Wissens. Aber ich frage mich doch stark, wo die alle sind bei einer Hauptstraße und einigen Seitengassen. Manchmal komme ich mir vor, als sei ich der einzige Mensch. Ich merke, wie ich immer weniger mit mir selbst rede. Werde ich etwa auch still? Tot? Es wird Zeit, dass ich unter die Leute gehe…aber eines will ich definitiv nicht. Zurück nach V.

Vielleicht brauche ich ja nur jemanden, der mich ab und zu anruft, dem ich wichtig bin. Einen Mann. Am besten den vom Möbelhaus, dem ich noch ein paar Mal beim „Runden drehen“ begegnet bin und der von mir nur weiß, dass ich umgezogen bin, viele Klamotten haben muss und eine Küchenbar besitze. Und dass ich keine Hi Fi Anlage habe. Er scheint hingegen ein Musikfan zu sein. Am liebsten würde ich mit ihm ins Gespräch kommen, aber es geht eben nie über ein paar Sätze hinaus. Ich war die letzten Tage nämlich öfters da. So ganz rein zufällig versteht sich. ; )

Nee, aber mal im Ernst. Die einzige Person, die anruft ist Mary. Mal abgesehen von U. Ansonsten schert sich jeder nur so um sein Leben. Gut…das mache ich ja auch…aber…verdammt. Hätte ich Freiminuten und Zeit, sähe das vermutlich auch anders aus. Ich würde wohl immer Dieter anrufen, da ich mit ihn noch am meisten von allen rede. Jo sieht man gar nicht mehr. Jo war am Samstag auch nicht auf der Party von Mister, von der ich aus Zeitmangel noch gar nicht berichtet habe…

Aber da gab es auch nicht viel zu berichten. Es waren nette Leute da, die Freundin von Mister hat mich beim Essen immer angegiftet. Bei jedem Bissen, bei dem sie vom Teller aufgeblickt hat, hat sie mich angesehen nach dem Motto, was ich denn hier zu suchen hätte. Und dabei saß sie im Winkel zu 90 ° und einen Tisch weiter weg von mir. Schade. Das wird wohl keine nette Bekanntschaft werden. Immer dieses „Konkurrenzdenken“ zwischen Weibern…furchtbar.

Ansonsten gibt es nichts Neues an Klatsch und Tratsch aus V. Meine Friseurin ist solo, Teesorte ist immer noch vergeben…und das, obwohl sie den Kerl eigentlich gar nicht wirklich will. Er tut mir hierbei richtig Leid, da ich ihn ja auch schon eine Weile beobachtet habe, bevor es da gefunkt hat. Er war immer so still. So traurig. So verdammt unauffällig. Durch Teesorte ist er richtig aufgeblüht und in die Kneipengemeinschaft integriert worden. Und mir bricht es das Herz, wenn ich sehe, wie Teesorte sich ein Schorle nach dem anderen kippt und er daneben steht und sich Sorgen macht. Was er natürlich nicht sagt. Aber ich sehs ihm irgendwie an, dass ihm das nicht so passt und sie ihm sehr wichtig zu sein scheint. Süß, dass es sowas noch gibt. Auch wenn es immer kompliziert ist und man von außen nie sehen kann, ob ein Paar nun glücklich ist oder eigentlich nicht. Ich als Pessimistin, die noch nie eine richtige Beziehung hatte, gehe in erster Linie davon aus, dass es überall Komplikationen und Konflikte gibt. Mal mehr, mal weniger. Mal lösbar, mal eben nicht. Beziehungen…sind wirklich ein Thema für sich…

 

Was mir noch dazu einfällt…

Es ist Frühling, die Blümchen blühen, die Bienchen summen, Pärchen laufen Arm in Arm, Hand in Hand durch die Straßen. Frisch verliebt, aufgetaut vom Winter und angelockt von der Wärme, der Hitze, der Leidenschaft…Liebe liegt in der Luft!

Wenn ich das so lese, will ich irgendwie wieder Winter. Ich will es nass kalt, entemotionalisiert, rational, vernünftig. Ich mag nämlich keine Emotionen. Und genau das werde ich noch in mein Lerntagebuch schreiben. Liebe bringt mich um und ich hasse Gefühle und wäre immer noch gerne eine Maschine.

Mein Pädagogiklehrer muss aber auch denken, dass ich ein interessanter Fall bin. An mir scheint erziehungstechnisch alles schief gegangen zu sein, was nur geht…und das schlimmste ist, dass sich alle fünf Minuten meine Meinung ändert. Besonders die zum Thema Liebe. Von Trauer zu Abscheu. Aber etwas Positives kann ich diesem Gefühl immer noch nicht abgewinnen…

Posted by Journey

Kategorie: Allgemein

Autor: Journey

«      |      »

1 Kommentar        

ich muss sagen, dass mir deine letzten 2 artikel sehr gut gefallen haben. ich lese deinen blog jetzt schon seit einiger zeit und irgendwie wirkst du jetzt ein bisschen positiver eingestellt.
schön, dass du jetzt deine eigene wohnung hast und, dass es dir dort besser geht. alles gute für die zukunft und liebe grüße 🙂

Schreibe einen Kommentar